Bandidos in Köln Rocker gibt sich als Polizist aus

Köln · In Köln konnte die Polizei ein Mitglied der Rockerbande Bandidos festnehmen. Er soll der Kopf einer Bande sein, die sich als Polizisten ausgeben und so organisierte Seniorenabzocke betreiben.

Beamte eines Spezialeinsatzkommandos haben am Freitagmittag im Kölner Stadtteil Zollstock ein Mitglied der Rockergruppe Bandidos festgenommen. Gegen den 24-Jährigen lag ein Hafbefehl vor. Er wird beschuldigt, der Kopf einer Bande zu sein und mit dem "falschen Polizisten"-Trick Senioren um ihre Ersparnisse gebracht zu haben. Sein international gesuchter Bruder habe ihm dazu die nötigen Anweisungen gegeben. Der 30-Jährige soll sich in die Türkei abgesetzt haben.

Die Polizisten durchsuchten am Montag vier weitere Wohnungen in Marienburg und in der Kölner Südstadt. Den fünf Bewohnern wird vorgeworfen, bei den Straftaten als Abholer beteiligt gewesen zu sein. In einer der durchsuchten Wohnungen an der Mertener Straße fanden die Beamten einen 20-jährigen Tatverdächtigen, den sie mit aufs Polizeipräsidium nahmen. Bei den anderen Durchsuchungen konnten die Polizisten niemanden antreffen. Sie haben aber Mobiltelefone und schriftliche Aufzeichnungen als Beweismittel sichergestellt. Außerdem beschlagnahmten die Beamten eine kleine Menge an Betäubungsmitteln.

Schon im Oktober letzten Jahres gingen bei der Polizei vermehrt Anzeigen wegen Betrugsdelikten durch "falsche Kriminalbeamte" ein. Allein in Köln und Leverkusen sind hunderte dieser Fälle bekannt. Die Polizei stellte bei ihren Ermittlungen fest, dass die verantwortlichen Drahtzieher der Bande alle Aktionen von der Türkei aus steuern. Ihr Vorgehen war immer gleich: Aus einem Callcenter heraus wurde ein Anruf bei den Senioren getätigt.

"Hier ist die Polizei. Schließen Sie bitte sofort Ihre Fenster und Türen. Es handelt sich um einen Notfall. Wir haben einen Einbrecher festgenommen und bei ihm eine Liste mit Zielorten für weitere Einbrüche gefunden. Ihr Name steht auch auf dieser Liste!", so die Nachricht, die den Senioren überbracht wurde.

So wollen die Täter bei ihren Opfern Verunsicherung und Angst auslösen. Sie schaffen es mit technischen Hilfsmitteln, sogar die Rufnummer der Polizei auf dem Display der Opfer-Telefone anzeigen zu lassen. Dann fordern die Betrüger die Geschädigten dazu auf, ihren Schmuck und Bargeld an einen Zivilpolizisten zu übergeben. Der Abholer nimmt die Wertgegenstände in Empfang und entkommt in dein meisten Fällen unerkannt.

Der 24-jährige Tatverdächtige wurde vorläufig festgenommen, die Ermittlungen der Polizei sind noch nicht abgeschlossen. (ga)

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