Umweltfreundlicher Nahverkehr Regionalverkehr steigt linksrheinisch auf Wasserstoffbusse um

Rhein-Sieg-Kreis · Der Kreis investiert mehr als vier Millionen Euro in emissionsfreie Verkehrsmittel. Der Regionalverkehr Köln will ab 2019 zehn umweltfreundliche Busse im linksrheinischen Kreis einsetzen.

Der Klimawandel und die Feinstaubbelastung in den Städten stellt auch den Rhein-Sieg-Kreis vor schwierige Aufgaben. Mit einem Pilotversuch im öffentlichen Nahverkehr will der Kreis jetzt einen neuen Weg gehen. Der Kreisausschuss stimmte am Montag einstimmig für die Anschaffung von zehn Wasserstoffbussen durch die Regionalverkehr Köln (RVK). Bereits ab 2019 sollen die mit Brennstoffzellen betriebenen emissionsfreien Riesen auf dem von der RVK bedienten Gebiet des linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreises Fahrgäste befördern. „Wir können noch nicht sagen, auf welchen Linien sie fahren. Sicher ist aber: Im Binnenverkehr des Kreises, zwischen Bornheim und Wachtberg“, sagt Eugen Puderbach, Geschäftsführer der RVK.

Die Anschaffungskosten der Busse liegen bei rund 6,7 Millionen Euro. Davon werden 3,7 Millionen Euro durch bereits bewilligte Fördermittel bestritten. Auf den Kreis kommen somit Investitionskosten von rund drei Millionen Euro zu. Mit der Anschaffung der Busse allein ist es allerdings nicht getan. Die RVK plant zudem den Bau einer Wasserstofftankstelle an ihrer Niederlassung in Meckenheim. Kosten: rund 1,2 Millionen Euro, bei einer Förderung in Höhe von 820.000 Euro. Damit sind die jährlichen Mehrkosten der neuen Technik rund eine halbe Million teurer als die Anschaffung neuer Dieselfahrzeuge. Noch nicht einberechnet sind weitere Kosten für den Betrieb der Tankstelle sowie für die Wartung und den Treibstoff der Busse.

Industrie im Kölner Raum liefert den Wasserstoff

„Es ist wichtig, dass wir diesen Schritt gehen, nicht zuletzt, um das zögerliche Vorgehen der Autoindustrie zu forcieren“, sagt Torsten Bieber, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion. Laut Sebastian Hartmann (SPD) übernehme der Kreis in diesem Bereich eine Vorreiterfunktion: „Wenn es die Nähe zur chemischen Industrie in der Region schon gibt, dann ist das eine gute Ausgangsposition, um den Einstieg in die Technologie zu schaffen.“

Hartmann spielt dabei auf die Versorgung der Busse mit dem Antriebsstoff Wasserstoff an. Diesen will die RVK als Abfallprodukt von der Industrie im Kölner Raum beziehen. Dadurch fallen auch bei der Herstellung und Beschaffung des Treibstoffes keine zusätzlichen klimaschädlichen Emissionen an.

„Wir könnten jeden Tag 3000 Busse betanken und würden kein Versorgungsproblem bekommen“, erklärt Puderbach. Wasserstoff falle bei der Chlorproduktion an und sei in der Industrie in Hürth und Wesseling genügend vorhanden. Der Preis für ein Kilogramm Wasserstoff liegt laut Puderbach zwischen 4,90 und 8,50 Euro. Das entspricht etwa einem Preis von rund einem Euro pro Liter Diesel.

Andere umweltfreundlichere Alternativen zum Dieselmotor wie der Elektroantrieb habe die RVK nicht in Erwägung gezogen. Die Reichweite eines batteriebetriebenen Busses liege heute bei etwa 60 Kilometern. „Da müssten wir morgen gar nicht erst den Betriebshof verlassen“, so Puderbach. Zum Vergleich: Bei den Wasserstoffbussen reiche eine Tankfüllung für rund 350 Kilometern. Entscheidend sei aber die Einsparung von klimaschädlichen Emissionen. Jeder Wasserstoffbus, der statt eines Diesels angeschafft werde, spare rund 50 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, wie der RVK-Chef erklärte.

Und noch ein weiterer Vorteil biete die Brennstoffzelle. Im Gegensatz zur Entsorgung von Batterien der E-Autos, falle bei der Brennstoffzelle keinerlei Sondermüll an, wie Puderbach auf Nachfrage der Linksfraktion erklärte.

RVK will auf emissionsfreie Busse umsteigen

„Wer klar sieht, erkennt den Klimawandel deutlich“, sagt Puderbach. „Es ist so wichtig, dass nach jahrelangen Vorbereitungen jetzt endlich etwas passiert und die Bürger Ergebnisse sehen.“ Bereits seit 2011 bringt die RVK zwei Wasserstoffbusse der ersten Generation im Linienverkehr im Rhein-Erft-Kreis sowie im Stadtverkehr in Brühl und Hürth zum Einsatz.

Die abschließende Entscheidung des Kreistages zur Anschaffung der Wasserstoffbusse am 14. Dezember soll für die RVK den Startschuss für den anvisierten Komplettumstieg auf emissionsfreie Fahrzeuge sein. So hat die Verkehrsgesellschaft bereits einen zweiten Förderantrag für weitere Wasserstoffbusse gestellt. Damit könnte sich ihre Zahl im Kreis ab 2019 auf 15 erhöhen.

Weitere 15 Wasserstoffbusse wird die RVK im Rheinisch-Bergischen-Kreis und fünf im Stadtverkehr in Hürth und Brühl einsetzen. Bis 2030 will die RVK vollständig auf emissionsfreie Fahrzeuge umsteigen. Ein Sicherheitsproblem stelle sich beim Wasserstoff übrigens nicht, so Puderbach: „Moderne Brennstoffzellen sind so gut abgesichert – da ist fast jedes Dieselauto unsicherer“. Svenja Udelhoven, Kämmerin des Kreises, begrüßte die Zustimmung der Kreispolitik für das RVK-Vorhaben. „Die Investitionen in die Brennstoffzellen-Hybridtechnik ist ein weiterer Meilenstein in der langjährigen guten Zusammenarbeit zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis und der RVK, hin zu einem klimafreundlichen ÖPNV.“

Der Rhein-Sieg-Kreis ist über die Kreisholding Rhein-Sieg mit 12,5 Prozent an der RVK beteiligt. Zu weiteren Gesellschaftern zählen die Stadtwerke Bonn, der Rheinisch-Bergische-Kreis und der Oberbergische Kreis.

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