Landwirtschaft im Vorgebirge Rübenbauern demonstrieren vor der Zuckerfabrik in Euskirchen

EUSKIRCHEN · Die Landwirte sprechen von existenzbedrohenden Wettbewerbsnachteilen durch die europäische Agrarpolitik.

 Zuckerrübenbauer und Werksmitarbeiter der Zuckerfabrik fordern faire europaweite Wettbewerbsbedingungen

Zuckerrübenbauer und Werksmitarbeiter der Zuckerfabrik fordern faire europaweite Wettbewerbsbedingungen

Foto: Gerda Saxler-Schmidt

Rund 150 Rübenbauern aus der gesamten Region haben gestern mit Werksangehörigen der Zuckerfabrik gegen Wettbewerbsnachteile für heimische Rübenbauern und Wettbewerbsverzerrungen in Europa demonstriert. Auf Transparenten forderten sie unter anderem „Faire Wettbewerbschancen für rheinische Rübenbauern“ und „Einheitliche EU-Pflanzenschutzzulassungen für den Rübenanbau“. Johannes Brünker, Landwirt aus Swisttal, sprach für den Rheinischen Rübenbauern-Verband von „ruinösem Wettbewerb unter den europäischen Zuckererzeugern und Rübenbauern“, die durch Wettbewerbsverzerrungen zusätzlich verschärft würden.

„In elf von 19 EU-Staaten werden Beihilfen für den Rübenanbau, sogenannte gekoppelte Zahlungen, gezahlt. In Deutschland nicht“, sagte er. Anders als in zwölf von 19 EU-Staaten per Notfallverordnung ermöglicht, dürfen Rübenbauern in Deutschland auch die seitens der EU verbotenen Neonicotinoid-haltigen Rübenbeizen (Saatgutbeizen) zur Bekämpfung virusübertragender Blattläuse nicht einsetzen. Das Bundeslandwirtschaftsministerium lehne den Einsatz strikt ab, obwohl der Verzicht mit Ertragsverlusten und Einkommenseinbußen verbunden sei, so der Verband. „Rüben blühen im Anbaujahr nicht und werden somit nicht von Bienen angeflogen. Bienen werden deshalb auch nicht geschädigt“, erläuterte Brünker.

Die rheinischen Rübenbauern fordern von der Agrarpolitik eine schnellstmögliche Kurskorrektur: Die europaweite Abschaffung von gekoppelten Rübenbeihilfen und die EU-weite Vereinheitlichung von Pflanzenschutzmittelzulassungen. Nur so könnten das „wichtige Fruchtfolgeglied Zuckerrübe“ und somit Tausende von Arbeitsplätzen in der verarbeitenden Industrie erhalten bleiben, so Brünker. Betroffen sind allein im Rheinland rund 4 000 Rübenbauern, so der Vorsitzende des Rheinischen Rübenbauer-Verbandes, Bernhard Conzen, in ganz Deutschland rund 30 000. Nach dem vergangenen trockenen Jahr seien „die meisten Betriebe hier unter Wasser, wir kämpfen ums Überleben“. Pfeifer & Langen unterstützt die Protestaktion, so Heinz Leipertz, Leiter Region Rheinland: „Wir brauchen unsere Partner. Wenn der Wettbewerb verzerrt ist, trifft uns das.“

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