Kölner Behörde wollte Ermittlern Zeit geben Polizei war Brisanz der Silvesterübergriffe früh klar

Köln · Die politische Brisanz der sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht war der Kölner Polizei einem Medienbericht zufolge schon am Mittag des Neujahrstages bekannt.

Nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ verzichtete die Behörde wegen des „sensiblen Themas rund um die Flüchtlings-Thematik“ an jenem Tag auf eine Pressemitteilung und schob diese erst am 2. Januar um 17 Uhr nach.

Man habe den Ermittlern Zeit geben wollen, „die Anzeigen zu sichten und mögliche Täterhinweise filtern zu können“, habe die ehemalige Leiterin der Polizei-Pressestelle dazu in einer internen E-Mail vom 8. Januar erklärt. Die Mail ist nach den Angaben eines von mehreren tausend vertraulichen Dokumenten rund um die Silvesternacht, die die Zeitung ausgewertet habe.

Ein Sprecher der Kölner Polizei konnte den Bericht weder bestätigen noch dementieren. Er verwies am Freitagabend darauf, dass die Pressemitteilungen zur Silvesternacht auch schon ein Thema im Untersuchungsausschuss des Landtags von Nordrhein-Westfalen waren.

Konkret ging es darum, dass die Polizei die Öffentlichkeit zunächst nur schleppend über die massiven Übergriffe informiert hatte. Die Pressestelle der Polizei hatte Neujahr friedliche Feiern und eine entspannte Einsatzlage vermeldet. Als diese Pressemitteilung am Neujahrsmorgen entstand, seien der Leitstelle erst drei Sexualdelikte bekanntgewesen, sagte die ehemalige Leiterin der Polizei-Pressestelle in Köln im Untersuchungsausschuss des Parlamentes Anfang März.

Nachdem im Laufe des Neujahrstages eine größere Zahl von Straftaten bekannt wurde, habe man auf eine Korrektur der ursprünglichen Mitteilung verzichtet, weil der Sachstand noch zu unklar gewesen sei. Erst einen Tag später informierte die Polizei über die Übergriffe.

Rund um den Kölner Hauptbahnhof waren in der Silvesternacht massenweise Frauen von Männergruppen - nach Angaben von Zeugen vor allem nordafrikanischer oder arabischer Herkunft - umzingelt, sexuell bedrängt und bestohlen worden.

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