Neue Kurzstreckenregelung im VRS-Gebiet Politiker wollen Umsteigeverbot kippen

Köln · Das Umsteigeverbot auf Kurzstrecken kommt in Köln vermutlich gar nicht erst zum Einsatz. Die Ratsfraktionen wollen die neue Regelung in einem gemeinsamen Antrag rückgängig machen. Auch in Bonn gibt es erste politische Initiativen.

Das am 1. Januar vom Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) eingeführte Umsteigeverbot auf der Kurzstrecke hatte bei vielen Kunden für einen Aufschrei der Entrüstung gesorgt. Der war offensichtlich so laut, dass die Politik sich nun zum Handeln gezwungen sieht. In Köln fordern SPD, CDU, Grüne, Linke, FDP, die Gruppen von der Guten Wählergruppe Köln (GUT) und die Piraten, die neue Regelung rückgängig zu machen.

In dem gemeinsamen Antrag für die nächste Sitzung des Verkehrsausschusses am 31. Januar wollen die Parteien die Verwaltung beauftragen, eine Umsteigemöglichkeit auf der Kurzstrecke wieder einzuführen. Darüber hinaus werden die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) gebeten, bis zum diesem Zeitpunkt "auf die Anwendung der neuen Kurzstreckenregelung zu verzichten".

Jürgen Fenske, Vorstandsvorsitzender der KVB, begrüßt die Forderung der Fraktionen: "Wir befürworten die Initiative aus der Politik, weil es eine eindeutige Kundenreaktion auf die geänderte Kurzstreckenregelung gegeben hat." Die Stadtwerke Bonn (SWB) wiesen darauf hin, dass kein Verkehrsunternehmen eigenmächtig die Regelung kippen könne. "Es gibt keine Insellösung. Diese Frage kann nur verbundweit gelöst werden", sagte SWB-Sprecher Michael Henseler. Dafür müsse die Verbandsversammlung sich erneut mit diesem Thema befassen. Man wisse, dass die neue Regelung für einige Kunden von Nachteil ist. „Am fairsten wäre ein Flächentarif, der nach der Entfernung abgerechnet wird“, sagte Henseler.

Auch in Bonn regt sich Widerstand gegen das Umsteigeverbot. Die SPD-Ratsfraktion hat einen Dringlichkeitsantrag vorbereitet, der ebenfalls fordert, dass die VRS-Zwecksverbandsversammlung die neue Regelung wieder zurücknimmt. Bis zu einer Entscheidung sollen die Stadtwerke Bonn das Umsteigeverbot auf ihren Fahrzeugen aussetzen.

"Ich habe in der Versammlung zwar für das Verbot gestimmt, dachte allerdings, dass es lediglich für die Nutzung der Fahrzeuge der Schnellbusunternehmen gilt", sagte Gereon Schüller. Der SPD-Ratsherr sitzt neben Rolf Beu (Grüne) und Henriette Reinsberg (CDU) als Vertreter des Stadtrates in dem VRS-Gremium. Die Stadt Bonn wird durch ihren Stadtbaurat Helmut Wiesner dort vertreten.

Der VRS sieht hingegen keinen Handlungsbedarf. „Es ist eine Regel, die einfach zu merken ist und nur einen kleinen Teil der Kunden verärgert“, sagte Holger Klein, Pressesprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg, auf Anfrage des GA. Hintergrund der Neuregelung sei, dass die Verkehrsunternehmen aus den ländlichen Gebieten eine Abschaffung des Kurzstrecken-Tickets gefordert hätten. Auf dem Land könnten Fahrgäste eine viel größere Entfernung auf der Kurzstrecke zurücklegen als in der Stadt, lautete die Begründung.

Die 28 angeschlossenen Verkehrsunternehmen des VRS hätten sich nach Diskussionen im Unternehmens-Beirat schließlich auf das Umsteigeverbot geeinigt. Zweifellos ein Kompromiss: Während die ländlichen Verkehrsunternehmen auf Abschaffung gepocht hatten, ärgern sich Fahrgäste in den Großstädten nun über die zusätzliche Hürde im Nahverkehr. Auch die Bonner Stadtwerke hatten für das Umsteigeverbot gestimmt.

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