Lösungsmittel im Grundwasser, Schmieröl im Boden Sonderuntersuchung nach Vorfällen bei Shell

Region · Die Shell Rheinland Raffinerie sieht trotz Schadensfällen auf ihrem Gelände in Köln-Godorf keine Gesundheitsgefahr in der Umgebung. Die Bezirksregierung Köln hat inzwischen eine Sonderuntersuchung angefordert.

Obgleich auf dem Godorfer Gelände der Shell Rheinland Raffinerie Schadstoffe in grundwasserführenden Schichten gefunden wurden, gehen die Verantwortlichen von keiner Gesundheitsgefahr aus. Das sagte Shell-Sprecher Jan Zeese am Freitag auf Anfrage des General-Anzeigers.

Wie berichtet, hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass infolge einer im September festgestellten Leckage das damals ausgelaufene Solvent Naphtha bis zu acht Meter tief im Boden gefunden worden sei. „Dieser Verdacht hatte seit 14 Tagen bestanden und sich nun bestätigt“, sagte Zeese. Shell hatte darüber am Donnerstag in seinen regelmäßigen Nachrichten berichtet, die in der Rubrik „Aus dem Betrieb“ auf der Internetseite des Konzerns zu lesen sind.

Wie berichtet, war im September bei einer routinemäßigen Kontrolle ein Leck an einer Rohrleitung festgestellt worden. Durch dieses waren bis zu 270 Liter des gesundheitsschädlichen Solvent Naphtha ausgelaufen. Dieses wird als Lösungsmittel verwendet. Aufgrund der Menge des ausgelaufenen Stoffes wurde der Vorfall damals von den Verantwortlichen als „geringfügig“ eingestuft.

Laut Zeese befindet sich der Schaden in vier bis acht Metern Tiefe. Das Grundwasser sei in der Regel zehn Meter tief im Boden, könne aber auf acht Meter ansteigen. Zugleich betonte er, dass das Grundwasser an den Werkgrenzen kontrolliert werde. Daher gehe man nicht von einer Gefahr für die Bevölkerung aus.

Die Dimension des Schadens sei Gegenstand weiterer Untersuchungen, sagte der Shell-Sprecher weiter. Für die grundwasserführende Schicht werde in der Folge ein Sanierungsplan erarbeitet. Die zuständigen Behörden seien über die neue Entwicklung informiert, heißt es wiederum in der Veröffentlichung von Donnerstag.

Weiterer Schaden auf Gelände in Godorf

Dieser Mitteilung ist überdies zu entnehmen, dass auf dem Gelände in Godorf ein weiterer Schaden festgestellt worden sei. Wie Zeese auf GA-Anfrage näher erläuterte, handle es sich dabei um Schmieröl, das vier bis sechs Meter tief im Boden sei. Es werde nun untersucht, ob es sich um einen Altschaden handle oder ob das Schmieröl vielleicht schon im Boden gewesen sei, bevor die Raffinerie gebaut worden sei, so Zeese. Der Schaden hat dem Sprecher zufolge aber nichts mit dem Leck von September zu tun, da es sich um einen anderen Stoff handle.

Mit Blick auf die Leckage von September teilt Dirk Schneemann von der zuständigen Bezirksregierung Köln auf GA-Anfrage mit, dass der Umfang der Grundwasserverunreinigung unbekannt sei, aber derzeit ermittelt werde. „Bereits nach der Häufung von Rohrleitungsleckagen im Jahr 2013 wurde gegenüber Shell veranlasst, dass in einem mehrjährigen Programm alle Rohrleitungen der Raffinerie einer systematischen Prüfung mit erweiterten Kriterien unterzogen werden“, so Schneemann weiter. Nach dem jetzigen Schadensereignis sei zudem eine Sonderuntersuchung an der betroffenen und anderer Rohrleitungen im gleichen Rohrgraben gefordert worden. Diese Prüfung durch einen unabhängigen Sachverständigen sei noch nicht abgeschlossen.

Bereinigung des Kerosinsees wird noch Jahrzehnte dauern

Weitaus länger als mit den nun bekannt gewordenen Schäden wird sich Shell mit dem Kerosinsee beschäftigen müssen. Bekanntlich waren im 2012 aus einem Leck in einer unterirdischen Rohrleitung auf dem Shell-Gelände in Wesseling rund eine Million Liter Kerosin im Boden versickert. Wie Raffinerie-Direktor Thomas Zengerly kürzlich in einem Interview mit dem Kölner Stadt-Anzeiger sagte, seien 40 Prozent aus dem Boden gepumpt worden. Bis alles wieder sauber sei, könne es aber 20 bis 30 Jahre dauern, so Zengerly.

Shell-Sprecher Zeese erläuterte dem General-Anzeiger dazu, dass das mit biologischen Abbauprozessen zu tun habe: „Diese brauchen ihre Zeit.“

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