50. Geburtstag des Rhein-Sieg-Kreises Läufer durchquert den Kreis in zwölfeinhalb Stunden

Rhein-Sieg-Kreis · Die Festivitäten zum 50. Geburtstag des Rhein-Sieg-Kreises gehen spektakulär zuende: Ultraläufer Heinz Jäckel (71) hat am Donnerstag den Kreis von Windeck im Osten bis Rheinbach im Westen durchquert. Und am Abend spielt die Band Still Collins in Rheinbach.

 Am Ziel: Ultraläufer Heinz Jäckel ist nach 57 Kilometern im Rheinbacher Zentrum angekommen. Gestartet war er um 5 Uhr morgens in Windeck.

Am Ziel: Ultraläufer Heinz Jäckel ist nach 57 Kilometern im Rheinbacher Zentrum angekommen. Gestartet war er um 5 Uhr morgens in Windeck.

Foto: Matthias Kehrein

Um Grenzen schert sich Heinz Jäckel herzlich wenig. Über Altersgrenzen etwa kann der 71-Jährige nur belustigt sein Haupt mit den langen, langsam ergrauten Haaren schütteln. Dabei hat der frühere Zeitsoldat, später Kaufmann beim Edel-Chocolatier Lindt-Sprüngli und dem Baumarktriesen Bauhaus, ein Alter erreicht, in dem viele über eine zunehmende Zahl von Wehwehchen und Malästen klagen. Der Ruheständler aus Hennef-Stoßdorf schnürt lieber die Laufschuhe, als irgendeine Art von Klage anzustimmen. Stadt- und Gemeindegrenzen oder die Barrieren des Rheinstroms sind Jäckel ebenfalls reichlich schnuppe, wie er am Donnerstag während eines Ultralaufs quer durch den Rhein-Sieg-Kreis eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Es ist 5 Uhr in der Früh, als der Ultraläufer in Windeck-Dreisel losläuft. Die Dämmerung setzt gerade ein, von der Sonne ist am eher wolkenverhangenen Himmel noch wenig zu sehen. Das Knifflige an der Strecke stelle nicht die reine Distanz von 57 Kilometern quer durch den Kreis dar. „Das Schwierige bei dem Lauf sind die insgesamt 1020 Höhenmeter“, berichtet der 71-Jährige. Andererseits, so bekundet er, gehe es auch 1010 Meter ausschließlich abwärts.

Als Landrat Sebastian Schuster bei ihm anruft, um ihn zu fragen, ob er anlässlich der zweiten großen Abschlussveranstaltung zum 50. Geburtstag des Rhein-Sieg-Kreises unter dem Motto „Links und rechts des Rheins – alles eins“ nach Rheinbach kommen möchte, laufend selbstverständlich, muss Jäckel nicht lange grübeln. „Da ich so nett gefragt worden bin, habe ich spontan zugesagt“, sagt der Ultraläufer, der schon viele verrückte Strecken unter die Laufschuhe genommen hat. „Das Heftigste“, so berichtet er, „war 2009 der Transeuropalauf von Bari zum Nordkap.“ In 64 Tagen absolviert er laufend 4487,7 Kilometer. 29 Tage benötigt er etwa für eine Umrundung von Nordrhein-Westfalen. Als stete Motivation dient ihm, dass er zumeist die Laufschuhe schnürt, um Geld für karitative Zwecke zusammenzubekommen.

Sechs Kilometer in einer Stunde

Ein vergleichsweise moderates Tempo nimmt sich Heinz Jäckel für seine Kreisquerung vor. „Ich möchte sechs Kilometer in der Stunde oder einen Kilometer in zehn Minuten schaffen“, sagt er. „Vom Tempo her ist das eher Powerwalken“, findet der Ultramarathonist. Aus purer Angst, in kürzester Zeit figürlich dem Michelinmännchen zu ähneln, fängt Jäckel 1987 mit dem Laufen an, nachdem er zuvor mit dem Rauchen aufgehört hat – Kettenrauchen, um genau zu sein. Von bis zu 80 Glimmstängeln am Tag stellt er sein Pensum auf bis zu 42 Kilometer am Tag um.

Von Windeck-Dreisel aus zieht es Jäckel über Eitorf und Hennef nach Königswinter, denn dort ist er verabredet. Um 12.15 Uhr trifft er, exakt bei Kilometer 36,9, am Fähranleger in Königswinter Landrat Schuster, der ihm zur „Halbzeit“ ein paar aufmunternde Worte auf den Weg geben möchte. Als Jäckel wenig später via Fährschiff den Rhein überwindet, läuft er zunächst ein paar Kilometer durch Bonn, bevor er an der Meckenheimer Stadtgrenze den linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis erreicht. Das aus seiner Warte eher flache Terrain bis zum Festivalgelände der Rheinbach Classics am Himmeroder Wall nennt er „beginnende Erholung“. Apropos: Stets in seiner Nähe ist seine Frau Karin. Sie steuert das familieneigene Wohnmobil – falls doch mal eine Pause fällig sein muss.

Muss sie aber nicht: 17.29 Uhr zeigt die Uhr an, als er die Hauptstraße im Zentrum Rheinbachs erreicht. Nach zwölfeinhalb Stunden ist er glücklich am Ziel. Für heute zumindest.

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