Besondere Adventsidee Krippenszenen im Köln der Nachkriegszeit

KÖLN · Der „23. Kölner Krippenweg“ lockt mit 120 Stationen, darunter auch viele neue Szenen. Unter anderem werden auch Szenen aus der Nachkriegszeit in Köln in den Krippenlandschaften präsentiert.

 Eine Nachkriegsszene zeigt diese Krippe in Köln.

Eine Nachkriegsszene zeigt diese Krippe in Köln.

Foto: Caroline Weber

Ein blinder Mann braucht Unterstützung auf dem Weg zum richtigen Gleis. Eine Flüchtlingsfamilie kommt an und findet sich auf dem unbekannten Terrain nicht zurecht. Ein Kind oder ein Teenager reist ohne seine Eltern, aber die wollen sicher sein, dass der Nachwuchs trotzdem wohlbehalten sein Ziel erreicht. All diesen Menschen zu helfen, gehört für die Kölner Bahnhofsmission zum Alltag. Aber dass die vielfältigen Aufgaben der rund 70 Ehrenamtler in den leuchtend blauen Schutzwesten, die im Wechsel von 7 bis 19 Uhr auf Gleis 1 ihren Dienst antreten, in Form einer Krippe dargestellt werden, gab's noch nie.

Einer der Lotsen im Hilfesystem, Günter Winckler, hat sie entworfen. Sie zeigt, sowohl von außen als auch in den Räumlichkeiten der Bahnhofsmission zu betrachten, zahlreiche Szenen rund um die Anlaufstelle, die schon 1899 ihren Betrieb aufnahm. Ausgeführt in Modelliermasse und absolut zeitgemäß. So werden Maria, Josef und das Jesuskind zu Asylbewerbern oder die Heiligen drei Könige haben sich in einen Fußballfan, einen Flaschensammler und eine obdachlose Frau verwandelt. Die liebste Schätze verschenken – beispielsweise eine rotweißgeringelten FC-Schal.

Der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt

Da auch Maria, Josef und das Jesuskind einst auf der Flucht waren, hat diese Übertragung durchaus Berechtigung: Krippen sind Schutzräume. So wie auch die Bahnhofsmission eine ist. Ihr Domizil auf Gleis 1 des Kölner Hauptbahnhofs ist eine von vielen neuen Stationen, mit denen der „23. Kölner Krippenweg“ bis zum 6. Januar aufwartet. Im gesamten Kölner Stadtgebiet locken insgesamt 120 der Schutzräume für die Heilige Familie. In Kirchen, im Hauptbahnhof oder in Schaufenstern, in Museen, Instituten oder unter freiem Himmel sind dabei der Vielfalt keine Grenzen gesetzt. Es gibt moderne und alte Krippen, Krippen von Kinder- oder Künstlerhand, winzig kleine und riesengroße, aus Holz, Keramik, Stoff oder Metall.

So hat etwa die niederländische Künstlerin Elvira Schütjens für ihre Darsteller Wollfilz verwendet und sie auf einer bizarr geformten Wurzel platziert (Dom-Apotheke, Bahnhofsvorplatz 1). Im Lindenthaler Leonardo Royal Hotel, das erstmals dabei ist, erwartet Besucher eine mehr als 100 Jahre alte Krippe mit bemalten Gipsfiguren, bei Kölntourismus am Dom lassen die Niederlande mit einer Krippe aus blauweißem Delfter Porzellan grüßen. Sehr speziell: die aus alten Holzwäscheklammern hergestellte Krippe des Oberammergauers Christian Mayr im Unicef Grußkarten-Shop an der Palmstraße Nähe Friesenplatz.

Zwei zusätzliche Thementouren im Angebot

Optik-Hoke an der Luxemburger Straße zeigt eine getöpferte Krippe aus dem Kannebeckerland im Westerwald, das Strahleninstitut an der Turiner Straße eine von Claudia und Willi Potthof aus Westfalen, die für besonders qualitätvolle Holzarbeiten bekannt sind. Die Kölner Stadtkrippe auf dem Weihnachtsmarkt am Dom hat Zuwachs bekommen: künftig wird sie ergänzt durch ein Kalb und einen Löwen aus Bronze. Fürs Kalb hat sich schon ein Sponsor gefunden, für den Löwen wird noch einer gesucht. Vielleicht ja der Kölner Zoo?

Auf dem Dom-Weihnachtsmarkt ebenfalls neu: der Stand mit der Nummer 106, wo sich Kölns Partnerstädte Bethlehem, Esch-sur-Alzette (Luxemburg), Lille, Lüttich und Rotterdam im Wechsel mit typischen Speisen, Getränken und Kunsthandwerk vorstellen. Auf dem Hafenweihnachtsmarkt werden Kinder dazu eingeladen Weihnachtsbräuche aus diesen Städten kennenzulernen. Das Führungsangebot (zu Fuß, mit Bus oder Fahrrad) wurde um zwei Thementouren erweitert, die die Spuren der Heiligen Drei Könige verfolgen und den „heilige Jupp“, den Heiligen Josef, bekannter machen wollen. All das wird vom großen Programm auf den Weihnachtsmärkten ergänzt.

Im Comedia Theater in der Südstadt zeigt das Lütticher Puppentheater Musée Tchantchès am 14. und 15. Dezember, 14 und 16 Uhr, sein traditionelles Weihnachtsstück für Kleine und Große. Quasi der wallonische Vetter vom Hänneschen – aber, extra für Köln, in deutscher Übersetzung. Einige Stationen sind über die Feiertage geschlossen, bei Innenstandorten gilt es unter Umständen, Geschäfts- beziehungsweise Öffnungszeiten zu beachten. Die Weihnachtsmärkte schließen in der Regel am 23.12., dann werden auch die dort befindlichen Krippen abgebaut.

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