Phantasialand in Brühl Kleingärtner wehren sich gegen Erweiterungspläne

BRÜHL · 745 Unterschriften für den Erhalt der Gärten östlich des Freizeitparks haben Mitglieder des Vereins gesammelt und jetzt im Rathaus an Bürgermeister Dieter Freytag übergeben.

 745 Unterschriften für den Erhalt ihrer Anlage haben die Brühler Kleingärtner gesammelt (hier vor dem Brühler Rathaus).

745 Unterschriften für den Erhalt ihrer Anlage haben die Brühler Kleingärtner gesammelt (hier vor dem Brühler Rathaus).

Foto: Antje Jagodzinski

„Es wäre eine Schande, wenn so eine schöne Grünfläche wegkäme“, findet Ulrike Sapia, Schriftführerin des Vereins. Seit mehr als 30 Jahren bestehen die Kleingärten am Badorfer Hang, die laut dem Verein nicht nur „Freizeitoase und Teil der grünen Lunge der Stadt Brühls“ sind, sondern auch Tieren und Pflanzen ein wertvolles Biotop böten.

Sapia verweist zudem auf die soziale Komponente der 1,6 Hektar großen Anlage mit 31 Parzellen: Die Gärten seien auch ein Angebot „für Familien, die sich kein Haus im Grünen leisten können“. Zudem zählten Menschen mit Migrationshintergrund zu der „gewachsenen Gemeinschaft“, verweist das Vorstandsmitglied auf den Aspekt der Integration. Und das Interesse an den Parzellen sei nach wie vor hoch, ergänzt Vorsitzender Jens Pfefferkorn: „Es gibt eine Warteliste bei uns.“

Bereits seit 2012, als die Bezirksregierung nach Angaben der Stadt Brühl erstmalig die Überplanung des Gebiets für die Erweiterungsabsichten des Phantasialands in Erwägung zog, wehren sich die Kleingärtner gegen diese Pläne. Ende 2012 hatte der Regionalrat in Köln den Regionalplan dahin gehend geändert, dass eine Bebauung auf den Flächen grundsätzlich möglich wäre.

Park möchte auch ein Aquapark-Hotelresort bauen

Der Freizeitpark möchte sein Gelände bekanntlich um 19 Hektar (ursprünglich waren 30 Hektar geplant) östlich und westlich des bestehenden Areals vergrößern. Ziel ist es laut Unternehmen, das Phantasialand als Kurzurlaubsziel attraktiv zu machen. So möchte der Park unter anderem ein Aquapark-Hotelresort sowie eine Theater- und Konzerthalle, aber auch eine Mitarbeiter-Kita bauen. In Bezug auf die Ausdehnung nach Westen hin sorgen sich der Angelsportverein und die Initiative „50Tausend Bäume“ um das Naturschutzgebiet Ententeich und einen adäquaten Ausgleich für dessen Verlust, sollte der Park wie geplant erweitern können.

Das hängt nun im Wesentlichen davon ab, ob das Phantasialand in den Besitz der dortigen Waldflächen kommt. Die gehören dem Land. Circa 14,5 Hektar umfasst die westliche Erweiterungsfläche laut der Stadt Brühl. Davon machen die Waldflächen zwölf und Wasserflächen etwa zwei Hektar aus. „Die Frage, ob Staatswaldflächen zur Erweiterung des Phantasialands verkauft werden sollen, wird derzeit innerhalb der Landesregierung diskutiert. Sobald eine Entscheidung gefallen ist, werden alle Beteiligten umgehend informiert“, heißt es dazu aus der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei.

Das Phantasialand bestätigt, dass noch Gespräche mit der Landesregierung zum Verkauf der Flächen laufen, bittet aber um Verständnis, dass das Unternehmen zu derem Stand keine Angaben macht.

Verein müssten Ersatzflächen zur Verfügung gestellt werden

Brühls Bürgermeister betonte bei der Übergabe der Unterschriften des Kleingärtnervereins, „nichts zu unternehmen, bevor die weitere Vorgehensweise des Landes nicht klar ist“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Freytag zeigte Verständnis für die Kleingärtner: „Ich zolle den Initiatoren rund um den Vorsitzenden Jens Pfefferkorn großen Respekt für ihren beherzten und engagierten Einsatz.“

Sollte es dazu kommen, dass die Anlage dem Freizeitpark weichen muss, wäre es erforderlich, dem Verein Ersatzflächen zur Verfügung zu stellen, erklärt Walter Schaaf, Fachbereichsleiter Bauen und Umwelt bei der Stadt Brühl, auf Anfrage. Den an den Regionalplan angepassten Bebauungsplan für die gesamte Erweiterungsfläche hat der Brühler Planungsausschuss Ende August vergangenen Jahres bereits aufgestellt.

Im Zuge des Bebauungsplanverfahrens wird bestimmt, welche Attraktionen wie errichtet werden dürfen und wie die Eingriffe in die Natur ausgeglichen werden sollen. Auch die Ergebnisse eines schon erfolgten Moderationsverfahrens zwischen dem Unternehmen und Naturschutzverbänden, Bürgerinitiativen sowie auch dem Kleingärtnerverein sollen in das Verfahren einfließen, sagt Schaaf.

Bislang könnten aber nur „vorbereitende Dinge“ gemacht werden. Denn die weitere Umsetzung des Bebauungsplans hänge mit von der Entscheidung des Ministeriums ab, ob es die Flächen für die Parkerweiterung zur Verfügung stelle.

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