Engmaschige Kontrollen Landesbetrieb besichtigt Schäden an Rheinbrücken

KÖLN · Die Direktorin von Straßen NRW tritt Befürchtungen eines kommenden Brückenkollapses in Köln entgegen. Sie spricht von engmaschigen Kontrollen, die von den zuständigen Prüfungsstellen regelmäßig durchgeführt werden.

Anschauungsmaterial gab es für die Teilnehmer des ersten Forums „Brücken.Zukunft.NRW“. Mit der „MS Loreley“ ging es von der Kölner Altstadt zunächst rheinaufwärts zur Rodenkirchener Brücke und dann zur Leverkusener Brücke. Hier waren zahlreiche frische Schweißpunkte zu entdecken, die zeigen, wie viel Mühe sich die Ingenieure und Schweißer geben, damit die Brücke noch ein paar Jahre zumindest Pkw und leichte Nutzfahrzeuge trägt. An der neuen Brücke wird bereits gebaut. 2020 solle der erste Abschnitt fertig sein, der dann auch wieder Lkw tragen könne, bekräftigte Elfriede Sauerwein-Braksiek, die Direktorin von Straßen NRW.

„Unsere Brücken in NRW sind sicher, ein Unglück wie in Genua wird es nicht geben“, versprach sie. 80 Mitarbeiter sorgten für engmaschige Kontrollen. „Es gibt keinen Brückenkollaps in NRW“, beantwortete sie eine im Untertitel der Veranstaltung aufgeworfene Frage. Einige Brücken, darunter die in Leverkusen und die in Duisburg Neuenkamp, seien auch in „Manndeckung“ genommen, sagte Hendrik Schulte vom NRW-Verkehrsministerium. Dennoch betonte er: „Wir haben keine maroden Brücken in NRW.“ Es gebe bauliche Schäden und verkehrliche Einschränkungen. Die Brücken würden aber repariert.

Nötig ist das, weil der Großteil der Brücken rund 50 Jahre alt ist. Damals gab es einen Bauboom – und ganz andere Verkehrsverhältnisse. Ausgelegt waren sie für Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von 24 Tonnen, so Gero Marzahn aus dem Bundesverkehrsministerium. Ein derartiges Gewicht sei damals üblich gewesen. Die Ingenieure hätten aber das undenkbare einkalkuliert und eine Reserve bis zu 60 Tonnen bei den Planungen eingerechnet. Dass dieses Gewicht erreicht würde, hätten sie sich niemals träumen lassen. Es wird aber erreicht: Ein auf der Brücke Neuenkamp gestoppter Lkw eines Logistikdienstleisters war deutlich überladen und wog diese 60 Tonnen. Böse Absicht müsse das nicht unbedingt sein, sagte Norbert Redemann, Vorsitzender Landesverband Logistik und Spedition VVWL NRW. Der Fahrer bekäme das in modernen Lkw nicht unbedingt mit, wenn das Fahrzeug nicht vor Verlassen des Hofes gewogen werde.

Dabei setzten das hohe Gewicht und vor allem Achslasten von 18 Tonnen bei Schwertransporten den Brücken zu, so Marzahn. Und der Schwerlastverkehr nehme immer weiter zu.

Ein Lkw belaste die Brücken so wie 60.000 Pkw, unterstrich Sauerwein-Braksiek. Da müsse geprüft werden, ob immer größere Transformatoren etwa in einem Stück transportiert werden müssten, und das vielleicht auch noch gefüllt mit Öl. Die Logistiker in der Runde verwiesen dagegen auf die Wünsche ihrer Kunden und auf mögliche Verluste von Arbeitsplätzen, wenn Hersteller von schweren Teilen ihren Standort aufgäben, um sich an Flüssen oder am Meer anzusiedeln. Klar ist, dass Brücken und Straßen in Deutschland massiv ertüchtigt oder erneuert werden müssen. Bis 2030 stehen allein 200 Ausbauprojekte an Autobahnen und Autobahnkreuzen auf der Agenda.

Das heißt auch: Es wird viele Baustellen geben, die zu Staus führen. Immerhin gab es Lob für Straßen NRW, das die Baustellen immer besser koordiniere. „Wir sind gut geworden“, sagte Sauerwein-Braksiek. „Wir können aber noch besser werden.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort