Cent-Stücke gehen ins Geld Immer mehr Banken verlangen Gebühren für Einzahlung von Münzgeld

Rhein-Sieg-Kreis · Immer häufiger erleben Bankkunden eine böse Überraschung, wenn sie die gesammelten Münzen zur Bank bringen wollen: Einige Kreditinstitute verlangen Gebühren dafür, dass sie die Münzen annehmen.

 Wer Kleingeld zur Bank bringt, muss dafür zahlen, zumindest bei der Raiffeisenbank Voreifel.

Wer Kleingeld zur Bank bringt, muss dafür zahlen, zumindest bei der Raiffeisenbank Voreifel.

Foto: picture-alliance / dpa

Der Sparstrumpf ist bekanntlich schon lange passé, aber auch fürs Sparschwein oder die alte Blechdose, in die regelmäßig Ein-, Zwei-, Fünf- und Zehn-Cent-Münzen wandern, werden die Zeiten schwieriger. Denn immer häufiger erleben Bankkunden eine böse Überraschung, wenn sie die gesammelten Münzen zur Bank bringen wollen: Einige Kreditinstitute verlangen Gebühren dafür, dass sie die Münzen annehmen und gegen Scheine tauschen oder dem Konto ihrer Kunden gutschreiben.

Eine solche böse Überraschung erlebte auch Trude Hunzelder-Stein aus Rheinbach, als sie mit einer Dose mit Münzgeld bei der Raiffeisenbank Voreifel in Rheinbach vorstellig wurde. Das hatte sie in der Vergangenheit schon mehrfach gemacht. „Das ging bisher auch immer reibungslos, aber diesmal nicht mehr“, so die Seniorin. Eine Mitarbeiterin habe ihr erklärt, dass für die Münzgeldeinzahlung jetzt fünf Euro fällig würden. Die Annahme des Münzgeldes verursache enorme Kosten, daher sei die Einführung der Gebühren notwendig gewesen.

Geschäftsbanken nehmen gar kein Münzgeld mehr an

Das bestätigt Mathias Lutz, Vorstand der Raiffeisenbank Voreifel. „Die Kosten, die uns durch das Münzgeld entstehen, sind enorm. Das liegt auch daran, dass die Einzahlungen überhandgenommen haben, unter anderem, weil die Geschäftsbanken gar kein Münzgeld mehr annehmen“, sagt Lutz. Daher habe die Raiffeisenbank die Gebühren für Münzeinzahlungen auch für Privatkunden einführen müssen. Ausgenommen seien Jugendliche mit einem „Primax-Konto“. Wer jetzt bis zu fünf Kilogramm Münzen zur Bank bringt, zahlt fünf Euro, bis zu zehn Kilo Kleingeld kosten zehn Euro.

Dazu, dass die neuen Gebühren erhoben werden, habe aber auch die gesamte Marktsituation mit der lang anhaltenden Niedrigzinsphase beigetragen. Lutz: „Die Margen werden immer enger. So zahlen wir beispielsweise Negativzinsen, geben diese aber nicht an unsere Kunden weiter.“ Andererseits gebe es einige besonders kostenintensive Bereiche, dazu zähle das Münzgeld. „Wir müssen dafür zahlen, dass es beispielsweise gezählt und transportiert wird. Deshalb müssen wir Gebühren erheben.“

Gebühren auch bei anderen Banken und Sparkassen

Eine Entwicklung wie bei der Raiffeisenbank Voreifel bestätigt die Verbraucherzentrale NRW auch bei anderen Banken und Sparkassen. „Wir beobachten, dass bei Münz-Einzahlungen vermehrt Gebühren genommen werden“, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Der Grund für die Kostenerhebung sei eine EU-Verordnung von 2015, die den Sparkassen und Banken höhere Prüfpflichten von Münzen aufbürde. Das sei mit höherem Aufwand und höheren Kosten verbunden.

Allerdings sind die Münzgeld-Gebühren der Raiffeisenbank Voreifel derzeit in der Region noch die Ausnahme. Die Volksbank Köln Bonn beispielsweise, die zahlreiche Filialen im Rhein-Sieg-Kreis hat und durch die Fusion der Kölner Bank und der Volksbank Bonn Rhein-Sieg entstanden ist, verzichtet auf Gebühren. Auf dem Gebiet der alten Volksbank, das von Bornheim über Bonn und das Siebengebirge bis nach Hennef und Eitorf reichte, verfügt die Bank über 13 Automaten zum Einzahlen von Münzen. „Die Nutzung ist für unsere Kunden, gleich welchen Alters oder welcher Rechtsform – also ob Privatperson, Verein oder Kirchengemeinde –, kostenlos“, so Pressesprecher Wilhelm Wester. Geschäftskunden, die regelmäßig größere Mengen Münzgeld anliefern, müssen zahlen.

Automaten zählen Münzen

Die VR-Bank Rhein-Sieg in Siegburg hat in acht ihrer insgesamt 33 Filialen Automaten zum Zählen von Münzgeld aufgestellt. „Diesen kostenlosen Service können ausschließlich Kunden der VR-Bank nutzen“, sagt Pressesprecherin Andrea Schrahe. Die Automaten zählen die Münzen, und der Betrag wird dem Konto des Kunden gutgeschrieben.

Auf Gebühren von ihren Privatkunden verzichtet auch die Kreissparkasse Köln, die im gesamten Rhein-Sieg-Kreis präsent ist. Kunden können „haushaltsübliche Mengen“, so die Bank, kostenlos einzahlen, Geschäftskunden müssen hingegen Gebühren zahlen.

Auch vor dem Hintergrund, wie andere Banken mit dem Thema Münzgeld umgehen, ist Trude Hunzelder-Stein aus Rheinbach sauer auf ihre Bank. „Es ist mir unverständlich, warum nur noch so wenig Dienst am Kunden geleistet wird. Jetzt bleibe ich vorläufig wohl auf meinen Cent-Münzen sitzen.“ Zwar nimmt die Filiale der Bundesbank in Köln-Bayenthal kostenlos Münzgeld an, für Trude Hunzelder-Stein ist das aber keine Alternative: „Da zahle ich ja 20 Euro für Bus und Bahn, um dorthin zu fahren.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort