Knapp 250 Strafanzeigen Vergewaltigung und Massenschlägerei in Köln

Köln · Die Polizei Köln zieht nach der Silvesternacht Bilanz: Sie hat fast 250 Strafanzeigen aufgenommen. Eine Touristin wurde auf einer Toilette vergewaltigt. Angezeigt wurden auch Körperverletzung, Sachbeschädigung und Belästigung.

 Polizisten stehen auf dem Platz vor dem Dom. Die Besucher wurden an Silvester beim Einlass zur Domplatte kontrolliert und durften weder Glasflaschen noch Feuerwerk mitbringen.

Polizisten stehen auf dem Platz vor dem Dom. Die Besucher wurden an Silvester beim Einlass zur Domplatte kontrolliert und durften weder Glasflaschen noch Feuerwerk mitbringen.

Foto: Christophe Gateau/dpa

Auf die Silvesternacht in Köln hatte sich die Polizei gründlich vorbereitet: Nach eigenen Angaben waren rund 1100 Polizisten zusätzlich zu den Kräften des Wachdienstes im Einsatz, um die Sicherheit der Feiernden in Köln und Leverkusen zu gewährleisten. Dazu waren rund 300 Beamte der Bundespolizei im Einsatz. Am Neujahrsmorgen sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker: "Das entwickelte Konzept von Stadt Köln und Polizeibehörden hat augenscheinlich erneut gegriffen."

Zwischen 18 Uhr am Silvesterabend und 10 Uhr am Neujahrsmorgen, hat die Polizei in Köln und Leverkusen 249 Strafanzeigen aufgenommen. Im Vorjahr waren es 214, darunter 86 Fälle von Körperverletzung und sieben Straftaten mit sexuellem Hintergrund.

In den Toiletten einer Gaststätte in der Kölner Altstadt wurde eine 28-jährige Touristin aus Süddeutschland von einem Unbekannten vergewaltigt. Diesen hatte die Frau in der Nacht beim Konsum von Drogen kennengelernt. Darüber hinaus gab es nach jetzigem Ermittlungsstand sechs weitere Fälle von sexueller Belästigung. In fünf dieser Fälle wurden die Tatverdächtigen gestellt.

Abschließend seien diese Zahlen nicht, betont die Polizei: "Die in dieser Bilanz dargestellten Kriminalitätszahlen können sich noch verändern. Die Auflistungen stehen unter dem Vorbehalt, dass noch weitere Anzeigen bei der Polizei Köln eingehen können, beziehungsweise dass Delikte im Zuge der Ermittlungen anders eingeordnet werden müssen", heißt es in der Mitteilung.

In der Nacht sprachen Beamte des Sondereinsatzes 86 Platzverweise gegen aggressive und häufig alkoholisierte Störer aus und nahmen elf unbelehrbare Männer in Gewahrsam. Im Sondereinsatz wurden drei Polizisten durch Widerstandshandlungen leicht verletzt. Insgesamt brachten Polizisten aus Köln und Leverkusen bis 9 Uhr am Neujahrsmorgen 44 Männer und eine Frau - zumeist zur Ausnüchterung - ins Polizeigewahrsam.

Massenschlägerei in Meschenich

Mit Hilfe von zwei Polizeihunden konnte die Polizei eine Schlägerei in Köln-Meschenich beenden. Dort waren die Gäste von zwei privaten Silvesterfeiern aneinander geraten und hatten sich auf der Straße geschlagen. Die Beamten setzten Pfefferspray ein und forderten Verstärkung an, nachdem sie bei dem Versuch, die Streitparteien zu trennen, selbst von Einzelnen angegriffen worden waren. Die Polizisten nahmen drei junge Männer in Gewahrsam und leiteten Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung und Widerstands ein. Rettungskräfte der Feuerwehr fuhren einen Beteiligten der Schlägerei in ein Krankenhaus. In Köln-Mülheim wurden vier junge Männer erwischt, als sie Autospiegel abtraten.

Graffitisprayer verursacht 320.000 Euro Schaden

Die An- und Abreise zu den Silvesterfeierlichkeiten nach Köln verlief laut Bundespolizei insgesamt ruhig. Die Bundespolizei zählte bis zum Morgen wurden lediglich 14 Strafanzeigen: Fünf Körperverletzungen, fünf Diebstähle, eine Beleidigung, ein Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und ein Verstoß gegen das Aufenthaltsgesetz. Ein Graffitisprayer wurde wegen Sachbeschädigung angezeigt. Dabei hat er nach Schätzung der Bundespolizei erheblichen Sachschaden in höhe von 320.000 Euro verursacht. Für den Kölner Hauptbahnhof wurden 26 Platzverweise ausgesprochen und vier Personen in Gewahrsam genommen.

Hunderte Einsätze für den Rettungsdienst

Auch Feuerwehr und Rettungsdienste in Köln waren auf eine turbulente Nacht zum Jahreswechsel vorbereitet. 477 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen waren unmittelbar einsatzbereit. Sie mussten 247 mal ausrücken - seltener als im vergangenen Jahr.

Der Rettungsdienst rückte zu 575 Einsätzen aus - zehn Prozent weniger als 2018. Der Sanitätsdienst hatte in der Altstadt zusätzlich zu den ortsfesten noch mobile Unfallhilfestellen eingerichtet. Dort wurden zusammen 40 Patienten versorgt. Im Rettungs- und Sanitätsdienst wurde die Feuerwehr Köln durch die Kölner Hilfsorganisationen (DRK, MHD, ASB und Johanniter) und die Firma Falck unterstützt.

Einen Schrecken hatte ein vermeintliches Feuerwerk schon am Silvestermorgen in Mülheim ausgelöst. Eine Frau hatte zunächst einen Knall in ihrem Wohnzimmer für einen verfrühten Silvesterböller gehalten. Als es dann noch einmal knallte, bemerkte sie, dass ein Akku in einem Laptop auf ihrem Hängeschrank explodiert war. Sie alarmierte die Feuerwehr, die den Laptop vom Stromnetz trennte und den brennenden Wandschrank mit einem Glas Wasser ablöschte.

Die Kräfte der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr rückten in der Silvesternacht zu insgesamt 153 Einsätzen aus. Darunter war ein Wohnungsbrand kurz nach Mitternacht in Köln-Meschenich bei dem eine Katze starb. Während die Löscharbeiten noch liefen, kam es unter den Passanten auf der Straße zu zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit vier Verletzten, zwei von ihnen wurden mit Rettungswagen in ein Krankenhaus gebracht. In Köln-Weiden rettete die Feuerwehr zwölf Menschen aus einem verrauchten Gebäude.

Eine Rettungswagenbesatzung wurde an anderer Stelle in der Silvesternacht tätlich angegriffen. Die Rettungskräfte wurden dabei nicht verletzt.

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