Comedy Guido Cantz feiert „Blondiläum“

Wenn alles so gekommen wäre, wie geplant, würde er heute Produktionen leiten und Kalkulationen für Filme und Fernsehformate erstellen. Aber die Bühne lag Guido Cantz (45) doch zu sehr im Blut. Über Auftritte im Karneval kam er zur Comedy und war ab Ende der 1990er auf allen Bildschirm-Kanälen zu Hause. Wie es kam, dass er „erblondete“, warum er als Vater jetzt anders denkt als vorher und woher er seine Ideen nimmt, verriet der sympathische Rheinländer Susanne Schramm im Interview

 Der Comedian und Entertainer Guido Cantz bei einem Auftritt 2015 in der Mehrzweckhalle Meiersheide in Hennef

Der Comedian und Entertainer Guido Cantz bei einem Auftritt 2015 in der Mehrzweckhalle Meiersheide in Hennef

Foto: Ingo Eisner

Guido Cantz: Ja. Ich lebe da weiterhin. Ich habe nie woanders gewohnt, ich will da auch nicht weg. Und ich versuche immer, im Rahmen meiner Möglichkeiten, die Porzer Flagge hochzuhalten. Da, wo ich groß geworden bin, in Porz-Lind, an der Grenze zum Rhein-Sieg-Kreis, hatte ich eine sehr wohlbehütete Kindheit. Auf unserer Straße – „Im Wendekreis“ – da wohnten viele Familien mit kleinen Kindern, da hat man gegenseitig auf den Nachwuchs aufgepasst.

Waren Ihre komödiantischen Fähigkeiten da schon erkennbar?

Cantz: Ich hatte schon als Kind den Drang, mich darzustellen. Im Kindergarten habe ich gerne den Kasper gemacht, später in der Schule habe ich dann Lehrer nachgeahmt und, als so eine Art Moderator, unseren Jahrgang mit Gags und Gesang durch unseren letzten Schultag geführt. Das war beim Abi 1990. Ich habe schon sehr früh gelernt, dass man mit Humor, wenn man ihn richtig dosiert einsetzt, viel bewirken kann.

Um dann trotzdem später sowas Seriöses wie BWL zu studieren…

Cantz: Ich hatte hin und her überlegt, was ich studieren sollte. Geschichte und Politik? Lehrer werden? Archivar? Ach – BWL! Klingt gut – hat mein Vater (Anm. d. Red.: von Beruf Kaufmann) auch gemacht. Nach sechs Semestern hab´ ich das Ganze dann aber doch hingeschmissen.

Worauf Sie eine Ausbildung zum „Staatlich Geprüften Kaufmännischen Medienassistenten“ absolvierten. Was kann man damit anfangen?

Cantz: Zum Beispiel in der Produktionsleitung arbeiten und Kalkulationen für Filme oder Fernsehformate erstellen.

Wie und wann kamen Sie dazu, im Karneval aktiv zu werden?

Cantz:Mein Papa ist Schwabe und ist da, wo er herkommt, früher im Karneval aufgetreten. Das hat er dann auch im Rheinland weiter gemacht. Als ich 16 war, bin ich das erste Mal mitgegangen. Im Oktober 1991 hatte ich meinen ersten großen Auftritt, im Saaltheater Geulen, im Aachener Stadtteil Eilendorf, vor 1000 Leuten, später war ich da noch oft. Der alte Herr Geulen, der das Theater betrieben hat, war eine Legende. Der Udo Jürgens, der fuhr da immer hin.

Und wie war diese Feuertaufe?

Cantz: Ganz süß. Aus der Rückschau würde ich sagen: „Ich war wahnsinnig cool“ – obwohl ich das wahrscheinlich gar nicht war. Ich hatte einen Text über Jecke zusammengestellt, Leute nachgemacht und parodiert…

Hatten Sie Lampenfieber?

Cantz:Ein Conferencier hat mir einen alten Trick verraten: Man muss sich auf die Zunge beißen. Samstags, sonntags bin ich dann in Köln im Sartory vor 3400 Zuschauern aufgetreten – und dachte: „Hey, das ist ja einfach, das ist ja toll – die mögen mich!“ Bis heute spüre ich vor einem neuen Programm eine gewisse Anspannung, aber ich gehöre nicht zu denen, die vor Lampenfieber sterben. Mit den Jahren entwickelt sich ein Gespür, ein Stück weit ist das Handwerk, Sachen so zu schreiben, dass sie ankommen, und das weiß man.

Wo kommen eigentlich die Ideen dafür her?

Cantz:Man liest was und hat eine lustige Assoziation dazu, viele Sachen habe ich auch selbst erlebt – und das bewirkt, glaube ich, dass die Trefferquote bei den Sachen, die ich bespaße, relativ hoch ist. Der Karneval hatte ja auch den Vorteil, dass es da Veranstaltungen gibt, wo nur Frauen sitzen, und welche, in denen nur Männer sind. Da weiß man, welches Geschlecht wie tickt. Es ist immer wichtig, zu wissen, wer vor einem sitzt. Und dass man weiß, wo man auftritt. Ich bereite mich immer für jeden Ort extra vor und versuche, das mit aktuellen Ereignissen aufzufüllen. Seit 13 Jahren arbeite ich auch mit einem sehr guten Autor zusammen.

Und was ist sonst noch wichtig, um gute Gags zu bringen?

Cantz:Man muss nachvollziehbar und glaubhaft bleiben. Ich zum Beispiel bin ein Mann über 40 – und da kann ich selber über Ü 40-Gags lachen. Man muss nah bei den Menschen sein, muss wissen, worüber sich Deutschland gerade aufregt. Man kann auch mal böse sein und mal richtig frech – aber nicht den ganzen Abend.

Haben Sie, als Comedian, Vorbilder?

Cantz:Da gibt es so viele tolle Kollegen. Als Kind stand ich total auf den Otto Waalkes – der war ganz groß. Ich hatte auch eine Platte von Jürgen von Manger, und den Heinz Erhardt, den fand ich auch klasse.

Als Sie im Karneval als „Der Mann für alle Fälle“ unterwegs waren, hatten Sie noch rote Haare…

Cantz:Dass die so aussehen, wie sie jetzt aussehen, geht auf eine Wette zurück. Vor einem Skiurlaub saßen wir mit sechs, sieben Jungs zusammen und haben beschlossen, uns alle blond zu färben: „Damit fallen wir im Skiurlaub bestimmt auf.“ Das war so zu der Zeit, als das mit dem Fernsehen bei mir gerade losging. Und dann wurde das zu meinem Markenzeichen – „Da ist so´ n blonder Typ, der über Porz redet“. Jetzt renne ich alle vier Wochen zum Frisör, … lustigerweise ist mein Sohn von Natur aus strohblond.

Verraten Sie uns vorab etwas über ihr „Blondiläum“-Programm? Wird das ein „Best Of“ aus allen Ihren bisherigen Programmen? Oder eher eine Art Bilanz?

Cantz:Sowohl als auch. Ein paar Nummern aus den bisherigen Programmen werden dabei sein – aber die waren auch echt lustig (grinst). Aber auch jede Menge neue Nummern, die davon handeln, was sich in den letzten 25 Jahren verändert hat. Sachen, die man früher drinnen gemacht hat – Trinken oder Telefonieren – die macht man jetzt draußen. Und kein Mensch benutzt mehr Falkpläne, um den Weg zu finden. Es wird auch persönliche Bezüge geben, bei denen es um Veränderungen geht. Wenn du ein Kind hast, hast du eine ganz andere Haltung. Mein Sohn geht jetzt zur Schule, da werden andere Dinge wichtiger.

War das schwierig für Sie, vom Karnevalsredner zum Solo-Comedian zu werden?

Cantz:Als ich mit den Soloprogrammen angefangen habe, wusste ich anfangs gar nicht, wie man das macht. Und dann habe ich gemerkt, wie toll das ist, einen ganzen Abend zusammen mit Leuten was zu erleben. Es gibt Menschen, die ich seit 25 Jahren aus dem Karneval kenne – die kommen hinterher zu mir und sagen: „Mensch, Guido, Ich wusste ja gar nicht, dass du Klavier spielst.“

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