Überschwemmung an der Swist Geld für den Hochwasserschutz

RHEIN-SIEG-KREIS · Der Erftverband modernisiert sein Kanalnetz, baut Regenrückhaltebecken und renaturiert die Swist. So soll der Einzugsbereich rund um das Flüsschen bei Unwettern wie im Juni vor Überschwemmungen geschützt werden.

Sintflutartige „Starkregenereignisse“, wie es im Verwaltungsdeutsch weniger schön heißt, kann auch der Erftverband nicht verhindern. Wohl aber gehört es zu den Aufgaben des Verbandes, zu dessen Einzugsbereich auch die Swist und deren Nebenbäche gehören, die Folgen dieser Wolkenbrüche zu mildern und für einen wirksamen Hochwasserschutz zu sorgen.

Und da ist momentan einiges in Planung, wie Verbandsvorstand Norbert Engelhardt und sein Stellvertreter Bernd Bucher am Donnerstag bei der Jahrespressekonferenz in der Kläranlage Euskirchen-Kessenich bekannt gaben.

Am Samstag, 4. Juni, hatte sich ein starkes Gewitter über den Gemeinden Wachtberg und Grafschaft ergossen. Das Wasser schoss über Felder und Wiesen in die Swist. Sie überflutete in Meckenheim Teile der Swistaue und verließ in Flerzheim ihr Betonbett. Dass der Bach in Heimerzheim nicht über seine Ufer trat, lag auch an den Schutzmaßnahmen, die der Erftverband in den vergangenen Jahren bereits realisiert hatte.

So wurde bei Miel südlich der B 56 eine etwa 50 Hektar große Retentionsfläche samt Auenwald angelegt, die große Mengen Swistwasser aufnahm. Wie Bucher sagte, soll diese Fläche nach und nach vergrößert werden. Es werden segmentweise Zwischenwälle gebaut, da der Endausbau noch nicht in Sicht ist. Das deshalb, so Bucher, weil die Grundstücksverhandlungen mit den Landwirten sich zuweilen recht schwierig gestalten und auch die Genehmigungsverfahren aufwendig seien.

Ferner ist geplant, Böschungen abzuflachen, damit der Bach leichter ausufern kann. Bucher sagte weiter, auch die Betonkastenprofile der Swist in Flerzheim und des Orbachs in Odendorf sollen in den nächsten Jahren aufgebrochen werden. Es werden Böschungsschnitte vorgenommen und Befestigungssteine entfernt, sodass die Swist leichter erodieren kann. Bucher: „In der Fachwelt ist man sich allerdings noch nicht einig, was die bessere ökologische Wirkung entfaltet: den Bach selbst an seinem Bett arbeiten zu lassen oder ihm ein neues Bett zu verpassen. Wir werden das beobachten.“

In der Überlegung sei aber, das Bett der Swist bei Miel um etwa 300 Meter zu verschwenken. Ziel sei es, den Bach bis zum Jahr 2027 in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Dies beziehe sich nicht nur auf die Wasserqualität, die jetzt schon gut sei, sondern auch auf die Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere.

Um wirtschaftlicher zu arbeiten, wird der Erftverband in den nächsten Jahren die Anzahl seiner Kläranlagen von momentan 37 auf 20 reduzieren. Die Anlage bei Miel wird 2019 stillgelegt. Das dort ankommende Abwasser wird zum Gruppenklärwerk Flerzheim übergeleitet. Die Abwässer, die heute noch in der Kläranlage Heimerzheim ankommen, sollen nach einer Wirtschaftlichkeitsuntersuchung voraussichtlich ab dem Jahr 2022 entweder zum Gruppenklärwerk Euskirchen-Kessenich oder zur Kläranlage Weilerswist geleitet werden. In der Stadt Meckenheim investiert der Erftverband in Konsequenz des Wolkenbruchs vom 10. August 2015, bei dem die Feuerwehr 150 Keller auspumpte, in ein Pumpwerk am Israhel-van-Meckenem-Weg, in ein Regenrückhaltebecken an der Gudenauer Allee, das 1,5 Millionen Euro kosten und im März 2017 fertig sein soll, in einen Stauraumkanal in der Unterdorfstraße in Ersdorf (970 000 Euro, fertig im Mai 2017) und in die Sanierung des Ersdorfer Bachs (drei Millionen Euro, fertig im Mai 2017). In seinem rund 2000 Quadratkilometer großen Verbandsgebiet entsorgt und reinigt der Erftverband das Abwasser von rund 1,2 Millionen Menschen und Industriebetrieben. Hierzu betreibt der Verband heute 37 Kläranlagen, 130 Pumpstationen, 401 Regenbecken mit einem Rückhaltevolumen von 842 000 Kubikmetern Wasser sowie drei Kanalnetze. Der Erftverband beschäftigt 530 Mitarbeiter. In diesem Jahr investiert er 77 Millionen Euro in Baumaßnahmen. Die laufenden Ausgaben 2016 (Personal, Betriebskosten) umfassen rund 115 Millionen Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort