Ossendorfer MMC-Studios könnten Interims-Standort werden Gegenwind fürs Staatenhaus

Tendenziös" ist noch das mildeste Wort, das die Kultursprecher von CDU und FDP gestern auf einer gemeinsamen Pressekonferenz gegen die Ratsvorlage zum Kölner Bühnen- Interim gebrauchten.

 So stellen sich die MMC-Betreiber Kölns Oper als Mieterin der Halle 53 in Ossendorf vor.

So stellen sich die MMC-Betreiber Kölns Oper als Mieterin der Halle 53 in Ossendorf vor.

Foto: MMC

"Eigentlich nicht beschlussreif" nannte Ralph Elster (CDU) das Papier, und sein liberaler Kollege Ulrich Wackerhagen warnte vor vergaberechtlichen Folgen, "wenn wir wider besseres Wissen gegen den Gleichheitsgrundsatz verstoßen". Vor der Ratssitzung am Donnerstag erwarte man Nachbesserung.

Der Vorwurf: Die Ossendorfer MMC-Studios als Konkurrent des Staatenhaus würden schlechtgerechnet. Vor allem weil dort eine 16 Meter tiefe Bühne, "zwei Meter mehr als am Offenbachplatz" und ein acht Meter breiter Orchestergraben eingeplant werde, was den Zuschauerraum dann auf 900 Plätze verkleinere.

Tatsächlich seien 1200 Plätze und deutlich höhere Einnahmen möglich. Nach Rundschau-Informationen beträgt die Bühnentiefe am Offenbachplatz allerdings 22 Meter, die Tiefe des Orchestergrabens 8,7 Meter.

Während die Verwaltung den Kostenvorteil der Studios für zwei Spielzeiten auf 900 000 Euro beziffert, geht MMC-Vertriebsdirektor Nico Roden von drei Millionen aus, wozu laut Elster noch insgesamt eine Million käme, die Cäcilia Wolkenburg im Staatenhaus an Einnahmen fehlten.

Auch der künstlerische Nachteil von weniger Opernabenden in Ossendorf sei herbeimanipuliert, weil die Bühnen neben Halle 53 nur das kleine Studio 41 (360 Plätze) angefragt hätten und nicht die ebenfalls verfügbaren Hallen 32 und 36.

Hier ließe sich der Spielplan der Intendantin Birgit Meyer sogar besser umsetzen als im Staatenhaus. Elster: "Die MMC-Studios sind gewissermaßen schlüsselfertig, bei der abgewirtschafteten Immobilie Staatenhaus muss die Stadt für alle Baumängel aufkommen." Roden ergänzte, dass die Oper etwa die Halle 41 in Ossendorf auch ausschließlich für die benötigten Zeiträume mieten könnte und damit billiger wegkäme.

Bühnen-Geschäftsführer Patrick Wasserbauer wehrt sich: "Das ist eine objektive, transparente Vorlage, die nichts schlechtrechnet." Auch Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach sagt: "Die Fragen müssen beantwortet werden, aber ich finde dies eine sehr solide, detaillierte Entscheidungsgrundlage."

Während Elster auch der Kulturdezernentin Mitschuld an der "falsch gestöpselten" Vorlage gibt - "wann will sie endlich verlorenes Vertrauen zurückgewinnen?" -, hatte SPD-Kultursprecher Klaus Schäfer zuvor mehr Respekt für die Verwaltung geäußert.

Auch die SPD wolle Klarheit über die Zuschauerzahlen in Ossendorf, auch darüber, was das Gürzenich-Orchester bevorzuge. Dazu sagte der Geschäftsführende Direktor Patrick Schmeing dieser Zeitung: "Ganz klar das Staatenhaus, wie es ja auch der Generalmusikdirektor erklärt hat." Schäfer versicherte, er wolle Ossendorf "keineswegs als nicht zumutbar darstellen". Es sei eine ernsthafte Alternative, "aber Kölns ohnehin gebeutelte Oper muss auch im Interim glänzen".

Das künstlerisch zu verwirklichende Programm sei ein ernsthafter Faktor, ebenso die Präferenz der Besucherorganisationen fürs Staatenhaus. Letzteres findet Schäfer "ganz subjektiv" ebenfalls wegen der zentralen Lage attraktiver und hielte nach Klärung aller Fragen das "Kostendelta von 900 000 Euro womöglich für vertretbar".

Dies bedeute aber kein Präjudiz für den Beschluss, "der kultur- und finanzpolitische Fragen gleichermaßen berücksichtigen muss". Was allen Fraktionen Bauchschmerzen machte: Das Wort "beherrschbar" für die Genehmigungsrisiken im Staatenhaus. Da es im Rat auf die kleinen Parteien ankommen könnte, erklärte Andreas Henseler schon, die Freien Wähler bevorzugten MMC.

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