Schlag gegen italienische Mafia Gastwirt bei Razzia in Pulheim verhaftet

Pulheim · In mehreren Ländern sind Ermittler am frühen Morgen gegen die italienische Mafiaorganisation 'Ndrangheta vorgegangen. Einer der mutmaßlichen Haupttäter wurde in Pulheim festgenommen.

Bei der großangelegten Razzia gegen die italienische Mafia hat die Polizei einen der mutmaßlichen Haupttäter in Nordrhein-Westfalen verhaftet. Der 45 Jahre alte Gastwirt sei am frühen Morgen in Pulheim bei Köln von den Ermittlern aus dem Schlaf gerissen worden, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Der Besitzer einer Osteria werde der Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation beschuldigt, außerdem soll er beteiligt gewesen sein an „Kokainhandel in sehr, sehr umfangreichem Maße“.

Insgesamt wurden 23 Objekte in Köln, Leverkusen, Aachen, Ennepe-Ruhr-Kreis, Düren, Heinsberg, Rhein-Kreis Neuss, Recklinghausen und dem Rhein-Erft-Kreis nach Beschuldigten und Beweismitteln durchsucht. Darunter war nach GA-Informationen auch ein Betrieb in Wesseling. Des Weiteren durchsuchten die Fahnder vier Objekte in Berlin, vier weitere in Gera und Altenburg, zwei Objekte im belgischen Verviers und zwei Objekte in Spanien (Mallorca), wie Polizei und Staatsanwaltschaft Köln in einer gemeinsamen Mitteilung bekanntgaben.

Demnach lag der Schwerpunkt der internationalen Maßnahmen in NRW, insbesondere in Köln. Bereits seit März 2016 hatte die bei der Kölner Polizei angesiedelte Ermittlungskommission "Falabella" verdeckt gegen eine Gruppe von Beschuldigten ermittelt. Das Verfahren richtet sich gegen italienische und deutsche Staatsangehörige, die zwischen 33 und 68 Jahre alt sind.

Ausgangspunkt der Ermittlungen war die Sicherstellung von 80 Kilogramm Kokain in einem speziell präparierten Pferdetransporter im Fährhafen Harwich/GB. Den Tatverdächtigen werden bisher mindestens 23 solcher Transporte von jeweils 80 Kilo Kokain aus den Niederlanden nach England zur Last gelegt.

Darüber hinaus hatte ein Teil der Beschuldigten nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft ein bundesweites Firmengeflecht mit Auslandsbezügen aufgebaut. Über Strohleute sollen sie IT, Kommunikationsmittel, Fahrzeuge und Büroeinrichtung erworben haben. Seit Ende 2017 stellten die Ermittler 166 Betrugsfälle fest, bei denen ein Schaden von mindestens 1,3 Millionen Euro entstanden ist.

Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit den Ermittlungen deutscher, italienischer, niederländischer und belgischer Behörden gegen Mitglieder eines Mafiaclans aus San Luca/Kalabrien. Ermittelt werde seit August 2016 wegen des Verdachts des Kokainhandels. Zudem werde wegen des Verdachts des Verrats von Dienstgeheimnissen gegen mehrere Bedienstete unterschiedlicher Behörden ermittelt. Nach Erkenntnissen der italienischen Sicherheitsbehörden ist dieser Clan der `Ndrangheta zuzurechnen.

Mächtigste italienische Mafia-Organisation

Die kalabrische 'Ndrangheta gilt inzwischen als die mächtigste italienische Mafia-Organisation. Sie dominiert den Drogenschmuggel nach Europa und ist auch in Deutschland aktiv. So gingen die Mafia-Morde von Duisburg auf ihr Konto. Im August 2007 waren dort vor einer Pizzeria sechs Menschen erschossen worden. Ein Streit zwischen dem Pelle-Vottari-Clan und dem Strangio-Nirta-Clan war der Auslöser für die Bluttat.

Insgesamt zählt die Polizei in NRW etwa 120 Personen zum Spektrum „Italienische Organisierte Kriminalität“ (IOK). Sie werden vor allem den mafiösen Organisationen der 'Ndrangheta, Cosa Nostra sowie in geringerem Umfang der Camorra und der apulischen organisierten Kriminalität zugerechnet. Aufgefallen sind sie vor allem wegen Umsatzsteuerhinterziehung, Drogenhandel und -schmuggel sowie das „Verschieben“ von Autos ins Ausland. (mit Material von dpa)

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