Sprache im Rheinland Fastelovend bleibt ein rheinisches Wort

Region · LVR-Sprachforscher Georg Cornelissen schreibt über einen prominenten Begriff. Die Bezeichnung Karneval setzte sich durch. Dabei kennen Norddeutsche auch den Fastelabend.

 Tolle Kostüme: Die Tanzgruppe Bolivia Unida gehörte zu den Höhepunkten im Dransdorfer Zoch.

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Foto: Horst Müller

Das Wort Karneval taucht im Rheinland erst relativ spät auf, in Köln am Ende des 18. Jahrhunderts, damals noch Carneval geschrieben. Karneval ist, wie englisch carnival oder niederländisch carnaval, eine Entlehnung aus dem Italienischen. Im Rheinland lauten die einheimischen Entsprechungen im Dialekt Fastovend oder Fastelovend. Nur dass wahrscheinlich heute niemand mehr Fastovend sagt; Fastelovend (und auch Fasselovend) ist im Platt dagegen allgemein verbreitet.

Beide Varianten, die mit drei und die mit vier Silben, lassen sich im Rheinland bis ins Mittelalter zurückverfolgen. In Texten aus dieser Zeit stößt man auf Belege wie vastavent oder vastaevent, während die längere Variante (z. B. vastelauent) eher selten in der schriftlichen Überlieferung auftaucht. Vielleicht lässt sich das so erklären, dass die Form ohne "el" den Schreibern als "vornehmer" galt, die mit el als "gewöhnlicher" oder "derber". Der Fastovend war ursprünglich der Abend vor dem Beginn des Fastens an Aschermittwoch.

Fastelovend oder Fasteleer

Das Wort schloss später den ganzen Tag (den heutigen Fastnachtsdienstag) ein, dann sogar einen Zyklus mehrerer Tage (ab Weiberfastnacht). Fastnacht hat eine ähnliche Bedeutungsgeschichte wie Fastovend. Die Zusatzsilbe "el" in Fastelovend (ehedem vastelavent) kennt man im Dialekt des Rheinlands auch bei Werkeldag (Werktag). Ursprünglich sagte man Fastelovend, inzwischen ist das "l" zur dritten Silbe gewandert: Fastelovend. Wie beim kölschen Fasteleer.

Im Hochdeutschen rheinischer Prägung haben sich die Wörter Fastnacht und Karneval durchgesetzt, wobei die organisierte Narretei mit dem Fremdwort aus dem Italienischen liebäugelt (nach dem Vorbild des Festkomitees des Kölner Karnevals von 1823 e. V.). Man hätte im Rheinland auch versuchen können, analog zum Dialektwort Fastelovend eine hochdeutsche Entsprechung zu implementieren, das wäre dann der Fastelabend geworden.

Schriftstück aus dem Jahr 1447

Falls es derlei Versuche gegeben haben sollte - gegen die übermächtigen Wortkonkurrenten Fastnacht und Karneval hatte der Fastelabend keine Chance, zumindest im Rheinland nicht. Im Norden Deutschlands, etwa in Mecklenburg, wird dagegen in diesen Tagen Fastelabend gefeiert. In Norddeutschland, der Heimat der niederdeutschen Dialekte (Plattdeutsch), lässt sich dieses Wort sehr gut bis ins Mittelalter zurückverfolgen. Der Abend des Fastnachtstages wird in einem niederdeutschen Text aus dem Jahre 1447 vastelaventsauent genannt (u = v).

Man könnte die ganze Geschichte noch komplizierter machen: Sprachwissenschaftler glauben, dass die erste Silbe von Fastelovend und Fastnacht ursprünglich gar nichts mit "fasten" zu tun hatte. Der älteste Fastabend-Beleg für Köln stammt aus dem Jahr 1341: "zo vastaven-de" (zu Fastabend) heißt es da. Als dieses Wort im 14. Jahrhundert niedergeschrieben wurde, war seine Bedeutung aber längst an die folgende Fastenzeit gekoppelt.

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