Prozess in Bonn Ex-Soldat soll Freundin in Euskirchen gefesselt und vergewaltigt haben

Bonn/Euskirchen · Weil sich seine Lebensgefährtin nach 16 Jahren von ihm trennen wollte, soll ein 47-jähriger Ex-Soldat laut Anklage seine Freundin gefesselt und vergewaltigt haben. Jetzt steht er vor Gericht.

Fünf Tage war es bereits her, dass Ella K. (Name geändert) ihrem Lebensgefährten gestanden hatte, dass sie einen Geliebten hat und auch, dass sie sich trennen möchte. Fünf Tage schien der 47-Jährige die schockierende Nachricht problemlos wegzustecken. Auch soll er ihr angeboten haben, sofort auszuziehen. Aber vor die Tür setzen wollte Ella K. ihn nicht, jedenfalls nicht sofort. Um so erschreckender, was – laut Anklage – am 29. April 2017 in dem Haus in der Nähe von Euskirchen geschah, das sie seit 16 Jahren gemeinsam bewohnt hatten. Demnach soll der ehemalige Bundeswehrsoldat nachmittags gegen 17 Uhr nach Hause gekommen sein, die 54-Jährige, die sich halb entkleidet im Badezimmer aufhielt, überfallen, an den Händen gefesselt, ins Schlafzimmer geschleift und vergewaltigt haben. Mit den Worten: „Du gehörst mir!“ Nur er dürfe das mit ihr machen. Sonst keiner.

Vor dem Bonner Landgericht muss sich seit gestern der 47-Jährige wegen Vergewaltigung im besonders schweren Fall verantworten. Am ersten Prozesstag beteuerte der Angeklagte, der gleich von zwei Rechtsanwälten vertreten wird, dass er sich an nichts mehr erinnern könne. Er habe „kein eigenes Wissen von der eigentlichen Tat“, formulierte es einer der beiden Verteidiger. Was an diesem Tag geschehen sein soll, wisse er nur aus den Strafakten. Die Gründe für seinen partiellen Gedächtnisverlust jedoch konnte er gestern nicht benennen.

54-Jährige ging sofort zur Polizei

Bei der Polizei jedoch soll er - noch am Tattag - angedeutet haben, dass etwas Furchtbares geschehen sei. Er habe einen Schrei gehört und meine, dass er plötzlich auf ihr gelegen haben könnte. Mehr aber wisse er nicht. Tatsächlich hatte Ella K. den langjährigen Freund bitterlich angefleht, er solle aufhören. Aber er habe nicht darauf reagiert, so sei sie der rohen Gewalt ausgeliefert gewesen. Anschließend war die 54-Jährige sofort zur Polizei gegangen und hatte die Vergewaltigung angezeigt.

Am ersten Prozesstag versuchte der Angeklagte, seit vielen Jahren als Türsteher und im Sicherheitsdienst unterwegs, ein anderes Bild von sich und der Beziehung zu zeichnen. Vielmehr habe er sich seit 2014 von Ella K. trennen wollen, was aber nicht gelungen sei. Angeblich soll sie ihm mit Selbstmord gedroht haben, als er 2016 ausziehen wollte; ein Jahr zuvor sei er sogar nach dreiwöchigem Auszug wieder zurückgekehrt, weil sie auf sein Versprechen gepocht hatte, dass er immer bei ihr bleiben werde.

Dass sie einen Freund hatte, habe er seit dem Valentinstag 2017 geahnt: Da hatte ihr ein Verehrer eine Topfblume und keine Schnittblumen, die Ella K. hasste, geschenkt. Auch hatte der Angeklagte sie mit dem Fremden, dem sie ihr Mofa verkauft hatte, aus der Ferne beobachtet. Aber all das – beteuerte er gestern – sei für ihn kein Problem gewesen. Auch habe es darüber keinen Streit, kein einziges böses Wort gegeben.

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