Kino in der Region Ein Filmvorführer erzählt über seine Arbeit in Brühl

Brühl · Nach 23 Jahren verabschiedet sich Filmvorführer Gebhard Egidi in den Ruhestand. Hier erzählt er über seine jahrzehntelange Arbeit für das Brühler Zoom-Kino und seine Erfahrungen mit Hollywood und die Zuschauer.

 Auch wenn sich der Filmverleih künftig wohl ausschließlich im Netz abspielen wird, wie Gebhard Egidi glaubt, werde das Kino bestehen bleiben. Denn den Zuschauern gehe es um das gemeinsame Erlebnis.

Auch wenn sich der Filmverleih künftig wohl ausschließlich im Netz abspielen wird, wie Gebhard Egidi glaubt, werde das Kino bestehen bleiben. Denn den Zuschauern gehe es um das gemeinsame Erlebnis.

Foto: picture alliance / dpa

Als das letzte Kino Anfang der 80er Jahre in Brühl schloss, gründeten Bürger unter der Federführung der Arbeitsgemeinschaft kommunaler Filmarbeit im Juni 1986 kurzerhand den Verein Zoom Brühler Kinotreff und zeigten in Räumen der Volkshochschule Filme. 1996 startete dann das Zoom-Kino mit 65 Plätzen im Keller des Rathauses Uhlstraße. Es bietet einen Mix aus Aktuellem, Kinder- und Jugendfilmen, thematischen Filmreihen, Kurzfilmen und Arthouse. Mann der ersten Stunde ist Gebhard Egidi. Zunächst als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Thekenverkauf, später als wöchentlicher Filmvorführer hat er die Entwicklung seines Kinos hautnah miterlebt. Nach 23 Jahren hat sich der 62-Jährige nun in den Ruhestand verabschiedet. Mit ihm sprach .

Wie kam Ihre Verbindung zum Zoom-Kino zustande?

Gebhard Egidi: Ich habe als Journalist für eine Jugendsendung des Hessischen Rundfunks gearbeitet. Außerdem habe ich in Frankfurt bei einem Kinderfestival Filme eingesprochen. Denn ich liebe Filme und bin immer schon gerne ins Kino gegangen. Anfang der 80er Jahre zogen wir nach Brühl. Als dann die Diskussion über die Gründung des Zoom-Brühler Kinotreffs aufkam, wurden meine Frau und ich – auch um die Aktion zu unterstützen – in dem Verein sofort Mitglied. Außerdem setzte sich der Ortsverband der Grünen, bei dem ich damals schon Mitglied war, für das neue Kino vehement ein.

Hören Sie mit einem weinenden Auge auf?

Egidi: Ich habe meine Arbeit all die Jahre genossen. Es war eine tolle Tätigkeit. Aber nun möchte ich als Rentner auch mehr Zeit für mich haben. Ich möchte verreisen können wann und wie lange ich will, und vor allem möchte ich mehr Zeit für meine Enkelin haben.

Wie fing Ihre Mitarbeit denn im Zoom-Kino an?

Egidi: Es war nach dem Umzug des Zoom-Kinos von den Räumlichkeiten in der Volkshochschule in diejenigen im Rathaus, als mich das Vorstandsmitglied Renate Schönhütte fragte, ob ich nicht im Thekenverkauf aushelfen könnte. Damals fehlten ehrenamtliche Helfer. Und so war ich ein- bis zweimal in der Woche zuständig für Karten- und Getränkeverkauf, Aufräumen und gelegentlich auch mal Putzen. Dann schied ein Filmvorführer aus. Und ich rückte nach. Für mich war es eine Premiere, denn so etwas hatte ich noch nie gemacht. Aber nach einer kurzen Einarbeitung und den ersten Vorführungen klappte es bestens.

Welche Aufgaben hatte denn damals ein Filmvorführer?

Egidi: Allein schon das Erstellen und Einlegen der 35 Millimeter-Filmrollen dauerte seine Zeit. Wir erhielten den Streifen in mehreren Akten, die wir erst zusammenkleben mussten. Dann wurde der Film an einem Spulenturm befestigt. Von dort lief der Film über viele Kurven zum Projektor. Dann erst konnte er ablaufen. Nach der Vorführung musste der Streifen wieder auf Anfang gedreht und die Akte nach der letzten Vorstellung auseinandergezogen werden, um ihn an den Verleih zurückzuschicken. Das war Arbeit und kostete Zeit.

Hatten Sie beim Vorführen gelegentlich Probleme?

Egidi: Eigentlich nicht. Hin und wieder ist mal ein Film gerissen. Dann habe ich im Saal das Licht angeknipst und um Geduld gebeten. Die gerissene Stelle wurde rausgezogen, geschnitten und neu zusammengeklebt. Das dauerte maximal fünf Minuten.

Wie sieht die Arbeit eines Vorführers im digitalen Zeitalter aus?

Egidi: Heute haben wir im Vergleich zu früher kaum Arbeit. Wir erhalten Datenpakete. Die Filme werden von der Festplatte auf den kinoeigenen Server überspielt. Der Verleih legt auch den Zeitraum der Vorführungen detailliert fest, so dass es kaum Möglichkeiten mehr gibt, sich den Film in einem Probelauf vorab anzusehen.

Gefiel Ihnen die Arbeit früher mehr?

Egidi: Das kann man so nicht sagen. Die digitalisierte Form erleichtert das Vorführen ungemein und hat viele Vorteile. Einer ist, dass verschiedene Formen des Films – mit Synchronisation, im Original mit und ohne Untertitel – zum Herunterladen angeboten werden. Auch mehrere unterschiedliche Trailer, Vorschauen auf andere Filme, können aus dem Internet heruntergeladen und verschiedenen Filmen vorangestellt werden.

Wird es Ihrer Meinung nach für Filmverleih und Kino eine Zukunft geben?

Egidi: Davon bin ich überzeugt. Allerdings wird sich der Filmverleih künftig wohl ausschließlich im Netz abspielen. Filmbegeisterte werden weiterhin das Kino nutzen. Die Menschen, die jetzt ins Kino gehen, werden das nämlich auch in Zukunft tun. Denn Kino ist mehr, als sich nur einen Film anschauen. Es geht um das gemeinsame Erlebnis.

Haben sich die Auswahl der Filme und das Publikum im Laufe der Zeit verändert?

Egidi: Wir sind ja eher ein Programmkino. Renner sind aber immer wieder Blockbuster. So wird der Film „Monsieur Claude“, der in diesem Monat anläuft, wieder ausverkauft sein. Früher kamen in der Woche zu den Nachmittagsvorstellungen zahlreiche Kinder. Das hat sich durch den Ganztagsunterricht geändert. Zu diesen Stunden zeigen wir jetzt eher Filme für Erwachsene. Letztens haben meine Frau und ich uns nachmittags den Kinderfilm „Rocca“ angesehen. Da war kaum Publikum. Am Wochenende ist derselbe Film ausverkauft.

Haben Sie Lieblingsfilme?

Egidi: Ja. Dazu gehört ganz vorne „Der mit dem Wolf tanzt“. Aber auch „Rabbi Wolff“, „Rhythm is it!“ und „Die Frau, die singt“ sind grandiose Filme.

Werden Sie mit dem Zoom-Kino denn weiterhin in Verbindung bleiben?

Egidi: Selbstverständlich. Ich liebe Filme. Jetzt können meine Frau und ich endlich auch mal als normale Zuschauer ins Kino gehen. Wenn Not am Mann ist, werde ich als Vorführer immer mal wieder einspringen.

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