Kölns älteste Kaffeerösterei Die Röster von Köln

Köln · Jeden Morgen weht der Duft von frischen Kaffeebohnen durch das Ladenlokal in Köln-Ehrenfeld: Seit drei Generationen und mehr als 50 Jahren bietet Familie Schamong Kaffee aus eigener Röstung an.

 In der dritten Generation bei Schamong Kaffee seit 2008 an Bord: Mirko Schamong, der hier gerade den Röstegrad des Kaffees bei der Röstung mit dem so genannten Probezieher überwacht.

In der dritten Generation bei Schamong Kaffee seit 2008 an Bord: Mirko Schamong, der hier gerade den Röstegrad des Kaffees bei der Röstung mit dem so genannten Probezieher überwacht.

Foto: Schamong Kaffee

Der Postbote, nach dem Weg gefragt, lächelt. Und antwortet dann, was er jedes Mal antwortet: „Immer der Nase nach.“ Besonders intensiv ist der Duft nach Kaffee montags bis freitags zwischen 9 und 13 Uhr. Dann wird das braune Gold nicht nur frisch aufgebrüht, sondern die Bohnen werden geröstet.

Und je näher man dem Haus Nummer 535 kommt, desto stärker wird der aromatische Geruch. Hier, an der Venloer Straße, noch in Ehrenfeld, aber unweit der Grenze zum Stadtteil Bickendorf, befindet sich Kölns älteste Kaffeerösterei. Geführt wird sie, mittlerweile in der dritten Generation und seit mehr als 50 Jahren, von der Familie Schamong.

Seit 2008 ist auch Mirko Schamong mit im Boot. In einem, in das er eigentlich gar nicht rein wollte. „Ich habe Jura studiert, hatte gerade das Grundstudium hinter mir und wollte mich auf Völkerrecht spezialisieren“, erzählt er. Da wurde sein Onkel Fred, der damalige Geschäftsinhaber, schwer krank.

„Wir haben uns als Familie gefragt: Was machen wir? Und haben uns entschlossen, alle mit anzupacken – wir wollten die Rösterei nicht sterben lassen.“ Anfangs versuchte der 35-Jährige noch zweigleisig zu fahren, merkte dann aber bald, dass sich Paragrafen und Kaffeebohnen – rein beruflich gesehen – nicht unter einen Hut bringen lassen: „Da war das Staatsexamen nicht mehr für mich drin.“

Dafür hat er aber mitgeholfen, das Vermächtnis von Opa Josef zu retten. Der war gelernter Kaffeeröster und, nachdem er aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkehrte, ohne Arbeit. Eines Tages traf er auf einem Spaziergang in Ehrenfeld seinen alten Meister Fritz Lülsdorff, der ihn fragte: „Josef, was machste?“ Josef antwortete wahrheitsgemäß und erhielt ein Versprechen: „Wenn du für mich ein Ladenlokal suchst, dann leitest du für mich die Filiale.“

Gesagt, getan

1949 eröffnete, damals noch auf der Venloer Straße 541/45, die Zweigstelle von Lülsdorff aus der Südstadt. Elf Jahre später, 1960, übernahm der Großvater den Laden und gründete seine eigene Firma: Schamong Kaffee.

Im heutigen Ladenlokal, dessen Herzstück die immer noch voll funktionsfähige Röstmaschine aus dem Jahr 1964 bildet, erinnern sepiafarbene Fotografien an Josef und seine Frau Elfriede, an Onkel Fred und an Zeiten, als Mineralwasser noch Selters hieß, man statt Senf zur Bratwurst einen Löffel Mostert nahm und der Kaffee nicht abgepackt im Supermarkt verkauft wurde, sondern die Röster mit ihrer Ware über die Dörfer zogen. Auch die Verkaufstheke von 1949 mit der verspiegelten Waage gibt es noch, die Kaffeebohnen werden nach wie vor per Hand am alten Sortiertisch verlesen, und die drei Kaffeemischungen und zwölf reinen Sorten kommen aus denselben Schütten, die schon Oma Elfriede sicher im Griff hatte.

Das integrierte Café hingegen ist mit drei verschiedenen Aufbrühverfahren und der blitzenden italienischen Espresso- und Cappuccinomaschine ganz auf der Höhe der Zeit. Im Raum nebenan ist Kölns erste Kaffee-Akademie beheimatet, in der ein Barrista Kurse abhält. Mirko Schamong steht für eine Philosophie, die Tradition mit Moderne vereint: „Den Kaffee schonend, magenverträglich und bekömmlich langsam zu rösten, so wie früher, aber ihn auch zu veredeln und als Erlebnis zu präsentieren.“

Im Kaffeelager, wo sich die Säcke mit Bohnen aus dem äthiopischen Sidamo, dem indischen Mysore-Kerala und zehn weiteren Anbaugebieten von drei Kontinenten stapeln, hat der Kölner schon als Kind gespielt. Heute spielen dort Sohn Neven (2) und Tochter Nea (11). Bei aller Aufgeschlossenheit, etwa für die Entwicklung innovativer, eigener Kaffeemischungen wie „Ehrenfeld spezial“, kennt er aber auch Grenzen: „Tee? Nee. Kein Tee!“ Und ergänzt: „Wenn einer von uns keinen Kaffee mögen würde, dann wäre das wie ein Pilot mit Flugangst.“

Zu finden ist die Firma Schamong an der Venloer Straße 535 in Ehrenfeld, 02 21/ 54 49 38, Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 9-18 Uhr, Sa. 9-14 Uhr. Internet: www.kaffeeroester.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort