Niederländische Besitzgesellschaft Die Briefkastenfirma des Erzbistums

KÖLN · Das Erzbistum Köln besitzt eine niederländische Briefkastenfirma. Diese Konstruktion hat dem Bistum geholfen, Steuern beim Kauf der Immobilie für das Domforum im Jahr 1991 zu sparen.

So gehört das fünfstöckige Gebäude in Kölns bester Innenstadtlage nicht direkt dem Erzbistum, sondern über den Umweg der niederländischen Besitzgesellschaft. Die Firma BRD Domkloster B.V. ist ein Unternehmen, das eigens als Eigentümerin des Gebäudes gegründet wurde.

Die Kirche habe die Briefkastenfirma als Verkaufsbedingung des Vorbesitzers übernehmen müssen, sagte gestern ein Sprecher des Erzbistums und bestätigte einen Bericht der Wochenzeitung "Die Zeit" über das Geschäftsmodell. In den 23 Jahren nach dem Verkauf habe es "keinen Anlass" gegeben, die niederländische Besitzgesellschaft "zu liquidieren", so das Erzbistum.

Das Verfahren sei völlig legal und "in der Geschäftswelt so üblich". Durch den Umweg über die niederländische Besitzgesellschaft ist unter anderem Grunderwerbsteuer entfallen. Allerdings scheinen auch innerhalb des Erzbistums Zweifel zu keimen, ob jeder legale Steuertrick für die Kirchenfinanzen angemessen ist.

"Wir werden uns die Frage im Erzbistum stellen, ob das so in Ordnung ist", sagte Sprecher Michael Kasiske gestern weiter. Er wies allerdings darauf hin, dass eine mögliche Rückübertragung des Domforum-Gebäudes von der niederländischen Briefkastenfirma ins direkte Eigentum des Erzbistums mit Kosten verbunden sei.

"Das Geld geht dann auch den Sozialeinrichtungen der Kirche verloren", so der Sprecher. Laut Bericht der "Zeit" müsste bei einer Auflösung der Briefkastenfirma die Grunderwerbssteuer nachgezahlt werden. Das Erzbistum Köln gilt als eines der besonders wohlhabenden in Deutschland. Bisher veröffentlicht es nur seinen Haushaltsplan und einen Teil seines Vermögens. An einer Veröffentlichung des Gesamtvermögens "wird derzeit gearbeitet", hieß es am Donnerstag.

Das Erzbistum legt sein Geld unter anderem in Kaufhausimmobilien in besten Innenstadtlagen an, aber auch in Aktienfonds; so gehört etwa das ehemalige Bonner Bouvier-Haus einer kirchlich getragenen Immobiliengesellschaft. Immer wieder wird kritisiert, das Erzbistum spare an sozialen Einrichtungen wie Kindergärten, während auf der anderen Seite der Gewinn maximiert werde.

"Bei 50.000 Mitarbeitern brauchen wieder schließlich solide Finanzrücklagen", verteidigte der Bistumssprecher die Strategie und räumte gleichzeitig ein: "Wir wissen, dass an uns als Kirche bei der Geldanlage andere ethische Erwartungen geknüpft werden als an Wirtschaftsunternehmen."

Briefkastenfirmen

Als Briefkastenfirmen werden Unternehmen bezeichnet, die im Ausland gegründet werden, um in Deutschland Steuern zu vermeiden oder Geldströme zu verschleiern. Am ausländischen Firmensitz gibt es keine eigenen Mitarbeiter, sondern meist nur den besagten Briefkasten, den ein Dienstleister für oft mehrere tausend Firmen, die dort gemeldet sind, leert.

Viele internationale Konzerne nutzen solche legalen Konstrukte, um Gewinne aus Deutschland in Länder zu verschieben, wo sie dafür weniger Steuern zahlen müssen. Der Internet-Versandhändler Amazon beispielsweise wird häufig dafür kritisiert, dass er große Teile seiner Gewinne aus dem Geschäft in Deutschland in eine Gesellschaft nach Luxemburg transferiert und dort nur gering versteuert.

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