Gärten, Glanz und Gruben Darum lohnt sich eine Radtour nach Köln

Region · Der Charme von Köln ist ähnlich unumstritten wie die Tatsache, dass es deutlich fahrradfreundlichere Städte gibt und zweifelsohne auch grünere. Doch was wäre diese These ohne einen Selbstversuch?

Während dieses Selbstversuchs ist das Entdecken neuer Wege und noch mehr Charm garantiert. Wenn dieser auch oftmals industrieller Natur ist oder sich die Schönheit erst auf den zweiten Blick entpuppen sollte: Bei der ausgewählten Route gibt es eine Menge zu entdecken. Startpunkt ist der Klettenbergpark im Kölner Südwesten. Von dort aus führt der Weg bis zum Bornheimer Rathaus und bietet eine Menge schöner Parks und Schlösser sowie ganz viel Historie.

Ein Rundgang um den See in dem etwa sechs Hektar großen Naturpark empfiehlt sich vor dem Start der Radtour in jedem Fall. Der Kölner Gartendirektor Fritz Encke legte den Park mit Springbrunnen und Rosengarten an der Luxemburger Straße zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Gelände einer rund zehn Meter tiefen Kiesgrube an. Sobald die ersten Knospen sich öffnen, finden Anwohner schnell den Weg in die kleine grüne Oase.

Auf den Spuren von Fritz Encke

Auf den Spuren von Fritz Encke, dem königlichen Gartenbaudirektor, führt die Radtour über den Vorgebirgspark zu einer weiteren Parkanlage in Raderthal. Der Vorgebirgspark ist die Verbindung zwischen dem Inneren und Äußeren Grüngürtel. Er wurde zwischen 1912 und 1914 angelegt. Auf diesem ersten Streckenabschnitt, der unter anderem durch Klettenberg, Sülz und Zollstock führt, laden zahlreiche Büdchen zu einer kleinen Shoppingtour ein. Sei es ein kühles Kölsch oder nur ein Brötchen auf die Hand – für die Radtour empfiehlt sich eine Stärkung. Besonders für diejenigen, die zwischendurch ihr Rad abstellen und die Gegend zu Fuß erkunden möchten.

Der Fritz-Encke-Volkspark wurde vor 16 Jahren in Gedenken an seinen Schöpfer umbenannt und befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Friedenspulvermagazins des Festungsrings Köln. Obwohl ein Großteil der Fläche nach dem Zweiten Weltkrieg bebaut worden ist, ist der Park noch heute vom Funktionalismus der 20er Jahre bestimmt. Also steigen wir doch einmal vom Sattel und genießen in Ruhe die Weite und Vielfältigkeit. So gibt es hier beispielsweise den Brunnentempel, einen üppig blühenden Staudengarten und einen mittlerweile begrünten Reigenplatz. Ob Besucher sich also an den Blumen erfreuen oder lieber Ruhe im Schmuckgarten suchen – die Natur in all ihren Farben ist fast überall zu entdecken.

Der Blick nach rechts und links

Nach diesem Zwischenstopp treten wir wieder ordentlich in die Pedale. Die Brühler Landstraße führt vorbei an der Agrarlandschaft bei Köln-Rondorf. Dank der fruchtbaren Böden auf den Rheinterrassen sprießen auf den Äckern die unterschiedlichsten Getreidesorten. Wenn auch der Verkehrslärm manchmal ein wenig den Genuss zu mildern vermag, lohnt sich doch immer wieder der Blick nach rechts und links auf die vielfältig bestellten Felder. Das nächste Etappenziel ist die Kiesgrube in Meschenich.

Das ehemalige Kiesabbaugebiet wurde zur „Landschaftsachse Meschenich“ umgestaltet und ist seitdem auch für Radfahrer deutlich einfacher zu erreichen. Der Weg verläuft entlang zahlreicher Bäume und aktiv bewirtschaftete Kiesgruben. Um diese Vielfalt auch in Gänze zu genießen, empfiehlt es sich erneut, den Drahtesel abzustellen und in gemäßigtem Tempo weiterzuwandern. Das Rad kann an der Trenkebergstraße abgestellt werden, während es zu Fuß bis zum geschützten See mit Aussichtspunkt und Ruhebank weitergeht.

Über Berzdorf in den Rhein-Erft-Kreis nach Brühl

Nach dem Erkunden der Landschaftsachse führt der Weg über Berzdorf, Wesselings nördlichsten Stadtteil, weiter hinein in den Rhein-Erft-Kreis und nach Brühl. Nach etwa sieben Kilometern befinden wir uns direkt am Schlösserrundweg – Welterbestätten inklusive. Über eine ausgeschilderte RegioGrün-Themenroute sind die Schlösser Augustusburg und Falkenlust problemlos zu erreichen. Ein kleines Stück hinter dem Schloss Augustusburg findet sich an der Kreuzung von Römer- und Theodor-Heuss-Straße noch eine Fülle an Möglichkeiten für weitere Radtouren. So ist beispielsweise der Weg zum Bleibtreusee ausgeschildert, wie auch zum Kletterpark Schwindelfrei. Doch wir fahren auf dem gleichen Weg zurück, um den „Entenfang“ schneller zu erreichen. Das 7,5 Hektar große Naherholungsgebiet ist ein Relikt der ursprünglichen Auenlandschaft des Rheins. Das Gebiet wurde 1969 unter Naturschutz gestellt.

Der im 17. Jahrhundert erstmalig erwähnte Name „Ähndtenfang“ beschrieb eine historische Entenfanganlage. Der Kölner Kurfürst Clemens August ließ sie im früheren Feuchtgebiet zwischen Berzdorf und Keldenich errichten, um dort für seine Küche Entengeflügel fangen zu lassen. Auch der nächste Punkt der Radtour, der Landschaftspark und das Schloss Eichholz, geizen nicht mit spannender Historie und beeindruckenden Innenräumen. Der Landsitz in der Urfelder Straße wurde im 19. Jahrhundert errichtet.

Der Blick von außen

Das Schloss beherbergt seit 2016 eine Traumaklinik und erlaubt deswegen nur noch den Blick von außen auf das prunkvolle Anwesen. Der benachbarte Landschaftspark, ebenfalls ein RegioGrünProjekt, schafft einen Übergang vom städtisch besiedelten Gebiet zum landwirtschaftlich genutzten Raum der Kölner Bucht. Es gibt etliche Rad- und Fußgängerwege. Die Rundgänge lohnen sich, wenngleich das erst vor sieben Jahren begonnene Projekt noch ein paar Jahrzehnte Geduld bedarf, bis aus den noch relativ frisch gepflanzten Bäumen ein richtiger Wald entstanden ist. Das acht Hektar große Areal ist ein Naherholungsgebiet – und anders als die Räumlichkeiten der Klinik öffentlich zugänglich.

Hoffentlich noch nicht erschlagen von bisherigen Eindrücken ist das letzte Teilstück ohne Zwischenstopps bis zum Bornheimer Rathaus zu absolvieren. Es führt am Bornheimer Laubwaldgebiet „Eichenkamp“ vorbei. Ein Zugang zu dem im 19. Jahrhundert entstandenen Waldgebiet bietet der Widdiger Talweg. Der Eichenkamp liegt leicht erhöht zwischen zwei Altrhein-Armen und dient als Wasserschutzwald für das gleichnamige Wasserwerk. Angekommen am Bornheimer Rathaus nehmen wir entspannt die Straßenbahnlinie 18 ohne Umsteigen für den Rückweg nach Köln Klettenberg.

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