NRW-Brücken haben Osteoporose Autobahnbrücke im Leverkusener Kreuz muss saniert werden

KÖLN/DÜSSELDORF · "Wann hören die Hiobsbotschaften auf?", fragt Ulrich S. Soénius, als Geschäftsführer der IHK Köln unter anderem für Verkehr und Standortpolitik zuständig. Immer öfter muss er sich in letzter Zeit Berichte über den schlechten Zustand von Brücken und Straßen in der Region anhören.

Erst am Montag räumte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek ein, dass die meistbefahrene Autobahnbrücke im Leverkusener Kreuz dringend saniert werden müsse. Eine Nachberechnung des Bauwerks hat ergeben, dass hier Spannungsüberschreitungen von 60 bis 70 Prozent auftreten.

Das heißt nicht, so betont das Ministerium, dass die Brücke versagen könnte. Durch die starke Verkehrsbelastung würden aber die letzten Sicherheitsreserven beansprucht. Die Autobahnbrücke in Leverkusen ist aus dem Jahre 1961. Seitdem hat der Verkehr deutlich zugenommen, und damals war ein Lkw 26 Tonnen schwer, heute sind es 40 Tonnen.

Das geht an die Substanz. Und die ist möglicherweise nicht die beste. Der Experte im Bauministerium von Nordrhein-Westfalen, Eckhard Maatz, kritisierte, dass beim Bau von Autobahnbrücken vor Jahrzehnten Material eingespart worden sei. "Wie manche Menschen an Osteoporose leiden, so gilt das auch für viele Brücken", sagte auch Groschek.

Deshalb müsse kurzfristig die Verstärkung oder auch der Ersatzbau von Autobahnbrücken "an vielen Stellen angepackt werden". Allein auf der A 45, der sogenannten Sauerlandlinie, müssten 79 Autobahnbrücken saniert werden.

In Leverkusen gibt es erst einmal eine verengte dreispurige Verkehrsführung. Die verlagert den Verkehr von den statisch problematischen Rändern hin zur Mitte des Bauwerks. Für Entlastung sollen auch ein Überholverbot sowie ein Abstandsgebot von 25 Metern für Lkw und ein Tempolimit von 60 km/h sorgen. Schwertransporte über 44 Tonnen dürfen die Brücke überhaupt nicht mehr befahren. Innerhalb der nächsten drei bis sechs Monate soll die Brücke verstärkt werden, damit sie noch mindestens zehn Jahre hält.

Klar ist schon, dass die Maßnahmen zu weiteren Staus führen werden. Das nervt Auto- und Lkw-Fahrer und kostet Spediteure richtig Geld. Zusatzkosten von im Schnitt 1750 Euro pro Tag durch höhere Maut und höheren Spritverbrauch müssten Transportunternehmen wegen Staus oder Sperrungen aufbringen, so IHK-Geschäftsführer Soénius. Zum Teil schafften die Fahrer nicht einmal mehr die üblichen Touren innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten.

"Jetzt ist es höchste Zeit für eine strategische Planung und den von der Kammer schon länger geforderten Masterplan Brückenbau", so Soénius. In ihm müssten etwa der Zustand der Brücken und ihre Belastung dokumentiert werden sowie Maßnahmen zur Sanierung und mögliche Alternativrouten, über die der Verkehr rollen könne, aufgelistet werden.

Bei der Sanierung sieht Soénius den Bund über seine Zuständigkeit für die Bundesstraßen hinaus gefordert. Die Mülheimer Brücke in Köln sei zwar eine städtische Brücke, sie überspanne aber die Bundeswasserstraße Rhein. Da müsse der Bund auch Verantwortung übernehmen.

Damit der Verkehr in der Region besser fließen kann, wünscht sich Soénius eine neue Brücke im Süden Kölns. Sie soll die A555 und die A59 zwischen Köln-Godorf und Porz verbinden. Diese Brücke solle eine Autobahn in der Zuständigkeit des Bundes werden. Bis über sie aber der Verkehr rollen könne, vergehe mindestens eine Dekade, so Soénius.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort