Warnstreik Großteil des Flugverkehrs in Köln/Bonn liegt lahm

KÖLN/BONN · Die Tarifverhandlungen für das Sicherheitspersonal an Flughäfen stocken. Das bekommen am Donnerstag Flugreisende in Köln, Düsseldorf und Stuttgart zu spüren. Der Flughafen hat eine Hotline eingerichtet.

 Mitglieder der Gewerkschaft Verdi stehen mit Fahnen am Flughafen in einem Terminal in Köln/Bonn.

Mitglieder der Gewerkschaft Verdi stehen mit Fahnen am Flughafen in einem Terminal in Köln/Bonn.

Foto: dpa

Am Mittwoch war es das winterliche Wetter, am Donnerstag ist es der Warnstreik: Am Flughafen Köln/Bonn liegt der Großteil des Flugverkehrs lahm. Wie der Airport am Donnerstagmorgen mitteilte, sind 131 der insgesamt 199 Flüge am Donnerstag gestrichen.

Im Gegensatz zu anderen Standorten gibt es in Köln/Bonn kein Nachtflugverbot. Nachts ist der rheinische Airport besonders für die Frachtflieger von DHL, UPS und Fedex wichtig. Auch sie betrifft der Warnstreik - ihre Piloten und Ladungen müssen ebenfalls durch die Sicherheitschecks. Die Streikbereitschaft in Köln/Bonn sei enorm hoch, sagte ein Verdi-Sprecher. Bereits kurz nach Streikbeginn um Mitternacht habe es Chaos an den Kontrolltoren gegeben, durch die die Lastwagen die Fracht auf das Flughafengelände bringen. Es habe Rückstaus bis zur Autobahn gegeben.

Am frühen Morgen habe die Fluggastkontrolle zeitweise stillgestanden. Zahlreiche Betroffene machten dem Sprecher zufolge in Gelbwesten und etwa mit Fahnen auf ihr Anliegen aufmerksam. „Da die Airlines bereits im Vorfeld Flüge gestrichen und ihre Passagiere informiert haben, reisen die meisten betroffenen Fluggäste gar nicht erst an. Die Terminals sind deutlich leerer als sonst“, erklärte am Morgen die Pressestelle des Flughafens.

Telefonische Hotline des Flughafens

Der Kölner Airport geht aber nicht nur von Ausfällen aus. Betroffen sind 69 Abflüge und 62 Ankünfte. „Zudem ist mit Verspätungen zu rechnen, die auch über den Streikzeitraum hinaus gehen können“, erklärte ein Sprecher des Flughafens. Er riet Fluggästen, sich bei ihren Airlines über den Status ihres Flugs zu erkundigen. Passagiere, deren Flüge stattfinden, bittet der Airport, frühzeitig anzureisen und möglichst auf Handgepäck zu verzichten oder aufzugeben. Der Flughafen hat zusätzlich eine telefonische Hotline (02203/404000) eingerichtet.

Bestreikt werden die Passagier-Kontrollstellen in den Terminals sowie die Personal- und Warenkontrollstellen. Bundesweit sind nach Angaben des Flughafenverband ADV rund 111.000 Fluggäste betroffen, allein 58.000 in Düsseldorf. Mit dem Streikaufruf legt Verdi im Tarifkonflikt eine härtere Gangart ein. Zu Wochenbeginn hatte ein Warnstreik an den Berliner Airports zu zahlreichen Flugausfällen geführt. In Köln/Bonn waren für Donnerstag 199 Flugbewegungen mit schätzungsweise 28.000 Passagieren vorgesehen. Der Großteil davon wird nun am Boden bleiben.

Bei dem Tarifstreit geht es um das private Sicherheitspersonal, das die Passagiere, die Fracht, Waren und die Flughafenbeschäftigten überprüft. Bei der Bezahlung gibt es große regionale Unterschiede - in Ostdeutschland sind es nach Arbeitgeberangaben bei Passagierkontrolleuren 14,70 Euro und im Westen bis zu 17,16 Euro pro Stunde. Angestellte, die nur für die Fracht und das Flughafenpersonal zuständig sind, bekommen weniger. Hier liegt die Untergrenze bei 12,90 Euro - so viel wird in Thüringen gezahlt. Hinzu kommen noch Zuschläge für Sonntagsdienste oder Nachtarbeit.

Verdi fordert eine Bezahlung von bundesweit 20 Euro pro Stunde für die rund 23.000 Beschäftigten der Flugsicherheit. Nach Rechnung der Arbeitgeber bedeutet die Verdi-Forderung eine Anhebung des Lohns um bis zu 44 Prozent und sei damit „völlig unrealistisch“. Sie bieten nach eigener Darstellung ein Plus von bis zu 6,4 Prozent. Das sei „definitiv verhandlungsfähig“, so der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS).

Aus Sicht der Gewerkschaft ist das Angebot jedoch so niedrig, dass ein Tarifkompromiss nicht möglich ist. Für die meisten Beschäftigten wäre das Arbeitgeberangebot nach Verdi-Rechnung nur ein Plus von zwei Prozent. „Die Beschäftigten der Luftsicherheitsunternehmen müssen für ihre schwere und verantwortungsvolle Aufgabe eine deutlich höhere Entlohnung erhalten“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Benjamin Roscher.

Von den Warnstreiks sind die Flugzeuge samt Tower zwar nicht direkt betroffen. Da die Piloten und Flugbegleiter sowie die Passagiere und das Tower-Personal jedoch nicht oder nur sehr spät durch die Sicherheitsschleusen kommen könnten, können Flugausfälle die Folge sein - zumal die Maschinen wohl nicht wie üblich mit Koffern und Verpflegung beladen werden können. Der Warnstreik dauert laut Verdi bis 24 Uhr an

(mit Material von dpa)

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