Musik im Vorgebirge „Wir liefern, was uns auch selbst gefällt“

Gespräch am Wochenende: Michael Kuhl von „Kuhl un de Gäng“ über den Erfolg seiner Band und seine Heimat Bornheim.

Zunächst herzlichen Glückwunsch zur Geburt Ihres Sohnes. Wie viele Stunden schlafen Sie aktuell und welchen Song haben Sie Ihrem Kind bereits an der Wiege vorgesungen?

Michael Kuhl: Vielen Dank. Mit dem Durchschlafen klappt es momentan nicht so ganz. Meine Frau und ich praktizieren in der Nacht Arbeitsteilung. Ich bin für die „Ausmistung des Stalls“ zuständig. Unserem Sohn singe ich im Duett mit der Spieluhr „La-Le-Lu“ vor.

Erzählen Sie doch mal etwas über Ihr Leben in Bornheim, bitte!

Kuhl: Ich bin in Bonn geboren, in Bornheim aufgewachsen und auch dort zur Schule gegangen. Mit sieben Jahren habe ich bereits meinen ersten Trompetenunterricht an der Bornheimer Musikschule bekommen. Was meine Familie angeht: Meine Frau habe ich damals auf Djerba (Tunesien) kennengelernt. Sie hat dort Urlaub gemacht, während ich in einem Club musizierte. Seit 2011 lebe ich mit ihr und jetzt auch mit unserem Sohn im Haus meines Großvaters.

Seit wann machen Sie Musik?

Kuhl: Meiner Mutter zufolge schon immer! Als kleiner Junge habe ich in Sechtem mit der musikalischen Früherziehung begonnen. Eigentlich wollte ich gerne Schlagzeug lernen, es gab jedoch keine freien Kapazitäten. Tja, und so habe ich mich dann der Trompete gewidmet.

Wie kamen Sie auf die Idee, „Kuhl un de Gäng“ zu gründen?

Kuhl: Ich habe in jungen Jahren schon in einer Band gespielt und dann im Rahmen meines Studiums auch meinen ersten kölschen Song geschrieben. Tommy Engel war für mich immer die Stimme Kölns und hat mich bereits damals fasziniert. Hinzu kommt, dass ich schon immer eine moderne Sitzungskapelle gründen und gleichzeitig unsere eigenen Songs spielen wollte. Mit „Kuhl un de Gäng“ haben wir uns alle Wünsche und Visionen erfüllt.

„Kuhl un de Gäng“: Karnevalsband, Coverband oder eine Stimmungsband? Was sind Sie denn am Ende?

Kuhl: Wir sehen uns als rheinische Mundartband. Im Januar und Februar sind wir dann natürlich eher die Karnevalsband, die die Säle zum Kochen bringen will/muss/soll. Im Sommer sind wir dann die Band, wo die Fans uns so richtig kennenlernen und auch mal zuhören können.

„Kuhl un de Gäng“ gibt es gerade mal viereinhalb Jahre. Erklären Sie uns bitte mal den Erfolg der Band.

Kuhl: Ich denke, die Leute haben gemerkt, dass wir authentische Musik machen. Und genau solche Musik wollen sie hören. Das beweist der Song „Ich han dä Millowitsch jesinn“.

Ihre Bandkollegen sind zusätzlich als Chorleiter, Instrumentalpädagoge oder Produzent unterwegs. Wie verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt? Ausschließlich mit „Kuhl un de Gäng“?

Kuhl: Da gibt es eine ganze Menge zu erzählen. Neben einigen kleineren Projekten leite ich die Troisdorfer Big-Band „TroJazz“, war aber auch unter anderem schon mit der WDR-Big-Band unterwegs oder habe als Trompeter zum Beispiel mit Heino, den Bläck Fööss oder Mirja Boes zusammengearbeitet. Auch habe ich früher in den Landesjazzorchestern NRW und Hessen gespielt, mit denen wir die halbe Welt bereist haben.

Ihr eigenes Lebensmotto auf Ihrer Homepage lautet „Jaaanz entspannt“. Wie bitte geht das bei so vielen Auftritten, ihren weiteren Jobs und jetzt auch noch mit einem Kind?

Kuhl: Stress hat in meinen Augen nur der, der sich den Stress macht. Mein Privileg ist, dass ich mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Ich muss aber auch zugeben, dass die vielen Karnevalsauftritte schon an die Substanz gehen.

Mit der kölschen Version des „Kool and the Gang“-Songs „Celebration“, dem Hit „Su“ und Ihrem Erfolgssong „Ich han de Millowitsch jesinn“ haben Sie sich in die Herzen Ihrer Fans gespielt. Wie groß ist mittlerweile der Erfolgsdruck?

Kuhl: Der Druck ist definitiv da. Die Leute wollen zur Karnevalszeit schunkeln und da musst du als Band liefern. Die Erwartungshaltung ist heutzutage groß. Wenn man bedenkt, dass wir jetzt schon für übernächstes Jahr gebucht werden. Keiner kann aber jetzt schon sagen, was in zwei Jahren beim Publikum gefragt ist und ankommt. Unser Motto ist deshalb: Wir liefern das, was uns auch selbst gefällt.

Sie alle sind Berufsmusiker. Weiß es da nicht der eine besser als der andere? Wie oft streiten Sie sich innerhalb der Band deswegen?

Kuhl: Alle Bandmitglieder bringen sich mit ihren Qualitäten ein. Denn jeder von uns weiß, was er handwerklich kann. Natürlich gibt es da auch Meinungsverschiedenheiten, die ausdiskutiert werden müssen.

Zu Ihren Sponsoren gehört eine Altbierbrauerei in der Düsseldorfer Altstadt. Werden Sie den Kölnern so langsam untreu?

Kuhl: Ich finde die Fehde zwischen Köln und Düsseldorf relativ albern. Meine persönliche Meinung: Die Düsseldorfer sind diesem Thema gegenüber deutlich toleranter als die Kölner. Wir sind froh, dass wir einen Sponsor in Düsseldorf gefunden haben. Die Gespräche mit Kölner Brauereien sind damals leider im Sande verlaufen.

Ihr Fazit nach bald fünf Jahren „Kuhl un de Gäng“?

Kuhl: Wir hatten seinerzeit einen Dreijahresplan. Und der ist aufgegangen. Seit unserem „Millowitsch“-Song ist alles sicherlich ein wenig einfacher geworden. Heute spielen wir fast nur noch eigene Songs. Das ist enorm wichtig für ein klares Profil.

Gibt es schon einen neuen Hit für die kommende Session?

Kuhl: Ja, so wie es aussieht ist dies unser Song „Komm loss mer springe“.

Sie haben im Rahmen einer Benefizgala am 27. August das „Theater im Kloster“ in Bornheim unterstützt. Warum ist Ihnen der Erhalt dieser Institution so wichtig?

Kuhl: Wir haben in Bornheim so tolle Künstler wie Willi Wilden und Franz Martin Willizil. Nicht zu vergessen Saxofonist Dino Soldo, der mit Stars wie Lionel Richie und Leonhard Cohen auf Tour geht. Diese Künstler sind hier viel zu wenig präsent. Das muss sich ändern. Es kann doch nicht sein, dass die Bornheimer lieber zu Events nach Bonn oder Köln fahren. Wir haben hier so viel zu bieten. Die Kulturszene vor Ort muss meiner Meinung nach unterstützt werden.

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