Arp Museum und Bahnhof Rolandseck Rheinisch-japanischer Felsengarten am Bahnhof Rolandseck

ROLANDSECK · Raupenbagger bewegen Erdreich, Steine werden gesetzt, Bäume eingepflanzt: Vor dem Bahnhof Rolandseck entsteht zurzeit das Entree zu der im August beginnenden „Japanfieber“-Ausstellung des Arp Museums.

Ein rheinisch-japanischer Garten entsteht: Pflanzaktion mit schwerem Gerät vor dem Bahnhof Rolandseck.

Ein rheinisch-japanischer Garten entsteht: Pflanzaktion mit schwerem Gerät vor dem Bahnhof Rolandseck.

Foto: Martin Gausmann

Ein aufgerissener Rasenhügel, braunes Erdreich inmitten der grünen Oase unter dem Bahnhof Rolandseck, liegende Bäume, die Wurzeln halbkugelig eingeschlagen, und vor allem jede Menge kantiger Steine. Umwälzende Vorgänge ereignen sich, soviel steht fest. Aber weshalb dieser Wirbel vor dem Entree zum Arp Museum?

Mit demnächst aufrechten Pflanzen und noch anzuordnenden Steinen wirft eine große Museumsausstellung ihre Schatten voraus. Im August wird „Im Japanfieber. Von Monet bis Manga“ eröffnet, anlässlich der Meiji-Restauration (1868 bis 1912), die sich zum 150. Mal jährt.

Damals öffnete sich Japan nach 200 Jahren Isolation dem Westen, was in der westlichen Welt eine ästhetische Revolution auslöste. Am nachhaltigsten wirkte der Einfluss Japans auf die Naturwahrnehmung europäischer Maler. Der neue kontemplative Blick auf die Umwelt ließ die Landschaften und Stillleben impressionistischer und fauvistischer Künstler gewagter, ausschnitthafter, nahsichtiger und unmittelbarer aussehen.

Den Vorlauf bis August nutzt das Arp Museum publikumswirksam als Werbezeit für seine Präsentation, die derzeit noch vom französischen Kooperationspartner Musée des impressionnismes Giverny gezeigt wird. Vorab trommeln, das geschieht in Rolandseck mit schwerem Besteck,

Raupenbagger und Raupenkipper, um Erdreich zu bewegen, Steine zu setzen, Bäume zu einzupflanzen. Indes nicht als bloße Spielerei. Vielmehr entsteht zur Ausstellung ein japanischer Felsengarten. Gestaltet wird er von Peter Berg aus Sinzig, einem der bekanntesten deutschen Landschaftsgärtner.

13 Kiefern

„Natürlich macht man sich eine Skizze, um eine Vorstellung zu haben, aber wir halten es wie die Japaner, die in der Aktion auf intuitives Entscheiden setzen“, sagt Berg. Dann schickt er nach: „Das Bild muss allerdings schon im Kopf sein.“

Sein Bild schließt an Pflanzen Kirschen ein, Flügelnuss, „ein sehr schöner Parkbaum“, Sophora japonica, auch Perlschnurbaum genannt, 13 Kiefern, ein Dutzend anderer Gehölze sowie Stauden und Gräser.

Traumhafte Gärten und Parks hat der international tätige Peter Berg gerade erst in Japan erlebt. Die Vertreter der europäischen Vereinigung der Garten- und Landschaftbauer sahen im April in Tokio und Kyoto herausragende Projekte japanischer Gartenbaukunst.

Dort bedauerte man, dass die Kirschblüte bereits vorbei war. Nicht so Berg: „Die Blüte wird überschätzt; es war besser so. Das frische Grün und die Stämme boten einen herrlichen Anblick.“

Fasziniert von japanischer Philosophie

Nach Rolandseck kommen Leihbäume der Baumschule Lappen in Geldern, dazu erzogen, alle drei, vier Jahre verpflanzt zu werden. „Das spart Kosten, ist aber dennoch teuer“, versichert Claudia Seiffert, stellvertretende Museumsleiterin. An Komponente zwei des Felsengartens lässt Berg mit seiner Affinität zu einheimischen Materialien keinen Zweifel aufkommen: „Es ist logisch, dass hier nur ein Stein in Frage kommt: Basalt – daraus besteht das Siebengebirge.“

Die Schwergewichte seien gebrochen, nicht gesprengt. „Dann lassen sie sich besser zusammenstellen, und weisen homogenere Flächen auf.“ Berg stellt den Vergleich mit einem Orchester an: „Die Steine sollen im besten Fall das gleiche Lied spielen. Sie dürfen nicht nur abgelegt wirken.“

Von der japanischen Philosophie im Umgang mit Stein fasziniert, erlernte Berg sie zu Beginn seiner Gartenbaulaufbahn von einem japanischen Meister. Viel lässt er heranschaffen, neben 200 Tonnen Basalt drei Sattelzüge mit Gehölzen, dazu Lava-Kompost.

Dennoch herrscht Reduzierung auf wenige Komponenten, Basalt und Pflanzen. „Das hilft, dass es ruhig ist.“ Auf das Element Wasser hat man verzichtet, allerdings gibt es eine als solche kaum erkennbare „Brücke“ aus Stein. Stets bilden die Gärten Japans eine natürliche Szene nach.

Auch Berg wird von dieser Intention geleitet, allerdings folgen seine Steinsetzungen nicht völlig der japanischen Gartenbaukunst, sondern ebenso seiner eigenen Interpretation und dem Einfluss westlichen Stils. Die Arbeiten im Zeitfenster von drei Wochen sind inzwischen in der Mitte angelangt.

Im schlanken Team von drei, vier Leuten, zu dem auch Hugo Torii, ein japanischer Gartenmeister, gehört, sind die Felsengärtner vor Ort. Berg schwört auf seine „eingespielte Mannschaft“. Hilfskräfte, die ohne Anleitung nicht zurechtkommen, wären da nur im Wege.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort