Plagiatsvorwurf Remagener Rollerfirma wehrt sich gegen Piaggio

REMAGEN · Der italienische Vespa-Bauer Piaggio wirft der Remagener Zweiradfirma Kumpan vor, Fahrzeuge kopiert zu haben und ließ deshalb auf der Messe EICMA ausgestellte Roller beschlagnahmen. Kumpan kann die Vorwürfe nicht verstehen - und fordert nun Schadenersatz.

 Rollervergleich: Ähnlichkeiten lassen sich nicht vermeiden.

Rollervergleich: Ähnlichkeiten lassen sich nicht vermeiden.

Foto: Kumpan

In der Remagener Zentrale des Elektroroller-Herstellers Kumpan ist man stinksauer. Wie berichtet, hatte der italienische Vespa-Bauer Piaggio auf der Zweiradmesse EICMA mit Hilfe der Guardia di Finanza die ausgestellten Fahrzeuge beschlagnahmen und abtransportieren lassen. Der Vorwurf: Es handele sich um Plagiate, um Kopien des legendären Vespa-Modells. In Remagen weist man diese Vorwürfe mit Nachdruck zurück und fordert Schadenersatz.

„Klar, auch ein Kumpan hat zwei Reifen, einen Lenker, eine Sitzbank und ist der natürlichen Geometrie des Menschen angepasst und das mit Einflüssen des Fahrzeugdesigns der 50er und 60er Jahre“, so Firmensprecherin Linda Diercks. Der ins italienische Visier geratene „Kumpan 1954 Ri“ sei über drei Jahre in Remagen designt, entwickelt und nun auch produziert worden. Diercks: „Mit dem Ri (Retro intelligence) war unser Ziel genau dies: Innovative Technik mit einem klassischen Design zu kombinieren.“

Nach wie vor unbeantwortet ist eine Anfrage des General-Anzeigers bei Piaggio im italienischen Pontedera. Der GA hatte die Firmenleitung um Stellungnahme gebeten, welche Veranlassung es gab, die Elektro-Roller aus Remagen abtransportieren zu lassen. Enttäuscht ist man bei Kumpan auch darüber, dass die Guardia di Finanza sich hierfür habe einspannen lassen.

Vergleicht man nun die technischen Unterschiede beispielsweise zwischen dem Remagener Modell „Kumpan 1954 Ri S“ und der Vespa Elettrica so stellt man schnell Unterschiede fest: Das italienische Modell wurde vor wenigen Tagen, im November, auf den Markt gebracht, das Konkurrenzfahrzeug aus Deutschland hatte im Oktober Markteinführung. Der Kumpan-Roller verfügt über ABS, was bei der Vespa nicht der Fall ist. Sieben kW treiben den Remagener Elektromotor voran, die Vespa bringt es auf exakt die Hälfte. Die Reichweite des „1954 Ri S“ liegt bei 120 Kilometern, die italienische Konkurrenz bringt es auf einhundert Kilometer. Die Ladezeit ist bei beiden Modellen gleich: vier Stunden.

360 Modell-Farbkombinationen bieten die Remagener an, fünf das Werk in Pontedera. Große Unterschiede gibt es vor allem in der Endgeschwindigkeit. Nach Werksangaben erreicht der Kumpan einhundert Stundenkilometer, der Elektroroller Vespa rollt mit maximal 45 Stundenkilometer durch die italienische Landschaft. 6999 Euro kostet der deutsche Roller, 6390 Euro die Ausführung Made in Italy.

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