Schüler im Dialog auf dem Rhein Premieren-Berufsbörse ein Erfolg

Remagen · Große Resonanz auf die Premieren-Berufsbörse an Bord der „Moby Dick“. 200 Schüler informierten sich bei acht Betrieben über ihre Berufschancen.

 Gingen an Bord: Schüler und Veranstalter der ersten Ausbildungsbörse.

Gingen an Bord: Schüler und Veranstalter der ersten Ausbildungsbörse.

Foto: Martin Gausmann

Nicht auf Wal-, sondern auf Auszubildenden-Fang konnten am Mittwoch auf der in Remagen festgemachten „Moby Dick“ acht Betriebe aus dem Kreis Ahrweiler gehen. Sie waren das Pendant zu den 200 Schülern der weiterführenden Schulen, die mit der zehnten Klasse enden sowie der Lehrstellensuchenden bis 27 Jahre, die der ersten Ausbildungsbörse namens „Alles im Fluss“ beiwohnten. So wie sich von Stunde zu Stunde der dichte Nebel über dem Rhein lichtete und strahlendem Sonnenschein Platz machte, so hofften die Veranstalter dieses innovativen Ausbildungstreffs, dass sich der Schleier, der bei vielen jungen Menschen über dem Thema „Berufswahl“ liegt, heben würde.

Organisiert wurde die Börse mit überwältigender Resonanz vom Beirat des Projektes „Smart-up“ im Haus der offenen Tür (HoT) in Sinzig um das Team von Leiterin Petra Klein. „Smart-up“ zielt darauf, jungen Erwachsenen, die bislang ohne berufliche Perspektive waren, Zugänge zu Beschäftigung, Ausbildung und Bildung zu ermöglichen. Gemeinsam mit weiteren Beteiligten wie der Kreisverwaltung, der Agentur für Arbeit, dem Jugend-Hilfe-Verein, dem Jobcenter, der Industrie- und Handelskammer Koblenz sowie der Berufsbildenden Schule (BBS) Bad Neuenahr soll insbesondere bildungs- und arbeitsmarktfernen jungen Menschen eine Zukunft geboten werden.

Optimale Gelegenheit

„Alles im Fluss“ bot unter der Moderation von Daniel Stellmacher-Huck, Geschäftsführer des Jobcenters, demnach die optimale Gelegenheit, sich auch noch kurzfristig einen Ausbildungsplatz zu sichern. So wäre Heike Linnerz vom Ahrweiler Schlemmergrill (Neißner & Pitzen) bereit, sofort eine Fachkraft für Systemgastronomie einzustellen. Sie hatte ihre Tochter Miriam dabei, die die dreijährige Ausbildung gerade abgeschlossen hat und mit den Jugendlichen auf Augenhöhe Klartext reden konnte. „Kollegial, freundlich und teamfähig muss man sein“, so Miriam, die sich freut, wenn andere junge Menschen von ihren Erfahrungen profitieren können. Ihre Mutter schaute nach Realschülern, „weil es im dritten Ausbildungsjahr sehr ins Kaufmännische geht“. Kriterien wie gute Artikulation, gepflegtes Äußeres und auch Interesse im Umgang mit Fleisch kommen hinzu.

Marie-Luise Adeneuer von der Moses AG stellte die drei Ausbildungsberufe in ihrem Haus vor und hatte sich Ina Hennig zur Seite gestellt. „Unser Kaufhaus in Bad Neuenahr ist bekannt, die Ausbildung, ob zum Buchhändler, Verkäufer oder Bürokaufmann, für viele attraktiv“, so Adeneuer. Auch wenn die Zahl der Bewerbungen weniger würden: Die drei Stellen in diesem Jahr seien problemlos besetzt worden. Für 2018 rechnet sie mit vier freien Lehrstellen.

Motivation ist das A und O

Ina Hennig gab Einzelhandelsinteressierten mit auf den Weg: „Die Motivation ist das A und O. Ihr müsst aus Euch rauskommen.“ Sechs weitere Betriebe, der Freudenberg Konzern in Remagen mit Metall- und Elektro-Industriemechanik, die Veranstaltungskaufleute der Marketingflotte in Ahrweiler, die Möbel-Elektromonteure von Quirbach aus Niederzissen, Vertreter einer zahnmedizinischen Gemeinschaftspraxis in Sinzig, das Krankenhaus Maria Hilf Bad Neuenahr mit Gesundheits- und kaufmännischen Berufen sowie die Dernauer Schreinerei Rönnefarth, stellten sich in Kurzporträts vor, bevor es bis weit in den Nachmittag hinein zu individuellen Gesprächen kam.

Hawa Tajbueva (18) von der BBS ging zu den Web-Designern der Marketingflotte, wollte wissen, ob sie Fachabi braucht und verweilte fast eine Stunde im Gespräch. Fazit: „Mein Berufswunsch wechselte von Erzieherin zur Mediengestalterin, ein Praktikum ist ins Auge gefasst, eine Bewerbung will ich schreiben.“ Die sogenannte Mädchenfrage „Mach ich mich als Zerspanungsmechaniker dreckig?“ stellte der BBSler Thomas Franccess (19) Alexander Groß vom Freudenberg Konzern. Der Schüler kann sich vorstellen, nachdem auch er sich in eine Praktikumsliste eingetragen hat, dass er kein Abi, sondern eine Ausbildung macht.

Improvisationstheater angereist

Extra für die Premiere war aus Berlin das Improvisationstheater „Theater Sport“ angereist. Auf Zuruf zeigten sie Szenen aus dem Krankenschwester-Alltag, versetzten sich auf Wunsch der Schüler aber auch ins Mittelalter. Diese Form der Auflockerung diente dazu, den Mut zu wecken, in den Austausch zu treten. In Vertretung von Schirmherr Landrat Jürgen Pföhler begrüßte Kreisbeigeordneter Fritz Langenhorst die ungewöhnliche Schiffsbesatzung und überreichte Petra Klein für das Projekt 2500 Euro.

„Eine gute Ausbildung ist nach wie vor die beste Strategie gegen Arbeitslosigkeit“, so Langenhorst. Er lobte die Anstrengungen aller Akteure, auch unter dem Aspekt des drohenden Fachkräftemangels. „Ein solcher Tag ist ein guter Ansatz, weil sich viele junge Leute unter den unzähligen Berufsbildern nichts vorstellen können. Optimal wäre, wenn die Betriebe ihren Nutzen ziehen könnten“, fand auch IHK-Regionalgeschäftsführer Bernd Greulich. Eine Fortsetzung der Ausbildungsbörse an ungewöhnlichen Orten können sich Petra Klein, aber auch viele Betriebe, vorstellen.

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