Wein-Kabarett am Rhein Ingo Konrads in Remagen mit Liebe und Wein

Remagen · Scheurebe für Schüchterne, Grauburgunder für Senioren - augenzwinkernde Trinkempfehlungen waren inbegriffen in der Weinkabarett-Premiere in der ausverkauften Rheinhalle.

 Ingo Konrads auf der Bühne in Remagen.

Ingo Konrads auf der Bühne in Remagen.

Foto: Martin Gausmann

„Zwei Herzen und drei Viertele“ heißt sein neues Programm. „Klingt nach Rechenaufgabe“, räumt Weinkabarettist Ingo Konrads vor 180 Gästen ein. „Dabei sind Liebe und Wein unberechenbar“, sagt er und beginnt gleichwohl die ausverkaufte Premierenveranstaltung im Foyer der Rheinhalle mit einer launigen Gleichung.

Wie Weißwein sei die ideale Frau, „unkompliziert, leicht zu durchschauen, spritzig“, während der Mann einem guten Rotwein gleichen sollte, „gerne etwas gereift, nicht zu hölzern, beim Nachgang ohne bitteren Nachgeschmack“. Unter letzterem leide womöglich, wer betrunken flirte. Denn das sei wie hungrig einkaufen zu gehen: „Man kommt mit etwas nach Hause, was man nicht haben wollte“, so Konrads augenzwinkernde Lebenshilfe samt Sortenempfehlungen zum Verlieben: Grauburgunder für Senioren, eine Scheurebe für Schüchterne.

Der Weinkabarettist hätte wohl selbst von wohlmeinendem Rat profitiert, damals, als er unsterblich verliebt war in Anja, sie in eines der besten Bonner Restaurants führte und mit einer Weinkarte konfrontiert wurde, die ihm so fremd vorkam, wie das Telefonbuch von Moskau. Jener schnöselige Kellner, der sie ihm gereicht hatte, folgte Konrads schließlich als Galan an Anjas Seite. Plaudernd wechselte der Mann auf der Bühne am pointenreichen Abend vom biografischen ins nicht minder spannende informative Fach, darin den Siegeszug des Champagners aufgreifend, den der Mönch Dom Pérignon mit seiner Erfindung einleitete. Doch hatte man anfangs die Gärung nicht im Griff und 80 Prozent der Flaschen explodierten im Keller.

Es lohnte sich, in der ersten Reihe zu sitzen

Napoleons Truppen verbreiteten das Getränk in ganz Europa, bevor Madame Pommery, die den Schaumwein trocken ausbaute, damit ein genialer Coup gelang. Um ihm nachzuspüren, reichte Konrads aus Gläsern, die man ihn zuvor hatte polieren sehen, Kostproben. „Da lohnt es sich in der ersten Reihe zu sitzen“, bestätigte er die Begünstigten.

Sodann gab er den ironischen Aufklärer. Die Zuhörer erfuhren, warum „wir ein wenig mit den islamischen Ländern fremdeln“. Der Kabarettist vermutet ein Missverständnis bei der Rebenausbeute und schüttelt über die dominante Rosinenherstellung in der Türkei betrübt den Kopf. Dabei erwähne die Koran-Sure 16 „verstandesbezogenes Weintrinken“. Über die Jugend sei Abhilfe zu schaffen, vielleicht mit einem Weinstand in Bad Godesberg, spielte er auf Koranverteilungen an.

Gewiss, dass sich „Burkafrauen einen hinter die Binde gießen“ könnten, war ein flauer Scherz, der aber die Ausnahme blieb. Ungleich inspirierter erläuterte Konrads, man müsse Salafisten den Unterschied zwischen Terror und Terroir erklären. Und „Spaß beiseite“ warb er verbindlich für Verständigung.

Literarische Kostproben à la Charles Bukowski

Wenn es den weinkundigen Entertainer vom Stehtisch oder der bewegten Darbietung in den Sessel auf der Bühne zog, dann, um unerwartete literarische Blickwinkel zu eröffnen. Er hatte sich in die Sprachkunst so unterschiedlicher Vorbilder wie Wilhelm Busch, Charles Bukowski und Rosamunde Pilcher versenkt und formulierte in ihrem Stil, von humorvoll über verrucht bis romantisch. Eine reizende Mitmachgeschichte, bei der die Zuhörer Namen deutscher Weinorte lesend einflochten, beendete den Abend noch nicht ganz.

Zwei Zugaben musste der engagierte wie unterhaltsame Konrads noch liefern, bevor ihn sein begeistertes Publikum entließ.

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