Kabarett mit Peter Vollmer Frauen verblühen, Männer verduften

REMAGEN · Mit dem Programm "Frauen verblühen, Männer verduften" bot sich ein Abend, wie schon lange nicht mehr in der Remagener Kulturwerkstatt.

 Peter Vollmer in der Remagener Kulturwerkstatt.

Peter Vollmer in der Remagener Kulturwerkstatt.

Foto: Martin Gausmann

Ein Scherz jagte den nächsten und das Publikum kam kaum noch zu Luft: Kabarettist Peter Vollmer hatte genug humoristisches Pulver, um es den ganzen Abend verschießen zu können. Das Publikum füllte den Saal bis auf den letzten Platz und ließ sich vom Kölner Vollmer zum Mitmachen nicht erst lange animieren.

Wer Wortwitz mochte, die ein oder andere Spitze auf Politiker zu schätzen wusste und auch einmal etwas platteren Scherzen gegenüber nicht abgeneigt war, für den war der Abend mit Peter Vollmer ein voller Erfolg. Keine Bühnendekoration, eine schlichte schwarze Gitarre und der hochgewachsene Mann in braunem Poloshirt: mehr brauchte es nicht. Wenn Vollmer seine Geschichten des alltäglichen Wahnsinns von Bohrmaschine bis Intimfrisur erzählte, blieb kein Auge trocken. Dabei überschlug er sich zeitweise in der Komplexität seiner Erzählungen, was aber aufgrund seines lockeren Vortrages nicht weiter auffiel. So erzählte er, wie er sich einst eine Outdoor-Jacke kaufen wollte, um für das Gelsenkirchener Outback gerüstet zu sein. Schlussendlich erhielt er vom freundlichen Navajo-Indianer eine Jacke mit Elektrochips zur Sturmwarnung, Gummiboot, das sich bei Kontakt mit Salzwasser automatisch öffnet und eingebautem ABC-Alarm. Solche Einfälle folgten auf bodenständige Politikerschelte. So titulierte Vollmer die Abgeordneten in Berlin als "Club der kleinen Lichter".

Doch im Fokus stand sein Leben als "Mann am Rande des Haltbarkeitsdatums". Er besang in "Krückstock'n'Roll" eine Ü-80-Party mit getunten Herzschrittmachern und 60-jährigen Groupies. Er hatte keine Berührungsängste mit dem Publikum und drückte einer Zuschauerin kurzerhand eine Tablettendose in die Hand zur Rhythmusbegleitung. Gerne beschwor er die letzten Bastionen der Männlichkeit: das Bauhandwerk. Er selbst bezeichnete sich eher als Experte für den "Konjunktivbau", dem beim Versuch, ein Bild im Wohnzimmer aufzuhängen, gleich die ganze Wand entgegen kam. Sehr zur Freude seiner Frau stellte eine Truppe gut aussehender Handwerker - liebevoll "Hengstparade" genannt - den ursprünglichen Zustand wieder her.

Auch um sein eheliches Intimleben machte Vollmer keinen Bogen und erzählte bereitwillig, für welche chaotischen Zustände ein paar Testosteronpflaster gesorgt hatten. Höhepunkt war die Schilderung eines Elternabends zur Aufführung eines Theaterstücks über den Räuber Hotzenplotz. In der hitzigen Diskussion wurde das Stück bis zur Unkenntlich politisch korrekt entstellt. Hotzenplotz war nur noch "mutmaßlicher Räuber", aß nur vegane Rote-Beete-Frikadellen und wechselte als "Conchita Hotzenwurst" mehrmals im Stück sein Geschlecht. Das Publikum raste vor Begeisterung und der Künstler hatte den ganzen Abend über sichtlichen Spaß.

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