Rathausverein Oberwinter präsentiert Ausstellung von Hans Atzel über Sankt Laurentius Die spannende Geschichte der Kirche

REMAGEN · Mit dem Läuten der Glocken feierten die Oberwinterer vor 150 Jahren den Bau der neuen katholischen Sankt-Laurentius-Kirche, die neben den Kirchenschiffen um einen neuen Turm erweitert wurde.

 Ausstellung des Rathausvereins Oberwinter: Hans Atzler mit dem alten Kirchturmhahn von Sankt Laurentius.

Ausstellung des Rathausvereins Oberwinter: Hans Atzler mit dem alten Kirchturmhahn von Sankt Laurentius.

Foto: Martin Gausmann

Von dem Vorgängerbau ist lediglich der gotische Chor aus dem frühen 16. Jahrhundert erhalten geblieben. Genauere Informationen über Alter und Bau der alten Kirche gab es nicht. Eine Ausstellung des Rathausvereins füllt nun diese Lücke.

Im Zuge der Sanierung wurde der schadhafte Boden der Kirche aufgebrochen. Diese einmalige Gelegenheit nutzte der Heimatforscher Hans Atzler, um sich auf Spurensuche zu begeben. Zehn Jahre lang hat der Jurist die Ergebnisse seiner akribischen Forschungsarbeit zusammengetragen, um sie nun mit der Ausstellung „Baugeschichte und Erweiterung der Kirche St. Laurentius vor 150 Jahren“ im Alten Rathaus der Öffentlichkeit zu präsentieren. Atzler hat die damaligen Bauarbeiten begleitet, die Befunde dokumentiert und die einzelnen Bauphasen bis zum heutigen Kirchenbau nachvollzogen.

Die erste Erwähnung der Oberwinterer Kirche fällt in das Jahr 1131. Damals bestätigte Papst Innozenz II. dem Bonner Cassius-Stift den Besitz von rund 40 Kirchen, darunter auch den Besitz von Oberwinter mit „Kirche und Zehnt“. Doch bis auf einen skizzenhaften Kupferstich von Wenzel Hollar aus dem Jahr 1636 sowie Zeichnungen des Geometers Michael Hasselbeeck (1789), Nicolaus Christian Hohe (1858) und W. Rahn (1863) gibt es keinerlei Darstellungen der alten Kirche. Die einzige Beschreibung stammt vom Oberwinterer Pastor Wald, der die Kirche im Lagerbuch der Pfarrgemeinde von 1845 als „klein, dunkel, ungesund feucht“ und „ohne alles Ansehen“ bezeichnet. „Mit dem jämmerlichen Zustand wollte der Pastor wohl den Abriss der alten und den Bau einer neuen Kirche rechtfertigen“, ist Hans Atzel überzeugt.

Nachdem im Zuge der Sanierung 2005 die Bodenplatten entfernt worden waren, fand Atzel einen Teil der Fundamente der alten Kirche. Als besonderen Fund bezeichnet der Heimatforscher die sogenannte „Baunaht“, die sich an das etwa das 11,20 Meter lange und 1,40 Meter breite Westfundament anschließt und Beleg für eine Erweiterung ist. Aber auch ein Säulenfuß, der in der Mitte des Südfundaments steht und der eine von insgesamt sechs runden Säulen getragen hat, zählt zu den bemerkenswerten Funden. Unter den wenigen Beifunden befinden sich etwa Verputzstücke und der kleine Rest einer Verzierung der abgerissenen Kirche. Die Ergebnisse seiner Arbeit dokumentiert Hans Atzel auf insgesamt elf Tafeln in Wort und Bild. Neben der alten Kirche wird auch die Renovierung der heutigen Laurentiuskirche detailliert dargestellt.

Der Wetterhahn, der bis 1993 auf der Turmspitze thronte und zwei Bankzargen aus dem Jahr 1768 mit der Inschrift „Gerichts Scheffen und Flotzen Herren“ ergänzen die Ausstellung, die mit Hilfe von Christian Schmiedel, Peter Zeller und des Verlegers Norbert Kessel in der Reihe „Oberwinterer Geschichte(n)“ als Heft erschienen ist.

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