Sonderausstellung in der Rheinhalle Der Mythos "Brücke von Remagen" aus neuer Perspektive

REMAGEN · Flott ging es. Die Stadt Remagen hat binnen weniger Wochen eine Sonderausstellung „Die Brücke von Remagen“ in der Rheinhalle installiert.

 Die Brücke von Remagen und ihre Baupläne: Beim Einsturz kamen 31 US-Soldaten ums Leben.

Die Brücke von Remagen und ihre Baupläne: Beim Einsturz kamen 31 US-Soldaten ums Leben.

Foto: Ginzler

Die Stadt Remagen hat die Sonderausstellung „Die Brücke von Remagen“ in der Rheinhalle installiert. 300 Meter weiter - im Friedensmuseum in den Brückentürmen - läuft derzeit nichts. Und das ausgerechnet im 100. Jahr der Inbetriebnahme der Ludendorff-Brücke, über die am 1. September 1919 die ersten Züge fuhren. Am authentischen Dokumentationsort ist der Publikumsverkehr seit dem 14. April unterbunden. Die Stadt schloss das Friedensmuseum, nachdem gravierende Brandschutzmängel festgestellt worden waren.

Bis die Mängel behoben sind, soll Remagens berühmtes Denkmal, gebaut für den Ersten und zerstört im Zweiten Weltkrieg, für Touristen und Einheimische nicht unerklärt bleiben. Indes erläutert ein Banner in der Rheinhalle: „Diese Sonderausstellung kann und will die wesentlich umfangreichere Ausstellung im Friedensmuseum nicht ersetzen.“ Sie zeige auf, „wie die Geschichte der ‚Brücke von Remagen‘ in den 76 Jahren nach ihrem Einsturz erforscht und verbreitet wurde“. Dabei kommt die Darstellung des Friedensmuseums nicht zu kurz. „Als ich mich fragte, wie die Ausstellung konzipiert sein soll“, so Stadtarchivar Kurt Kleemann, „war von Anfang an klar: Sie sollte komplett anders sein als die in den Brückentürmen. Denn wir haben nicht die Aura des Originalplatzes“. Im Foyer erhält der Besucher entscheidende optische Anreize, sich mit einer weitgefassten Brückenthematik auseinanderzusetzen.

Rechts präsentiert sich, sieben Meter breit und 2,40 Meter hoch, ein Foto des intakten Viadukts, um annähernd seine Dimension zu veranschaulichen. Links fokussiert eine Fotowand die Errichtung der Brücke 1916, das Bauwerk zur Eroberungszeit vom Erpeler Tunnel aus, Trümmer der eingestürzten Brücke, die Kriegsgefangenlager von Sinzig und Remagen aus der Luft 1945 und zudem von 2015 die Brückentürme im Trikolore-Licht zu Ehren der französischen Partnerstadt Maisons-Laffitte.

Treppab betritt man die eigentliche Ausstellung. Neben einer Vitrine mit Literatur zur Historie dominieren große Text-Bild-Tafeln. Sie thematisieren die Brücke als „Ursache großen Leides“. Fünf deutsche Offiziere, denen man die misslungene Sprengung anlastete, wurden zum Tode verurteilt.

Beim Einsturz am 17. März 1945 kamen mindestens 31 US-Soldaten ums Leben. Mehr als 300 000 deutsche Kriegsgefangene wurden in den Rheinwiesenlagern interniert. Die furchtbaren Bedingungen forderten etwa 1200 Tote. Am Mythos Brücke interessiert, nahm Kleemann für die Ausstellung drei Personen in den Blick: Hans-Peter Kürten, am Mittwoch 90 Jahre alt werdender Initiator des Friedensmuseums, Ken Hechler, US-Armeehistoriker, der mit „The Bridge at Remagen“ das wichtigste Buch über die Brücke und damit die Vorlage zum gleichnamigen Hollywood-Film lieferte, sowie Hauptmann Willi Bratge, der nicht hingerichtet wurde, da er in amerikanische Gefangenschaft gekommen war und ebenfalls ein Buch über das Geschehen um die Brücke schrieb.

Der Stadtarchivar legte die Inhalte fest und schrieb die Texte. Er staunte, wie Marcel Möcking, Leiter der Tourist-Info, die Vorgaben am PC umsetzte, Mayk Patella, verantwortlich für die Haustechnik, sich engagiert einbrachte und die Remagener Messebau-Firma Bestmann mit der Gestaltung im Raum überzeugte. Die Profis haben auch den kleinen „Museums-TV-Bereich“ geschaffen, wo Dokumentarfilme mit historischem Material laufen und ein Interview, das Bratge 1958 für das amerikanische Hörfunk- und Fernsehnetzwerk CBS gegeben hat – drei Minuten, die bisher nie zu sehen gewesen sind.

Die Ausstellung wird am Freitag, 17. Mai, offiziell eröffnet. Bis zum 3. Oktober ist sie täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Besucher zahlen 3,50 Euro, Schüler und Studenten einen Euro, Einzelpreis in Gruppen ab zehn Personen zwei Euro.

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