Fähnchen und kleine Steine Botschaft aus Remagen flog ins Weltall

REMAGEN · Russische Kosmonauten nahmen Exponate aus dem Remagener „Friedensmuseum“ mit in den Orbit. Symbole für den Frieden kehren nun zur Brücke von Remagen zurück.

 Die Kosmonauten Oleg Artemiew und Anton Schkaplerow (von links) mit Frank Cornely und Ex-Bürgermeister Hans Peter Kürten (beide Friedensmuseum) sowie Astonautentrainer Rolf Erdmann.

Die Kosmonauten Oleg Artemiew und Anton Schkaplerow (von links) mit Frank Cornely und Ex-Bürgermeister Hans Peter Kürten (beide Friedensmuseum) sowie Astonautentrainer Rolf Erdmann.

Foto: Martin Gausmann

Es sind kleine Fähnchen und noch viel kleinere Steinchen, die man den Pfeilern der Brücke von Remagen entnommen hatte, um sie eine bemerkenswerte Reise antreten zu lassen. Von quasi höchster Stelle kehrten die symbolträchtigen Stücke nun zurück, nachdem sie mehr als hundert Millionen Kilometer zurückgelegt und ein halbes Jahr lang sechszehn Mal am Tag mit der Raumstation ISS die Erde umrundet haben.

Längst sind die Überbleibsel des Bauwerkes ein Museum im linksrheinischen Kopf der ehemaligen Ludendorff-Brücke. Der damalige Remagener Bürgermeister Hans Peter Kürten war es, der den Ort 1980 in eine Gedenkstätte umwandelte und ein „Friedensmuseum“ eröffnete.

Das Museum ist zwei Themen gewidmet, nämlich der Geschichte der Brücke von Remagen und ihrer kriegsentscheidenden Eroberung im Zweiten Weltkrieg sowie dem nahe gelegenen Kriegsgefangenenlager „Goldene Meile“ im Jahr 1945. „Für den Krieg gebaut, im Krieg zerstört, sollen die Trümmer immer mahnen“, so lautet der Text auf der Tafel an einem der beiden schwarzen Basaltpfeiler. Dem entspricht die Thematik der Ausstellung, die dem Frieden und nicht der Kriegsnostalgie gewidmet ist, wie Kürten es erläutert.

"Die Erde gilt es zu erhalten"

Die Ludendorff-Brücke wurde am 7. März 1945 von der 1. US-Armee eingenommen. Damit war den Alliierten der erste Übergang über den Rhein ermöglicht. Ein Umstand, der den Krieg möglicherweise um Monate verkürzte, vielleicht sogar dazu beitrug, dass die Amerikaner nicht die erste Atombombe über Deutschland abwarfen, wie sie es später in Japan taten. Der Versuch der Wehrmacht, die Brücke zu zerstören, schlug fehl, was Hitler zu Tobsuchtsanfällen veranlasste. Er ließ verantwortliche Offiziere per Standgericht hinrichten. Dennoch: Am 17. März 1945 stürzte die schwer beschädigte Brücke wegen Überlastung ein. Längst waren jedoch die Amerikaner auf dem Vormarsch in Richtung Ruhrgebiet. Lange sollte der Krieg nun nicht mehr dauern.

Rolf Erdmann kann von seinem Zuhause auf der rechten Rheinseite täglich auf die Brückenpfeiler schauen. Wenn er denn mal Zuhause ist. Denn Erdmann ist viel in Housten (Texas) unterwegs: Er ist Astronautentrainer, er bereitet Menschen für ihren Flug ins Weltall vor. So auch Mannschaften, die auf der internationalen Raumstation ISS über der Erde kreisen. Dies in 400 Kilometern Höhe und mit einer Höchstgeschwindigkeit von 27500 Stundenkilometern. „Es gibt ein großes Raumschiff und das heißt Erde. Die gilt es zu erhalten und zu bewahren“, so Erdmann.

Exponate sind Symbole des Friedens

Er sorgte dafür, dass die zwei russischen Kosmonauten Anton Schkaplerow und Oleg Artemiew das „Friedensmuseum“ während eines Aufenthaltes im Europäischen Astronauten-Trainingszentrum in Porz besuchten und Exponate mit auf ihre Reise nahmen. Als Symbole des Friedens.

Schkaplerow war bereits zwei Mal im All, gerade bereitet er sich auf seinen nächsten Aufenthalt im Weltall vor. Kosmonautenkollege Artemiew wird im Dezember wieder starten. Beide waren nun erneut nach Remagen gekommen, um Hans Peter Kürten die aus dem Weltall zurückgebrachten Exponate zurückzugeben.

Die Raumstation ISS ist zurzeit das größte künstliche Objekt im Erdorbit. Seit 2000 ist sie dauerhaft von Astronauten und Kosmonauten bewohnt. Mehrfach gehörten auch deutsche Astronauten zur Mannschaft der ISS. Die Raumstation gilt als größtes Projekt internationaler Zusammenarbeit.

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