Kaya Yanar in Remagen Ausrasten für Anfänger

REMAGEN · Comedian Kaya Yanar überzeugt bei seiner Premiere in der Remagener Rheinhalle 1250 Besucher. Nicht mehr in die Halle passte der Bühnenaufbau Yanars, die Besucher überzeugte er aber auch ohne diesen.

 Kaya Yanar feierte in Remagen eine erfolgreiche Premiere.

Kaya Yanar feierte in Remagen eine erfolgreiche Premiere.

Foto: Martin Gausmann

Das hat es in der Rheinhalle seit vielen Jahren nicht mehr gegeben: Die Dreifachturnhalle war mit 1250 Besuchen bis in den letzten Winkel gefüllt, ein Sicherheitsdienst nahm Eingangskontrollen vor und die Bühne war mit einem Soundsystem bestückt, das die Wände vibrieren ließ. Der Grund: Kaya Yanar, einer der Großmeister der deutschen Comedy, schlug erstmals in Remagen auf.

„Ich hab noch nie in einer so geilen Halle, in der die Leute rechts und links neben mir sitzen, gespielt“, witzelte Yanar, nachdem er mit einem hollywoodtauglichen Intro die Bühne betreten hatte. „Ich gebe zu, auch ich habe ein wenig Platzangst“, meinte der Mann, der es gewohnt ist, mit seinem aktuellen Programm „Ausrasten für Anfänger“ in Stadien wie der Lanxess-Arena in Köln oder der Sporthalle in Hamburg aufzutreten.

Zumindest für das Bühnenbild war die Rheinhalle tatsächlich ein paar Nummern zu klein. Statt eines überdimensionalen Superhelden „Hulk“, der mit dem Konterfei von Kaya Yanar versehen ist und mit „Kawumm“ durch eine Mauer bricht, hingen lediglich zwei Riesen-Emojis von der Decke. „Der Bühnenaufbau von Yanar ist acht Meter hoch, das haben wir unmöglich unterbringen können“, erklärte Tourismuschef Marcel Möcking. Und so stand der Tour-Truck bis an den Rand gefüllt vor der Halle.

Auch Paraderollen kamen nicht zu kurz

Der Stimmung tat das freilich keinen Abbruch. Zwei Stunden lang sprach der Tempo-Plauderer über Dinge, die ihn im gesetzteren Alter von 45 Jahren aus der Haut fahren lassen. Die Bandbreite reichte vom Zusammenschrauben eines Ikea-Regals über prügelnde Eltern, pöbelnde Glatzen und TV-Geräte, für die man Informatik studiert haben muss, um sie zu bedienen. Zum Programm „Ausrasten“ animiert hätten ihn sogenannte Smombies, also Personen, die permanent auf ihr Smartphone starren. „Begegnet man denen auf der Straße, muss man eine Vollbremsung hinlegen, um eine Kollision zu vermeiden“, schnaubte der deutsch-türkische Comedian, dem mit der Sat 1-Comedysendung „Was guckst du?!“ vor 17 Jahren der Durchbruch gelang.

Auf der Liste seiner ganz persönlichen Aufreger standen aber auch Kinogänger, die mit Popcorn aus XXL-Futtertrögen unentwegt vor sich hin knuspern, oder Hightech-Duschen, bei denen das Wasser aus allen erdenklichen Richtungen schießt, bevor man sich endlich waschen kann.

Natürlich bewies der Mann mit der Schiebermütze auch, warum er als ungekrönter „König der Ethno-Comedy“ gilt. Der ganze Saal grölte, als er demonstrierte, wie er mit einem Mietwagen durch die Schweiz irrt, dessen Navi ihm auf russisch den Weg weist.

An dem Abend durften auch Yanars Paraderollen nicht fehlen. Und so durfte über Ranjid, den indischen Taxifahrer, ebenso gelacht werden wie über Hakan, den türkischen Türsteher, oder Francesco, den italienschen Fahrschullehrer. Und kurz vor der Pause forderte er die Besucher auf, ihn über seine Social-Media-Kanäle wissen zu lassen, was sie selbst auf die Palme bringt. „Ich raste aus, wenn die verdammte Schlange vor der Damentoilette dreimal so lang ist, wie bei den Männern!“, zitierte der gebürtige Frankfurter ein Mädchen, das den Account ihres Vaters nutzte. Oder: „Zum Ausrasten bringen mich Abonnenten mit reservierten Plätze, die mir die Sicht nehmen, weil ich so klein bin“, schimpfte Sudesha. Und Özcan ärgerte sich, dass sein Hintern auf den Turnhallen-Bänken schon zur Pause weh tat. Kaya Yanar in Remagen – das war witzig, intelligent und kurzweilig, oder einfach zum Ausrasten lustig.

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