Lärm vom Flughafen Köln/Bonn Alle fünf Stunden überfliegt ein Flugzeug Remagen

Remagen · Die Remagener Grünen befürchten, dass vom Köln-Bonner Flughafen künftig mehr nächtlicher Fluglärm ausgeht. Zurzeit gibt der Airport dazu Entwarnung: ,,Die Belastung im Ahrtal ist nicht erheblich“, heißt es aktuell von Köln-Bonn.

Wenn es um einen angeprangerten Fluglärm in der Ahr-Region geht, dann staunt man bei der Deutschen Flugsicherung (DFS). Bereits vor einem Jahr hatten die Kontrolleure des deutschen Luftraums auf GA-Anfrage erklärt, dass in den verkehrsreichsten Monaten über dem Ahrtal gerade mal sechs Überflüge innerhalb von 24 Stunden verzeichnet würden. Macht einen einzigen Überflug in vier Stunden. In Remagen gar in fünf Stunden. Von einer Lärmsituation könne man daher nicht sprechen, so die DFS seinerzeit. Eine erneute Anfrage ergab: Die Situation ist unverändert.

In Remagen beschäftigten sich nun die Grünen mit dem Thema. Man gehe von einem erheblichen Anstieg des Nachtfluglärms aus, hieß es da. Grund: Seit 2014 gibt es ein Nachtflugverbot für den Frankfurter Flughafen. Daher komme es zu Verlagerungen zum Airport Köln/Bonn, der zumindest bis 2030 Nachtflüge erlaubt. Somit steige auch der Lärmpegel in allen Landkreisen rund um den Flughafen. Betroffen wäre da natürlich auch der Kreis Ahrweiler.

Die Planungen am Köln/Bonner Flughafen gingen von einer Verdoppelung der umgeschlagenen Fracht bis 2030 aus. „Ein weiterer Anstieg der nächtlichen Lärmbelastung ist also zu erwarten“, so die Remagener Grünen-Sprecherin Stefani Jürries. Eingeladen war Ingo Groß von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Sankt Augustin. Der Professor lebt im Westerwald, einer vom Fluglärm stark betroffenen Region.

Er wünscht sich ein Nachtflugverbot für den Köln/Bonner Flughafen und zeigte im Remagener Brauhaus auf, warum die von Flugzeugen ausgehenden Brummtöne so störend und schlafraubend seien. Die tiefen Töne könnten jedes Gebäude durchdringen, tonale Geräusche seien viel störender als rauschende. Flugzeuge deckten „kilometerweit Lärmflächen ab“. Nicht nur das: „Das Argument, ein Flugzeug mit modernsten Triebwerken sei leiser als ein Gespräch, ist physikalischer Unsinn.“ „Gruseliger Schall“ mit – bei tiefen Tönen – „Ganzkörperwahrnehmung“ könne gesundheitsschädlich sein, Herz- und Kreislauferkrankungen die Folge. Hochschullehrer Groß ging auf die Nachtschutzzonen und auf zweifelhafte und an Mittelwerten orientierte Dezibelangaben ein, die in Richtvorgaben gerne „abbewertet“ würden. Besonders ärgerlich für Groß: Starts und Landungen von Billigfliegern in den frühen Morgenstunden. Tendenz: stark steigend.

,,Die Belastung im Ahrtal ist nicht erheblich"

Seit 1993 kontrolliert die DFS nicht nur die zivile Luftfahrt, sondern ist auch für die Abwicklung des militärischen Luftverkehrs zuständig. Auf Anfrage teilte die bundeseigene Gesellschaft mit, dass es beispielsweise am Freitag 3. Mai, einem Hauptreisetag, innerhalb von 24 Stunden 223 Anflüge auf die Hauptpiste aus Richtung Süden gegeben habe. Sechs Überflüge in einer Höhe von etwa 2,5 Kilometern habe es in diesen 24 Stunden in Bad Neuenahr gegeben, fünf in Remagen. Heißt: Etwa alle fünf Stunden überfliegt ein Flugzeug die Römerstadt. Dies dort in einer Höhe von rund zwei Kilometern.

„Schaut man sich das Jahr 2018 an, haben wir es am Köln/Bonn Airport insgesamt im Jahr mit etwa 12 000 Anflügen am Tag und 11 000 bei Nacht zu tun, die die für Remagen und das Ahrtal relevanten Bahnen anfliegen. Davon kommen jeweils fünf Prozent für das Ahrtal als Überflüge in Frage – das entspricht für das Jahr 2018 etwa 600 Flügen am Tag und 550 bei Nacht“, erklärte Hannah Schneider vom Köln/Bonn-Airport auf Anfrage des General-Anzeigers.

Diese verteilten sich aber nicht auf 365 Tage des Jahres: Die für das Ahrtal relevante Betriebsrichtung werde nur etwa zu 35 Prozent der Zeit genutzt. Somit sei also über dem Ahrtal nur an etwa 130 Tagen Luftverkehr. An den restlichen Tagen des Jahres finde kein Verkehr am Himmel über dem Ahrtal statt.

Die Flughöhe über der Region liege bei 2000 bis 3000 Metern. „Die Belastung im Ahrtal ist dementsprechend nicht erheblich. Beschwerden erhalten wir dementsprechend von dort in aller Regel auch keine“, sagte Schneider.

Die Zahl der Flugbewegungen insgesamt am Köln/Bonner Flughafen (auf allen drei Start- und Landebahnen) lag im Jahr 2018 bei rund 44 600 Bewegungen zwischen 22 und 6 Uhr.

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