Arp Museum 3,4 Millionen Euro nur für die Remagener Kultur

ROLANDSECK · Das Arp Museum in Rolandseck blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück und bringt den Bestandskatalog „Hans Arp. Purzelblätter“ heraus.

 Eigens zur „Japanfieber“-Ausstellung wurde vor dem Museum ein japanischer Garten mit rheinischen Akzenten angelegt.

Eigens zur „Japanfieber“-Ausstellung wurde vor dem Museum ein japanischer Garten mit rheinischen Akzenten angelegt.

Foto: Hildegard Ginzlet

Das „‚Japanfieber“ im Arp Museum Bahnhof Rolandseck heizt nur noch bis einschließlich Sonntag ein, während die Gotthard Graubner-Schau „Mit den Bildern atmen“ bis 10. Februar läuft. Mit einem „finale furioso“, einer Manga Cosplay Convention mit Animexx, dem größten Animeverein Deutschlands, setzt das Japanfieber allerdings am Samstag, 19. Januar, seinem vorletzten Tag, noch einmal ein Ausrufezeichen.

Fast ein halbes, respektive fast ein ganzes Jahr waren die beiden Ausstellungen zu Gast. Bewusst setzt man in Rolandseck auf die „schleichende Ausdehnung der Laufzeiten“. Das verlocke den Besucher „zwei- oder dreimal ins Museum zu kommen“, sagt Direktor Oliver Kornhoff, überzeugt von der „Bewegung gegen das Sich-Überschlagen an Veranstaltungen“. Und den Gästen – 60 000 kamen 2018 – ist die Entwicklung offenbar lieb. Mit 1000 Führungen und Veranstaltungen, an denen 15 000 Menschen teilnahmen, wurde im vergangenen Jahr außerdem ein Höchststand der Kunstvermittlung erreicht. Das Programm darf mithin auf allen Ebenen als Erfolg gewertet werden. Weiteren Auftrieb gibt, dass sich die Finanzsituation aktuell entspannen kann. Denn mit Zuwächsen von rund elf Millionen Euro für 2019 und 11,5 Millionen Euro für 2020 steigen die Ausgaben des Landes für alle seine Kultureinrichtungen dann auf 123 Millionen pro Jahr. Von der Mittelerhöhung profitiert auch das Rolandsecker Haus. Sein Museumsetat von 3,4 Millionen Euro wird fortan allein der Kultur zugute kommen und befreit sein von Kosten für den Gebäudeunterhalt einschließlich der künftig vom Land übernommenen Heizkosten.

Was den Kunstfreunden im Themenjahr „Sammlungen“ 2019 blüht, steht am „AufDADAtakt“, einem Tag der offenen Tür, am 10. Februar „Im Lichte der Medici“. So heißt ein exquisites Sammlungstreffen, bei dem die bedeutende amerikanische Haukohl Family Collection mit ihren Gemälden der im Dienste der Medici stehenden Künstlerfamilie Dandini auf die italienischen Kunstschätze aus der Sammlung Rau für UNICEF trifft.

Neuer Bestandskatalog

Zeitgleich eröffnet die Ausstellung „Gestaltung der Zukunft“ der Stipendiaten des Künstlerhauses Balmoral. In seinem Verlauf würdigt das Museumsjahr ebenso Otto Piene, Mitbegründer der Zero-Bewegung, zeigt Hans Arps Schaffensprozess unter dem Fokus „Die Natur ist eine versteinerte Zauberstadt“ sowie museumseigene Collagen der Sammlung von Gerhard Meerwein und „Die vier Elemente“ in der Kunstkammer Rau.

Aber noch ehe diese Ausstellungen starten, legt das Museum seinen neuen Bestandskatalog vor: „Hans Arp. Purzelblätter“ mit Texten von Astrid von Asten, Oliver Kornhoff, Sarah-Lena Schuster, Anabel Runge und Thomas Huber, herausgegeben von Museumsleiter Kornhoff. Nach „Arp Vor-Wände“, erschienen 2017 zu den Reliefs des Museumspatrons, hält man nun den 303 Seiten starken Band der Papierarbeiten in Händen.

Mit keinem anderen Medium als Papier ging der Deutsch-Franzose (1886-1966) derart vielfältig um. Natürlich zeichnete er auf Papier. Er fertigte auch farbige Druckgrafiken an. Doch erhob er den Stoff zudem über die Funktion des Malgrunds hinaus. Für ihn „wird Papier zum lebendigen Material und somit aktiv eingesetzter Part im Schaffensprozess“, schreibt Astrid von Asten. Kuratorin-Kollegin Sarah-Lena Schuster erklärt, „an den Papierarbeiten hat Arp alle Prinzipien verhandelt, sie zeigen seinen Erfindungsreichtum“. Der zupackende Künstler – „Ich zerschnitt Berge von Papier in einer großen Euphorie“ – bemalte, schnitt aus, klebte, zerriss und zerknitterte das Papier, bis sich die Bildoberfläche als Relief ausformte. Spontan, experimentell, beinahe wie besessen komponierte er, ließ sich aber erklärtermaßen auch vom Zufall leiten. „Dass man Dinge zerreißt, zerknittert, das kennt man heute, aber er war damals der Einzige, der das machte“, betont Kornhoff. Arp wurde vorrangig als dadaistischer Dichter und durch seine organisch-abstrakten Plastiken bekannt. Aber in den Papierarbeiten ist vieles, was das bildhauerische Werk ausmacht, vorweggenommen.

Die Dokumentation des Bestandes, in diesem Fall der 250 Papierarbeiten, gehört zu den originären Museumsaufgaben. „Teil unseres Selbstverständnisses ist es aber auch, die Dinge für die Menschen aufzubereiten“, so Kornhoff. Mit „Arp. Purzelblätter“ ist dies sehr ansprechend geschehen. Das in Jahren hinter den Kulissen wissenschaftlich erarbeitete Inventar der Kuratorinnen, die im und außerhalb des Teams Unterstützung fanden, wird von hinführenden Aufsätzen begleitet, ist durchsetzt mit Cut-Outs und Arps wundersamen Gedichten. Denn seine Wort-Kunst und die Papierarbeiten stehen am Anfang seines Oeuvres. Entstanden ist ein verlässliches, von Nick Vincenz hervorragend mit Fotos ausgestattetes Nachschlagewerk und darüber hinaus ein, so Kornhoff, „freudiges Lesebuch, das eine große Bandbreite von Annäherungsmöglichkeiten schafft“.

Begleitend zum wissenschaftlichen Bestandskatalog zeigt die Kabinettausstellung bis 28. April einen Querschnitt durch rund 60 Jahre innovativen Arpschen Schaffens. Gegliedert in zehn Gruppen spiegelt die Präsentation den Katalogaufbau wider und erlaubt so einen Einblick in die vielfältigen Techniken und Themenkreise, die Arp in einer schier unendlichen Fülle von Zeichnungen, Collagen und Druckgrafiken umsetzte.

Der vom Museum verlegte Katalog ist zum Preis von 85 Euro erhältlich.

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