Die Königsklasse der Laufvögel 25 Jahre Straußenfarm in Remagen

REMAGEN · Jährlich strömen rund 50 000 Besucher auf die Straußenfarm in Remagen, die jetzt 25 Jahre besteht. Zum Geburtstag machen die Betreiber sich und ihren Besuchern ein besonderes Geschenk: Sie eröffnen ein Museum rund um den Vogel Strauß.

 Riesenvogel mit Augenaufschlag: Ein Strauß auf dem Remagener Gemarkenhof.

Riesenvogel mit Augenaufschlag: Ein Strauß auf dem Remagener Gemarkenhof.

Foto: Martin Gausmann

Maria Bell-Becher hat allen Grund zu feiern. Und statt einem Strauß Blumen gibt es gleich 500 Strauße, die „mitfeiern“ wollen. Die Straußenfarm Gemarkenhof auf Plattborn in Remagen besteht seit 25 Jahren. Die 67-Jährige ist seit der Gründung 1993 die Chefin, sie wird von ihrem Sohn Ralph Schumacher (45) unterstützt.

Zum Jubiläum machen sich beide ein besonderes Geschenk. Am Pfingstsonntag eröffnen sie ihr Straußenmuseum. Fertig ist es schon. Und eine Einweihung gibt es nicht. „Das machen wir im laufenden Betrieb“, sagte Maria Bell-Becher dem General-Anzeiger. Schließlich herrscht auf dem Hof bei jährlich 50 000 Besuchern immer ein reger Betrieb. Sei es bei den Führungen mit dem Bimmelbähnchen, im Hofladen oder im Restaurant. Das Team aus acht Festangestellten und sechs bis acht Aushilfskräften kennt keinen Leerlauf. Und so nett die kleinen Straße im Kükenhaus anzuschauen sind, so Respekt einflößend sind Hennen und Hähne, die hinter den Zäunen des 25 Hektar großen Geheges auf die Besucher herabblicken.

Zurück zum Museum: „Es ist das einzige in Europa, das sich nur mit dem Strauß befasst“, sagt Ralf Schumacher. Da geht es anschaulich um Themen und Fragen. So etwa: Wie ist das Verhältnis von Straußen zu Wasser? Was haben ein Strauß und der Axolotl (ein mexikanischer Molch) gemeinsam? Wie groß ist das Gehirn eines Straußes? Neben der Geschichte der Straußenhaltung allgemein darf natürlich das Skelett eines ausgewachsenen Straußes nicht fehlen. Und Eier gibt es der Anschauung wegen in fast allen Größen. Inklusive eines Rekordhalters. Extra aus den USA wurde die Replik eines Elefantenvogeleies importiert, des größten jemals gelegten Vogeleies. Es ist mehr als 30 Zentimeter hoch und hat das Volumen von rund 150 Hühnereiern. „Nicht nur schauen, auch tun“, ist die Devise von Schumacher für das Museum bei freiem Eintritt: „Jeder Besucher kann selber ausprobieren, ob man sich auf ein Straußenei stellen kann oder nicht.“ Man kann.

Geschenk als Startschuss für den Betrieb

Das Jubiläum gibt indes Anlass zu einem kleinen Rückblick. Denn eigentlich begann alles mit einem Geburtstagsgeschenk. 1991 erhielt Maria Bell-Becher von ihren Mann Hans-Otto Becher ein Pärchen argentinische Nandus. „Das war so etwas wie der VW unter den Laufvögeln“, erinnert sich die Chefin heute. Da musste dann doch irgendwann die „Königsklasse“ her. 1993 wurde mit vier Straußen zunächst als Hobby der Grundstein für den heutigen Wirtschaftsbetrieb gelegt.

„Bereits 1994 boten wir interessierten Bürgern eine kostenlose Führung zu den Straußen an, ein Angebot, das damals kaum genutzt wurde“, sagt Ralph Schumacher, der seinerzeit als gelernter Zoo-Tierpfleger in Köln und Neuwied bereits Erfahrungen mit Straußen gesammelt hatte. Anfang 1996 wurde dann der Entschluss gefasst, aus dem Hobby einen Beruf zu machen. Der Gemarkenhof wurde gekauft. „Wir hatten Mut, denn es war ein gewagtes Unterfangen. Niemand wusste, ob die Straußenhaltung auf Dauer wirklich wirtschaftlich zu betreiben ist“, sagt Maria Bell-Becher. Ursprünglich wurde mit Obstbau zweigleisig gefahren („Falls mal was schiefgeht“), doch das wurde schon 2000 eingestellt. Die übernommenen Obstplantagen waren überaltert, wurden nach und nach für die Straußen als Freilaufgehege gerodet.

Bereits 1998 wurde auf dem Gemarkenhof eine Metzgerei für Strauße gebaut, um den Tieren den Transport zum Schlachthof zu ersparen. „Dies war wahrscheinlich die erste Metzgerei Deutschlands nur für Strauße, und sie verrichtet nach wie vor ihren Dienst, heute als EU-zugelassenes Schlachthaus“, erklärt Schumacher. 2000 wurde dann der nächste große Schritt in Angriff genommen: der Wandel zum touristisch genutzten Landwirtschaftsbetrieb. Seitdem gibt es Führungen. 2001 gab es die Konzession für das Restaurant und das Café. Seit 2005 geht es per Bimmelbahn über das Areal der Straußenfarm. Mittlerweile gibt es zwei Bähnchen und eine Ersatzlok. Und große Parkplätze, denn 90 Prozent der Besucher kommen mit Reisebussen. Und auch die können ab Pfingsten das neueste Projekt in Augenschein nehmen: das Straußenmuseum.

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