Kinder lernen Sinziger Orgel kennen Zu Besuch bei der "Königin der Instrumente"

SINZIG · Erst steckte sich nur ein Kind die Finger in die Ohren. Aber bald waren es fast alle. Dabei waren sie doch eigentlich hier, um hinzuhören und dem Klang der Orgel zu lauschen. Aber Gerd Pitzen hatte sie gewarnt: "Gleich wird es laut." Und je lauter es wurde, desto mehr seiner jungen Zuhörer verschlossen sich die Gehörgänge.

 Gerd Pitzen erklärt Kindern in der Sinziger Pfarrkirche, wie die Orgel funktioniert.

Gerd Pitzen erklärt Kindern in der Sinziger Pfarrkirche, wie die Orgel funktioniert.

Foto: Martin Gausmann

Die ersten noch vorsorglich, die letzten, weil sie es nicht aushielten. Das hatte nichts mit der Qualität des Spiels zu tun, sondern mit der Dynamik des Instruments. Schließlich ließ Pitzen seine jungen Zuhörer hautnah erfahren, was ein "Crescendo" ist. Und die nahmen bald wieder die Finger aus den Ohren und spendeten Applaus.

"Von Tasten und Tönen" lautete die Führung, mit der Organist und Dekanatskantor Pitzen Kindern ab fünf Jahren die Orgel von Sankt Peter vorstellte. Dazu begrüßten Ulrike Froissart und Monika Recker-Johnson vom Team von "Kultur im Gewölbe" für die fünfte Veranstaltung der seit Oktober 2014 gestarteten Reihe "Kaleidoskop - Kultur für Kinder und Jugendliche" rund 25 Kinder und deren Eltern in der Sinziger Pfarrkirche.

Zum Auftakt hörten sie, wie sonst beim Kirchbesuch auch, die Orgel von den ersten Bankreihen vor dem Altar aus. Dann erklärte Pitzen ihnen Besonderheiten der Walcker-Orgel. Von dem im letzten Jahr in Sinzig verstorbenen Peter Bares konzipiert, wurde das Instrument 1972 in den Gehäuse der Vorgängerorgel aus dem Jahr 1880 gebaut.

Dass die Orgel insgesamt mehr als 3600 Pfeifen sowie 48 Register und viele Effekte hat, konnte sich wohl keiner der jungen Zuhörer zunächst so richtig vorstellen. Umso erpichter waren die Kinder darauf, dieses "Rieseninstrument" aus der Nähe zu sehen. Schnell waren sie oben auf der Empore, und rund um die Orgel wurde es zeitweilig richtig eng.

Nur auf der Orgelbank war noch etwas Platz. Der fünfjährige Paul traute sich sogar, dort Platz zu nehmen und in die Tasten zu greifen; erst noch verhalten, dann mit einem breiten Grinsen und beiden Händen. Seinem freudigen Gesicht nach hätte er wohl am liebsten nicht mehr aufgehört.

Doch es gab noch einiges zu erfahren über die "Königin der Instrumente". Beispielsweise, dass eine Mixtur an der Orgel kein Getränk oder gar etwas Essbares ist, sondern die Bündelung von fünf Tönen auf einer Taste. Und dass die Tonerzeugung in den riesigen Pfeifen ganz ähnlich abläuft wie in einer Blockflöte.

Keine allzu schwierige Aufgabe für die Kinder war es zu erkennen, dass die Orgel mal eine Trompete imitierte, dann Streicher oder Glockengeläut und später ein Xylofon.

Schwieriger war es da schon, alle Kinderlieder zu erkennen, die Gerd Pitzen am Ende der Orgel-Exkursion zu einem Werk zusammenfügte: "Aber ?Bi-Ba-Butzemann' und ?Kuckuck aus dem Wald' waren ganz sicher dabei", waren sich die Kinder Frederik, Franziska und Clara sicher.

Doch auch wenn manche Eltern unsicher waren, ob sie "das mit dem Wind und dem Ober- und Unterlabium bei der Tonerzeugung in den Pfeifen" richtig verstanden hatten, waren alle angetan, dass sie in das Orgelgehäuse blicken durften.

Die kleine Lara und Mama Natalie Wendisch interessierten besonders der rotierende Zimbelstern und das Spielwerk mit den Schalenglocken, die sonst nur im Verborgenen angeschlagen werden.

Der silbrige Klang faszinierte Erwachsene wie Kinder und erinnerte so manchen kurz nach Ostern schon wieder an Weihnachten. "Dass die Orgel so viel kann", hätte die achtjährige Josefine vorher jedenfalls nicht gedacht. Sie war als Klavierspielerin beeindruckt von den vielen Tasten auf den drei Manualen.

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