Bevölkerungsrückgang in Bad Breisig Weniger Einwohner, höhere Kosten

BAD BREISIG · Immer weniger Menschen, gleichbleibende kommunale Infrastruktur: Aufgrund der demografischen Entwicklung in ländlichen Regionen kann der Wasserpreis dort steigen.

 Höhere Betriebsaufwendungen durch geänderte Altersstrukturen werden schlussendlich vom Bürger zu finanzieren sein.

Höhere Betriebsaufwendungen durch geänderte Altersstrukturen werden schlussendlich vom Bürger zu finanzieren sein.

Foto: picture alliance / dpa

Wird der demografischen Entwicklung insbesondere im ländlichen Raum nicht Rechnung getragen, so wird das Leben dort teurer. Gemeinden mit geringer gewordener Einwohnerzahl müssen dann beispielsweise Kanäle unterhalten, die in ihrer Dimension und Länge keiner mehr brauchen wird. Der Werksausschuss „Wasser“ und „Abwasser“ der Verbandsgemeinde Bad Breisig beschäftigte sich nun mit den Auswirkungen des Bevölkerungsrückganges und hatte den Bad Emser Diplom-Ingenieur Ulrich Roth zum Vortrag eingeladen.

Das Netz des Abwasserwerkes der Verbandsgemeinde umfasst eine Länge von 84,5 Kilometern. Es sind rund 13 000 Menschen an das Netz angeschlossen. Die Schmutzwassermenge lag im Jahre 2009 bei 589 195 Kubikmetern, im Jahr 2015 waren es 603 377 Kubikmeter. Noch ist hier ein Rückgang des Verbrauchs nicht festzustellen. Im Gegenteil. „Die weitere Entwicklung bei den Einwohnerzahlen ist abzuwarten. Bei den Kläranlagen in Gönnersdorf und Waldorf erwarten wir keine Veränderung, auf die wir derzeit reagieren müssten.

Die Abwässer von Bad Breisig und Brohl-Lützing werden über die Kläranlage des Abwasserzweckverbandes „Untere Ahr“ in Sinzig entsorgt. Hier ist auch durch die Zunahme der gewerblichen Abwässer ein Rückbau oder Überkapazitäten nicht zu erwarten“, gibt Bad Breisigs Abwasserspezialist Rolf Flerus auf GA-Anfrage eine Art Entwarnung.

Noch scheint die Lage also stabil. So auch beim Wassergeschäft der Verbandsgemeinde, das die Remondis Eurawasser GmbH betreibt. Das Wasserleitungsnetz ist mit seinen Anschlussleitungen rund 130 Kilometer lang. Wie Torsten Ohlert, Geschäftsführer der Eurawasser GmbH mitteilte, wurden im vergangenen Jahr 595 678 Kubikmeter Wasser an die Einwohner der Verbandsgemeinde verkauft. „Bei Rückgang der Einwohnerzahl und gleichzeitigem Rückgang der verkauften Wassermenge müssen die Kosten auf weniger Köpfe verteilt werden“, so Ohlert zum GA.

Ulrich Roth berichtete dem Werksausschuss: „In städtischen Kommunen mit Kernfunktion ist der Wasserverbrauch, beziehungsweise der auf die Einwohnerzahl bezogene Pro-Kopf-Verbrauch signifikant höher, als in ländlichen Kommunen ohne Kernfunktion.“ Was dem Umstand geschuldet ist, dass es dort mehr Industrie und Gewerbe sowie mehr Schulen und Kindergärten gibt, die für einen erhöhten Wasserverbrauch sorgen. Der Pro-Kopf-Verbrauch in den Haushalten hänge vom grundsätzlichen Verbraucherverhalten, vom Lebensstandard, von der technischen Ausstattung der Wohnungen, natürlich der Haushaltsgröße und vom Lebensalter der Einwohner ab, so der Ingenieur.

In Rheinland-Pfalz wird sich die Einwohnerzahl bis 2060 von derzeit rund vier Millionen Menschen auf knapp 3,4 Millionen absenken. Auch der Kreis Ahrweiler bleibt von diesem Schrumpfungsprozess nicht verschont. Statt 126 000 wird der Landkreis in 2060 wohl nur noch 104 000 Einwohner haben. Die Stadt Bad Breisig – so die Prognose – wird in zehn Jahren von 9500 Einwohnern auf 8500 abschmelzen. Dass Brohl-Lützing, Gönnersdorf oder Waldorf Bevölkerungszuwächse haben werden, ist kaum anzunehmen. Immerhin gehen Demografen von einer anhaltenden Landflucht aus, die den großen Städten zugute kommen wird. Trier, Mainz oder Koblenz werden wachsen. Natürlich auch die nicht weit vom Kreis Ahrweiler gelegene Universitätsstadt Bonn.

Die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sind kommunale Pflichtaufgaben im Rahmen der Daseinsvorsorge. So steht es im Grundgesetz. Auch wenn flächendeckende Probleme in Rheinland-Pfalz nicht zu erwarten sind, so sind lokale Schwierigkeiten keineswegs auszuschließen, hob Ulrich Roth hervor.

Die schlechtesten Karten werden hierbei die Gebührenzahler haben, über deren Zahlungen die Versorgungen und Entsorgungen sichergestellt werden. Die erhöhten Betriebsaufwendungen und die Anpassung der Systeme werden schlussendlich vom Bürger zu finanzieren sein.

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