Kommentar zur Bürgermeisterwahl in Sinzig Welcher Neuanfang?

Sinzig · Ab Januar wird es ernst für Andreas Geron, den neuen Sinziger Bürgermeister. Das überwältigende Wählervotum gilt als Zeichen für den Wunsch nach einem umfassenden „Neuanfang“ in Sinzig, meint Victor Francke.

 Erste Beigeordnete Charlotte Hager (v.l.) und Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger übergaben im Ratssaal den Ausdruck des vorläufigen amtlichen Endergebnisses an Esther und Andreas Geron. Der neue Bürgermeister tritt im Januar sein Amt an.

Erste Beigeordnete Charlotte Hager (v.l.) und Sinzigs Bürgermeister Wolfgang Kroeger übergaben im Ratssaal den Ausdruck des vorläufigen amtlichen Endergebnisses an Esther und Andreas Geron. Der neue Bürgermeister tritt im Januar sein Amt an.

Foto: Martin Gausmann

Ab Januar wird es ernst für Andreas Geron, den neuen Sinziger Bürgermeister, der zunächst als Sprecher einer kommunalen außerparlamentarischen Opposition – einer Bürgerinitiative gegen den Bau des für die Innenstadt wichtigen Nahversorgungszentrums (NVZ) – in das Amt des Stadtoberhauptes gewählt worden ist.

Das NVZ ist ungeachtet der gescheiterten Geron-Bürgerinitiative längst beschlossene Sache. Als Bürgermeister wird er nun vielmehr das weitere Plan- und Bauverfahren begleiten dürfen. Keine schöne Aufgabe für ihn.

Das überwältigende Wählervotum gilt als Zeichen für den Wunsch nach einem „Neuanfang“ in Sinzig (was immer damit auch gemeint sein soll), und als klare Absage an die im Rat vertretenen etablierten Parteien und Gruppierungen.

Verschuldung gering

Dabei haben die in der Vergangenheit nicht viel falsch gemacht. Die Stadt steht im Vergleich zu anderen Kommunen finanziell blendend da, die Verschuldung ist gering, es gibt gute Entwicklungen im Bereich der Infrastruktur, im Stadtrat herrscht eine angemessene und durchaus gepflegte Streitkultur und sorgfältige Abwägung bei Entscheidungen. Und bei aller Unterschiedlichkeit der Meinungen: Es regiert der gesunde Menschenverstand. Was also soll man unter dem so sehr propagierten „Neuanfang“ verstehen?

Geron wird an der Spitze der auch auf kommunaler Ebene geltenden repräsentativen Demokratie vermutlich schneller entzaubert, als er seinen Slogan „Machen Sie mit beim Bürgerprogramm!“ auch nur im Ansatz umsetzen kann. Der Stadtrat macht die Musik. Manchmal in Dur, manchmal in Moll. Mal sehen, wie lange Geron braucht, um aus diesen Partituren einen harmonischen Klangkörper zu schaffen. Erst recht, nachdem er als Sprecher der Bürgerinitiative nicht immer nur nett gegenüber denjenigen war, die im Rat Sitz und Stimme haben und die der Geron-Bürgerinitiative mehr mit Kopfschütteln denn mit Wohlwollen begegneten.

Darüber hinaus werden dem neuen Bürgermeister, der im Stadtrat eine Stimme besitzt, auch von der Kommunalaufsicht flott Grenzen gesetzt. Die Anhänger des unabhängigen Kandidaten werden jedoch sehr hohe Erwartungshaltungen mit Geron verknüpfen: Alles wird anders, alles wird besser.

Mal sehen, ob das dann tatsächlich so kommen wird.

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