Tourismus am Rhein Weiße Flotte ignoriert Bad Breisig

BAD BREISIG · Tourismus-Chef Holger Klemm bemüht sich um Fahrplanverbesserungen bei der Personenschifffahrt. Ohne Stopp der Fahrgastschiffe kommen weniger Besucher.

. Erstmals nach 30 Jahren wird Bad Breisig ab 2019 beim Großspektakel „Rhein in Flammen“ fest eingebunden sein. Dann werden rund einhundert illuminierte Schiffe aus Bonn, Bad Godesberg, Bad Honnef, Unkel oder Remagen kommend ihr großes Wendemanöver abhalten, um von der Quellenstadt aus rheinabwärts zu gleiten. Hunderttausende werden zwischen Bad Breisig und Bonn an den beiden Rheinufern stehen, um das Lichterspektakel zu genießen. Für Bad Breisig ist das im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick, denn ansonsten wird das Rheinstädtchen immer mehr von der Schifffahrt abgekoppelt.

Denn zunehmend seltener macht die „Weiße Flotte“ in Bad Breisig Station. Grund: zu wenig Ein- und Ausstiege. Ein Problem, das auch die Rheinanrainer Bad Hönningen oder Andernach haben. „Wir müssen hier dicke Bretter bohren. Das Problem brennt uns auf den Nägeln“, beschreibt der Bad Breisiger Tourismus-Chef Holger Klemm seine Bemühungen, Ausflugsschiffe an die Anlegestege der Stadt zu locken.

Die Köln-Düsseldorfer mit ihren großen Schiffen macht erst gar nicht mehr Halt in Bad Breisig und hat die Stadt komplett aus ihrem Netz genommen. Wegen fehlender Wirtschaftlichkeit ist der Fahrplan in den vergangenen Jahren gerade auf dem Streckenabschnitt zwischen Linz/Remagen und Koblenz stark ausgedünnt worden.

„Bis einschließlich der Saison 2016 haben unsere Schiffe noch regelmäßig in Bad Breisig und in Bad Hönningen gehalten. Mit Saisonstart 2017 haben wir uns dazu entschließen müssen, den täglichen Fahrplan ab Köln nur noch bis Linz und wieder zurück aufzulegen“, so Nicole Becker von der Köln-Düsseldorfer. Es sei trotz großer Anstrengungen nicht gelungen, das Gästeaufkommen für den Abschnitt bis Bad Hönningen zu erhöhen. Jedoch würden die Stationen Bad Breisig und Bad Hönningen auch in diesem Jahr noch von der Partnerreederei „Personenschifffahrt Siebengebirge“ bedient.

Linz hingegen werde auch zukünftig regelmäßig von der Köln-Düsseldorfer angefahren und auch intensiv beworben, sagte Becker auf GA-Anfrage. Durch die Verkürzung der Strecke gebe es dort ab diesem Jahr sogar eine zusätzliche Rückfahrt in Richtung Köln um 15.50 Uhr. In Andernach werde bereits seit einigen Jahren wegen des mangelnden Gästeaufkommens nicht mehr angelegt.

Die Bonner Personenschifffahrt lässt ihre Schiffe nur noch dreimal die Woche am Ufer der vor einer Erweiterung und Neugestaltung stehenden Rheinpromenade der Quellenstadt anlegen, um von dort aus weiter in Richtung Mittelrhein und Mosel zu tuckern. Die Bonner Schiffsbetreiber bieten vielmehr gerne kürzere Rundfahrten an, die von der Bundesstadt bis hin nach Linz führten. Das bringt schließlich mehr Kundenfrequenz als bei langen Fahrten.

Gespräche mit verschiedenen Schifffahrtsunternehmen aus dem Bereich zwischen Koblenz und Bonn seien inzwischen jedoch so weit vorangeschritten, dass sich Interessenten für einzelne Touren in der Region „vorsichtig positiv“ geäußert hätten, berichtete Klemm. Der Bad Breisiger Tourismusleiter hofft, für die bevorstehende Saison ein erweitertes Angebot auf die Beine stellen zu können. Schließlich habe die Region gerade auch für mit dem Schiff anreisende Ausflügler eine Menge zu bieten.

Stark nachgefragte Wanderwege wie der Rheinsteig und der Rheinburgenweg, der Rheinradweg als einer der beliebtesten deutschen Radwege, der Andernacher Geysir, aufgewertete Rheinpromenaden, die Jugendherberge Leutesdorf, die Römerwelt, aber auch die zwei Thermalbäder in Bad Breisig und Bad Hönningen sowie das vielfältige gastronomische Angebot in den Orten seien Pfunde, mit denen man wuchern könne.

Diese Aspekte müssten aber auch von der Schifffahrt angenommen und gemeinsam mit dem Tourismus aktiv vermarktet werden, so Klemm. Die Stadt überlegt derweil, einen der drei an ihrem Rheinufer liegenden Schiffsanleger zu kaufen, um so selbst ein wenig Einfluss auf ein verbessertes Angebot nehmen zu können.

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