Naturschutz Wasserbüffel im Mündungsgebiet der Ahr

SINZIG · Das Mündungsgebiet der Ahr könnte durch Wasserbüffel beweidet werden. Mit diesem ungewöhnlichen Vorschlag verblüffte Stefan Backes von der oberen Landesbehörde "Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord" im Sinziger Haupt- und Finanzausschuss.

 Die Ahrmündung bei Sinzig: Die Ahr mäandriert hier gemächlich in Richtung Rhein.

Die Ahrmündung bei Sinzig: Die Ahr mäandriert hier gemächlich in Richtung Rhein.

Foto: Martin Gausmann

Naturschutz, Vogelschutz, Fauna Flora Habitat: Das Mündungsgebiet der Ahr gilt als einzige verbliebene naturbelassene, zum Teil auch renaturierte Mündung eines Nebenflusses in den Rhein. In Sinzig will man das Pfund, mit dem man touristisch wuchern könnte (ohne es bisher gemacht zu haben), aufwerten. Die Überlegung: Wasserbüffel könnten angesiedelt werden. Zudem soll dem Naturschutz ein größerer Stellenwert beigemessen werden. Das Erscheinungsbild und die natürliche Flussdynamik sollen langfristig gesichert werden.

Durch eine aktive Besucherlenkung im Rahmen einer sehr gezielten touristischen Erschließung des gesamten Mündungsbereiches könnte das Naturschutzgebiet stärker entlastet werden. Wildes Campieren, Vermüllung oder illegale Feuerstellen sollen so vermieden werden. In Sinzig will man eine neue Ordnung in das Kleinod bringen. Dennoch will man Besuchern die Möglichkeit bieten, an der seit der Renaturierung des Mündungsgebietes der Ahr allmählich zurückkehrenden Wildnis mit ihrer Fauna und Flora teilzuhaben.

Dies mithilfe des Landes und des Förderprogramms „Barrierefreier Tourismus“. Stefan Backes von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) verblüffte in der jüngsten Sitzung des Sinziger Haupt- und Finanzausschusses mit einem ungewöhnlichen Vorschlag: der Beweidung des Areals mit Robust-Rassen – in diesem Fall durch Wasserbüffel.

Naturschutz und Erlebniswelt

„Das ist eine gute Möglichkeit der Entwicklung für dieses Gebiet“, so Backes. Mit derartigen „Beweidungssystemen“ werde ein hoher Effekt erzielt. Naturschutz, Tourismus und Landwirtschaft könnten so zusammengeführt werden. Die Mindestweidefläche sollte 20 Hektar betragen, es gelte, eine hochwasserfreie Rückzugsfläche zu schaffen sowie einen Unterstand. Grundsätzlich könnten die Tiere, die zum Tourismusmagneten avancieren sollen, ganzjährig draußen bleiben. Für den Besucher werde eine „besondere Erlebbarkeit“ geschaffen. Über einen 3,5 Kilometer langen neuen Radrundweg könnte die Sinziger Attraktion besucht werden. Beobachtungstürme sollen aufgestellt, Besucherinformationen angebracht werden.

Wasserbüffel gelten als sehr geeignet für feucht-nasse Flächen, sie sind zudem gute Schwimmer. Mit einer Umzäunung des gesamten Gebietes will man „Ausflüge“ in den Rhein oder in die Stadt verhindern. Gut eine Tonne wiegt ein solches Tier, das es auf eine Länge von drei Metern und eine Schulterhöhe von 1,80 Metern bringt. „Es sind anspruchslose, gute Futterverwerter“, klärte Backes auf. Und: „Sie haben einen friedfertigen Charakter.“ Kostenträger wird das Land Rheinland-Pfalz sein. Ob die Stadt oder ein Naturschutzverband als Projektträger fungieren wird, steht noch nicht fest. Backes geht insgesamt von einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung und in der Kommunalpolitik aus. Zumindest Letzteres konnte er auch im Sinziger Rathaus erfahren. Das Vorhaben stieß auf Interesse.

Maximilian Scholl vom Ahrtal-Tourismus, Beauftragter für das Projekt „Tourismus für alle“, regte barrierefreie Naturerkundungspfade im Bereich der Ahr-Mündung an. Derzeit gebe es zu viele „inoffizielle“ Pfade, illegale Feuerstellen und zu viele Müllablagerungen. Der Naturschutz und die Sensibilität für ihn, so der Touristiker, müssten gestärkt werden. Durch ein „intensives Naturerlebnis“ entstehe ein „Mehrwert“. Scholl forderte begrenzte Zugänglichkeiten, mehr Reglementierungen, Orientierungs- und Informationstafeln und – für viele – vielleicht etwas zu viele Verbotsschilder.

Der Haupt- und Finanzausschuss sprach sich für eine gesunde Kombination aus. Der Naturschutz soll mit einer außergewöhnlichen Erlebniswelt verbunden werden. Die SGD Nord arbeitet nun weiter an den Plänen einer „Inwertsetzung“ des Mündungsgebietes.

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