Sierscheider Opernsommer Walzertraum und Walkürenwut

KREIS AHRWEILER · Mit einem Gesangskonzert der Extraklasse, welches von leichter Operette bis schwerer Wagneroper keine Wünsche offen ließ, hat der Sierscheider Dorfverein zusammen mit dem ortsansässigen Heldentenor Hans-Georg Wimmer auch in diesem Jahr erneut an zwei Tagen das Festzelt auf dem Dröschplatz bis auf den letzten Platz gefüllt.

 Karl-Josef Görgen begleitet Mezzosopranistin Silke Hartstang auf dem Flügel.

Karl-Josef Görgen begleitet Mezzosopranistin Silke Hartstang auf dem Flügel.

Foto: Martin Gausmann

Die Begeisterung des Publikums war schon zu Beginn berauschend und steigerte sich von Minute zu Minute weiter.

In Scharen waren die Besucher in das entlegene Sierscheid quasi gepilgert und machten es damit erneut zum "Bayreuth der Eifel", wie es Moderator Thomas Michael Günther ausdrückte. In mühsamer Kleinarbeit hat der Dorfverein dafür gesorgt, dass im Festzelt mit massiven Holzplatten die entsprechende Akustik vorherrscht, in der sich die Stimmen der insgesamt acht Sänger perfekt entfalten konnten.

"Das Wunder Sierscheid funktioniert", bedankte sich Wimmer. Schon das Anfangsstück "In diesen heiligen Hallen" aus Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte, in seinen extremen Tiefen souverän vorgetragen von Bass Tim de Jong, war auch in der letzten Ecke des Zeltes noch klar und deutlich zu vernehmen. Weniger Probleme, den Raum mit ihren Stimmen zu füllen, hatten die Sopranistinnen Julia Borchert und Barbara Marin. In immer höhere Koloraturen ließen sie ihre Stimmen durch den Raum fegen wie bei "Martern aller Arten" ebenfalls aus Mozarts Zauberflöte oder herzzerreißend im Schmerz ersterbend wie in "Pace mio Dio" aus Giuseppe Verdis "Macht des Schicksals".

Publikumsliebling des Konzerts war Operettentenor Michael Kurz, der in "Wenn es Abend wird" aus Emmerich Kalmans "Gräfin Mariza" den Mond beschwört, sein Wien zu grüßen und mit "Freunde, das Leben ist lebenswert" aus Franz Lehars "Giuditta" feurig die zweite Hälfte einläutete. Über zu wenig Bravo-Rufe konnte er sich nicht beschweren. Alle Stücke wurden von Professor Karl-Josef Görgen mit der ihm eigenen Lässigkeit am Klavier begleitet.

Der schweren Muse hatte sich Initiator Wimmer verschrieben. In Liedern von Richard Strauss beklagte er den Raub an Glanz durch die einbrechende Dunkelheit und besang den ersten Sonnenstrahl als Bild der Hoffnung.

Breite Todessehnsucht bot das Duett mit Sopranistin Borchert aus Richard Wagners "Tristan und Isolde": "O sink hernieder, Nach der Liebe" - eine Nacht, die beide im Tod in die Ewigkeit ausdehnen wollen. Aus Wagners "Parsifal" führte er zusammen mit Bariton Thomas Bonni die von germanischem Mythos schwangere Zwiesprache zwischen Amfortas und dem Titelhelden auf. Doch durfte an diesem Abend der hochkarätigen Klassik wirklich auch gelacht werden.

Rabenschwarz wurde es mit den Chansons von Henriette Küllmer. In Friedrich Holländers "Wenn ik mal tot bin" besingt ein kleines Mädchen seine Beerdigung als den schönsten Tag des Lebens und in "Stroganov" vom gleichen Komponisten wird ein Nebenbuhler in mundfeine Stücke zerschnitten. Dass auch Wagner unterhaltsam sein kann, zeigte Mezzosopranistin Silke Harstang, die als Oberwalküre Fricka gegen ihren Gatten Wotan wütete.

Zum Finale durfte zu Johann Strauß "Wiener Blut" eifrig im Walzertakt geschunkelt werden. Stehende Ovationen und nicht abebbende Begeisterungsstürme waren nach diesem Konzert keine Überraschung. Der gesamte Erlös wird caritativen Zwecken gespendet, und das Folgekonzert im nächsten Jahr ist schon fest in Planung. Derweil startet an der Oper in Passau die neue Saison: Mit Hans-Georg Wimmer als Tristan.

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