Zentrale Gedenkfeier in Bad Bodendorf "Wachsam sein und die Erinnerungen bewahren"

BAD BODENDORF · Kurt Salterberg, letzter Augenzeuge des Attentats auf Adolf Hitler, spricht bei der Gedenkfeier auf dem Sodatenfriedhof in Bad Bodendorf. Bis heute berichtet der 93-jährige aus dem Westerwald vor allem an Schulen von den Verführungen und falschen Werten, denen seine Generation erlegen sei.

Mit ebenso berührenden wie mahnenden Worten hat sich Kurt Salterberg am Volkstrauertag an die Teilnehmer der zentralen Gedenkfeier des Kreises auf dem Soldatenfriedhof in Bad Bodendorf gewandt. Der heute 93-Jährige gilt als letzter Augenzeuge des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944.

Damals war er Wachsoldat des inneren Sperrkreises an der „Wolfsschanze“, dem damaligen Führerhauptquartier bei Rastenburg im heutigen Polen. An ihm musste Claus Schenk Graf von Stauffenberg vorbei, um zur Lagebesprechung zu kommen und dort den in einer Aktentasche mitgeführten Sprengstoff zur Explosion zu bringen. „Philipp Freiherr von Boeselager hat seine Erinnerungen unter dem Titel 'Wir wollten Hitler töten' herausgegeben. Mein Befehl war es, Hitler zu schützen“, bedauerte Salterberg in Bad Bodendorf. In seiner Rede legte er den Schwerpunkt jedoch nicht auf die Ereignisse an der Wolfsschanze. Vielmehr erinnerte er an die schrecklichen Erlebnisse als Soldat, der an zwei verschiedenen Fronten – zunächst in Russland und später bei der Ardennenoffensive – eingesetzt wurde.

Täglich, ja stündlich habe er von Kameraden Abschied nehmen müssen, die in einem sinnlosen Kampf für ein verbrecherisches Regime ihr Leben hätten lassen müssen. Deshalb berichte er bis heute vor allem an Schulen von den Verführungen und falschen Werten, denen seine Generation erlegen sei, und wie leicht es sei, „einem Rattenfänger auf den Leim zu gehen“. „Auch die heutige Generation ist dagegen nicht immun, deshalb gilt es wachsam zu sein und die Erinnerungen zu bewahren“, betonte der Westerwälder. „Jeder von uns sollte sich dafür einsetzen, dass unsere Jugend nie wieder in einen Krieg ziehen muss. Den Kampf um eine friedliche Welt sind wir den Opfern schuldig“, so Salterberg.

„Heute geht es nicht zuletzt darum, auch Kindern und Jugendlichen das dunkle Kapitel unserer Geschichte als Mahnung in Erinnerung zu rufen“, forderte auch Landrat Jürgen Pföhler. Dabei dürfe die schreckliche Bilanz, die der Nationalsozialismus hinterlassen habe, niemals beschönigt oder gar vergessen werden. „Angesichts der zahlreichen Krisen und Kriege in der Welt ist die Friedensbotschaft, die wir heute aussenden, aktueller denn je“, so der Landrat.

Zuvor hatte Achim Thieser, Dechant der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Sinzig, Eingangsworte und Gebet gesprochen. „Wir erinnern heute an die Opfer der Kriege und des Terrorismus, damit es in Zukunft keine mehr geben muss“, so Thieser. Schlusswort und -gebet waren Pfarrerin Kerstin Laubmann von der Evangelischen Kirchengemeinde Remagen-Sinzig vorbehalten. Den musikalischen Rahmen der Veranstaltung, die in diesem Jahr unter dem Leitmotiv „Erinnern ist mehr als Gedenken“ aus dem Deuteronomium 4,9 (5. Buch Mose) stand, setzten der Posaunenchor Bad Neuenahr sowie die Männergesangvereine Bad Bodendorf, Sinzig und Löhndorf. Im Gedenken an die Opfer der Kriege wurden Trauerkränze der Landesregierung, der Bundeswehr, des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des Sozialverbandes VdK niedergelegt.

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