Ausstellungseröffnung in Sinzig Vom großen Wert des Historischen

SINZIG · 30 Schüler des Rhein-Gymnasiums begaben sich auf eine Zeitreise und konzipierten eine Ausstellung zum Jubiläum "750 Jahre Sinzig". Sie ist bis zum 31. Mai im Foyer der Schule zu sehen.

Der Löwe muss weg! Das große, steinerne Tier auf einem Treppenabsatz zur Sinziger Sankt Peter Kirche guckte zu grimmig und das auch noch gen Frankreich. Das passte nach Kriegsende 1945 dem französischen Stadtkommandanten überhaupt nicht und er wies Sinzigs Bürgermeister an, das 1931 zu Ehren der Opfer des Ersten Weltkriegs errichtete Denkmal zu entfernen. Dieser machte den Vorschlag, den Löwen umzudrehen, erlaubte sich aber die Bemerkung, dass dann das Hinterteil des für Stärke, Tapferkeit und Treue stehenden Tieres Richtung Frankreich zeigen würde.

Daher blieb alles beim Alten und so machten die 30 Schüler des Rhein-Gymnasiums auch 72 Jahre später bei ihrer „Zeitreise durch 750 Jahre Sinzig“ Bekanntschaft mit dem steinernen Zeitzeugen. Um die Stadtgeschichte besser kennenzulernen, aber auch um zu demonstrieren, dass die Stadt und das Gymnasium untrennbar zusammen gehören, nahm der Leistungskurs Geschichte der 11. Jahrgangsstufe und die 10 c Bauten, Denkmale und historische Ereignisse unter die Lupe (der GA berichtete).

Bewusstsein für Kultur und Tradition stärken

Es entstand in dem langfristig angelegten Projekt unter der Leitung von Ilse Kösling die „Zeitreise“-Ausstellung, die am Mittwoch im Foyer des Gymnasiums eröffnet wurde und dort noch bis Mittwoch, 31. Mai, zu sehen ist.

Auf 20 großen Infotafeln hielten sie Wissenswertes für die Nachwelt fest: „Was passierte vor 750 Jahren?“ „Barbarossastadt“, „Der Zehnthof – quadratisch, historisch kulturell“, „Der wunderlichste Heilige“, „Die Stadtmauer“, „Juden in Sinzig“, „Schloss“, „Zweiter Weltkrieg und Kriegsende“ oder auch Impressionen aus fast 50 Jahren Rhein-Gymnasium stellten sie gebündelt mit Text und Fotos als Themenkomplexe dar.

„Den kleinen Historikern“, so Kösling im Beisein von vielen Vernissage-Gästen, darunter auch die Beigeordneten Charlotte Hager und Bernd Kriechel, „wurde die lange Stadtgeschichte bewusst. Das ist doch das, was wir den Schülern für ihre Zukunft mit auf den Weg geben wollen: das Bewusstsein für die Kultur und die Traditionen, in denen wir leben“.

Die Stadt anders wahrnehmen

Besonders in einer Welt, in der die Wichtigkeit einer Sache häufig von seinem Ertrag abhänge, sei das Erfassen des ideellen Wertes von Historischem besonders bedeutsam. Enorm wichtig sei für die Schüler auch die Erkenntnis gewesen, im Zeitalter der digitalisierten Welt hinauszugehen, den Blick zu schärfen und die Wirklichkeit mit allen Sinnen aufzunehmen.

Sarina Siebenberg und Henry Schmerer schilderten dem Auditorium dann auch ihre Projekterfahrungen. So mussten in der Stadt Infos und Material gesammelt, der Kampf gegen Text-Bleiwüsten angetreten, Fotos ausgewählt, ein Layout entworfen und gar die Eröffnung mit den geladenen Gästen vorbereitet werden. „Wir haben gelernt nicht aufzugeben, aber auch die Umwelt anders wahrzunehmen und den Blick auf die Stadt zu öffnen“, so die beiden Schüler.

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