Blick auf die Historie Turm von Sankt Marien in Bad Breisig ist 300 Jahre alt

BAD BREISIG · Der Turm von Sankt Marien in Bad Breisig ist 300 Jahre alt. Es gibt Probleme mit Schimmel und Fledermäusen. Ein Blick auf die Historie und den aktuellen Zustand.

 300 Jahre alt: Der Kirchturm von Sankt Marien in Bad Breisig.

300 Jahre alt: Der Kirchturm von Sankt Marien in Bad Breisig.

Foto: Martin Gausmann

Feierliche Gesänge von Kirchenmusikerin Andrea Ernst und dem Kirchenchor erfüllten das Gotteshaus bei einer musikalischen Vesper mit Empfang. Und Pfarrer Günter Marmann freute sich über die volle Bad Breisiger Pfarrkirche angesichts eines Jubiläums, das die Pfarreiengemeinschaft Breisiger Land in diesem Jahr begeht: 300 Jahre ist der Kirchturm der Kirche Maria Himmelfahrt in Niederbreisig alt.

Dass er allerdings nicht in Bestform ist, obwohl es von draußen nicht so aussieht, bemerkten aufmerksame Besucher schon beim Betreten der Pfarrkirche an den dunklen Schimmelflecken auf den weiß getünchten Wänden hinter dem Eingangsportal. Was sie nicht sahen, waren zudem unter anderem die Fledermäuse, die sich im Turm eingenistet haben.

Doch nicht der Zustand, sondern vielmehr die Bedeutung des Kirchturms der Kirche, die gemeinhin Sankt Marien genannt wird, aber auf den Namen Sankt Maria Himmelfahrt geweiht ist, stand im Mittelpunkt der Ansprachen.

Sind die Besonderheiten der Kirche doch nicht nur der barocke Hochaltar, der derzeit saniert wird, die norddeutsche Barockorgel und ein Holzsplitter vom Kreuz Jesu, der Kirche und Ort zum Ziel von Wallfahrern macht: Ihr Turm ist das Wahrzeichen der Quellenstadt. Da waren sich alle Redner einig, die zum Jubiläum gratulierten. Darüber hinaus sei der Turm Symbol, stellten Gemeindereferentin Christel Fassian-Müller und die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, Christina Braun, fest.

Kreuz wurde 1718 auf den Turm gesetzt

„Dieser Turm steht für Standhaftigkeit, für Unverrückbarkeit, für Sicherheit und Treue. Weit ragt er heraus über die Dächer unserer Häuser, und so weist er mit seinem spitzen Dach, gleich einem Finger himmelwärts, hin zu Gott“, so Fassian-Müller. Seit am Karfreitag 1718 das Kreuz auf den Turm gesetzt wurde, sei dieser Mittelpunkt des Orts, Symbol für Gott, für den Glauben und für Beständigkeit, sagte Braun: „Vom Turm aus wurde bis 1725 das Hauptschiff gebaut, die Kirche wurde 1726 geweiht. Seit 1786 ist Maria Himmelfahrt eine eigenständige Pfarrei. Vorher gehörte es zu Sankt Viktor Oberbreisig.“ Gegen Kirchturmdenken und für eine Frau, die Essener Fürstäbtissin Anna Salome von Salm-Reifferscheid, die 1654 den Grundstein für den Nachfolgebau einer Kapelle in Niederbreisig legte, sprach sich Stadtbürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch aus.

Genauso widmete sie sich der Bedeutung von Kirchtürmen, deren Glocken auch zu Warnzwecken und als Feuerglocken „riefen“ und die als Wach- und Fluchttürme dienten. Die Historie des Kirchturms erinnerte Verbandsgemeinde-Bürgermeister Bernd Weidenbach daran, wie wichtig und nötig Werte auch heute noch seien. Werte, die in unsicheren Zeiten, etwa angesichts eines unberechenbaren US-Präsidenten und noch nicht erfolgter Regierungsbildung in Berlin, Halt gäben, aber heute oft fehlten oder „lässig“ gehandhabt würden.

Zwischendecke wegen Unrat

„8000 Katholiken in der Pfarreiengemeinschaft Breisiger Land bilden eine starke Wertegemeinschaft“, fand der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch. Eine solche Gemeinschaft dürfe niemals ein starres Gebilde sein. „Nur wer sich seine Lebendigkeit erhält und neue Wege geht, kann gut gerüstet in die Zukunft sehen“, sagte Münch. „Nur wenn wir Christen zusammenhalten, können wir gemeinsam den Weg in der Kirche gehen. Beobachten Sie sie kritisch und sagen Sie ihre Meinung, aber bleiben Sie dabei.“

Zusammenhalt ist es wohl auch, den die Gemeinde angesichts der Vorhaben benötigt, die noch anstehen. So ist erst der linke von drei Hochaltären vor Weihnachten fertig restauriert worden. Die anderen beiden sollen folgen. Gerechnet wird laut Marmann mit Kosten von rund 180 000 Euro. Nicht nur dafür sei die Gemeinde auch auf Spenden angewiesen. Seit der Erneuerung der Bachstraße gebe es zudem zunehmend Feuchtigkeitsschäden am Kirchturm.

Die Heizanlage müsse energieeffizienter werden, und wegen des Unrats durch rund 30 000 Fledermäuse im Kirchturm müsste eine Zwischendecke zum Schutz des Gewölbes eingezogen werden. Die Umsetzung der Turmsanierung ist indes noch unklar. Fest steht, dass es mehrere Jubiläumsveranstaltungen in diesem Jahr geben soll.

Dazu gehört laut Marmann wohl auch eine Fledermausbeobachtung mittels Webcam, ein Orgelkonzert und eine Kinderaktion zum Thema „Turm“. Genaue Daten sollen folgen.

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