Köbes Underground Tote Lederhosen und Edelstahlspülen

MARIENTHAL · Mit einer Mischung aus schwindelerregend schnellen Kostümwechseln und einer riesigen musikalischen Bandbreite hat die Hausband der Kölner Stunksitzung, Köbes Underground, das Festival "Musik und Wein im Ahrtal" in der Klosterruine Marienthal eröffnet.

Das ehemalige Kirchenschiff war bis auf den letzten Quadratzentimeter gefüllt und mit seiner ausgelassenen Stimmung brachte das Publikum die alten Klostermauern zum Beben.

Kein Lied kann sich vor der elfköpfigen Truppe um Frontmann Ecki Pieper in Sicherheit wiegen. Zwischen Blasmusik und "Rammstein", von Samba-Rhythmen bis zum klassischen Tambourcorps: jegliche Musik wird von den Musikern entweder mit einem neuen Text versehen oder in die aberwitzigsten Kontexte gestellt. Keyboarder Winni Rau über die Instrumentenauswahl: "Wir spielen auf allem, außer Tiernahrung." So kamen beim Song "Baumarkt" - einer Adaption der Sommerhits 2013 "Blurred Lines" von Robin Thicke - neben einer Flex auch Edelstahlspülen und Plastikeimer zum Einsatz. Die Untergrund-Köbese konnten sich aber auch zurücknehmen. Surreal als Bürsten einer Autowaschanlage verkleidet, trugen Pieper und Gitarrist Carlos Neisel ein klassisches kölsches Kräztjen auf den ebenso surrealen Alltag in einer Waschanlage vor, die nur einen Haufen Blech zurücklässt.

Experte für Gesang und Hüftschwung war Ozan Akhan, der zunächst das "Falsche Deo" besang, dann als "Türkischer Schützenkönig" auftrat und schließlich den kölschen Muezzin mimte. Wie bei allen Stücken konnte sich das Publikum in seiner Begeisterung kaum halten. Es wurde mitgetanzt, mitgeklatscht und auch mitgesungen - merklich viele Fans der Kombo hatten den Weg an die Ahr gefunden.

Doch auch politische Untertöne verkniffen sich die Köbese nicht. Mit Verweis darauf, dass in Qatar - dem voraussichtlichen Land der Fußball-WM 2022 - auf Homosexualität noch fünf Jahre Haft stehen, gaben sie ihrer witzigen Hymne auf die "Spielerfrauen" homosexueller Fußballspieler einen nachdenklichen Unterton. Die Stimmung wurde dadurch jedoch nicht getrübt - das verhinderten schon die fetzigen Rhythmen. Schnell streifte sich Pieper ein oranges Fußballtrikot über und mit den "Rejedropjes" besang er eine Zukunft, in der Aachen am Strand liegt und die Holländer um Integration in Deutschland bitten. Trotz der Gewitteratmosphäre aus den Boxen wurde der freie Himmel über der Ruine jedoch nur von ein paar Schönwetterwolke getrübt und pünktlich zum Festival blieb es auch noch später in der Nacht temperaturenmäßig angenehm.

Als kleiner Seitenhieb auf das im Kölner Karneval so gern verulkte Düsseldorf war es wohl zu verstehen, als die Band breitbeinig in Lederhosen auf die Bühne polterte und als "Die Toten Lederhosen" den Sommerhit 2012 der Düsseldorfer Gruppe um Frontsänger Campino durch den Kakao zogen. Mit dem "Tambourcorps Heisterbacher Rott", das vom Publikum merklich erwartet worden war, bewiesen die Musiker schließlich nicht nur, dass sie gut darin sind, bekannten Liedern ein neues Klanggewand zu verpassen, sondern, dass sie ihre zahlreichen Instrumente virtuos beherrschen: Das Becken-Quartett spielte das Publikum ein weiteres Mal um den Verstand und erntete wiederum Begeisterung pur.

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