Stadtgeschichte Bad Breisig Tempelritter und Kreuzsplitter

BAD BREISIG · Im Rahmen eines lauen Nachmittags am Rheinufer hat Walter Fabritius im Hotel Rhein-Residenz in Bad Breisig einem kleinen, aber interessierten Publikum die wechselvolle Geschichte rund um den alljährlichen Zwiebelmarkt näher gebracht.

 Waldi Fabritius (2. von rechts) plaudert über vergangene Bad Breisiger Zeiten.

Waldi Fabritius (2. von rechts) plaudert über vergangene Bad Breisiger Zeiten.

Foto: Martin Gausmann

Vom Hochmittelalter bis in die Gegenwart zeichnete er ein buntes Panorama, das die große Bedeutung dieses Fest für die Brunnenstadt unterstrich. Die Zuhörer brachten sich mit ihren Fragen gerne ein und wussten auch die eine oder andere Begebenheit rund um den Markt zu berichten.

„Alles begann mit einem Raufbold“, so Fabritius. Johann VI., Burggraf von Rheineck, war zwar eine ortsbekannte Schlägertype, dies hielt aber die Breisiger Märkergenossen nicht davon ab, seine Kontakte zu Kaiser Karl IV. zu nutzen, um 1374 das Marktrecht zu erwirken. Den Zeitpunkt dafür hatten sie gut abgepasst, denn keine zehn Jahre später kam es, wie es kommen musste: Auf einem Bankett des Erzbischofs von Köln erdolchte der Burggraf den Ritter Rollmann von Sinzig und wird zur Strafe ohne Prozess enthauptet.

Das erworbene Marktrecht war den Breisigern jedoch nicht mehr zu nehmen und so machten sie ausgiebig davon Gebrauch. Neben dem noch heute bestehenden Markt gab es einen Viehmarkt und am 30. November einen Flachs- und Krammarkt. Der heutige Zwiebelmarkt hieß bis ins 18. Jahrhundert hinein noch Heilig Kreuz-Markt.

Dieser Zusammenhang hat mit den Tempelrittern zu tun, die zu ihren Hochzeiten eine ganze Komturei in Breisig unterhielten, von der heute nur der Templerhof noch Zeugnis gibt. Zu dieser gelangte aus dem Heiligen Land ein Splitter des Heiligen Kreuzes Christi als Reliquie. Die daraus entstehende Wallfahrt um den 14. September herum wussten die Marktleute sinnvoll zu nutzen.

„Die Breisiger hatten schnell verstanden, dass man mit Wallfahrern gut Geld machen konnte“, so Fabritius. Erst die Französischen Revolutionshorden machten diesem Markt 1794 den Garaus, indem sie die damalige Templerniederlassung mit der Donatus-Kirche säkularisierten. Die Kreuzreliquie konnte über den Rhein nach Bad Hönningen gerettet werden, von wo sie zum Fest der Kreuzerhöhung 1826 wieder zurückgeführt wurde.

Woher der heutige Name des Marktes herrührt ist legendenumwoben. Einige behaupten er stamme daher, dass früher die Eifel so karg gewesen sei, dass hier nur Kartoffeln und Zwiebeln angebaut werden konnten. Sicher ist, dass der Zwiebelmarkt Hauptumschlagplatz für die Saatzwiebeln gewesen ist, die auf der Insel Niederwerth bei Koblenz angebaut wurden. In den Erinnerungen des Lehrers Josef Breitenbach ist von einem bestimmten Schiff die Rede: Die „Aurora“ brachte nicht nur die Massen an Besuchern über den Rhein, sondern schiffte auch Hunderte Säcke an Zwiebeln nach Breisig, die dort direkt am Ufer verkauft wurden.

Mit Ende des Zweiten Weltkrieges setzt die Erinnerung von Fabritius ein, der davon berichtete, wie er sich durch die engen Gassen quetschen musste, die von beiden Seiten mit allerlei Buden gesäumt waren – ein großes Sicherheitsrisiko, dem in der Gegenwart durch Ausweitung des Marktgeländes Rechnung getragen wird. Die Vorfreude auf das diesjährige Fest war dem Redner anzusehen und nach seinen Ausführungen durfte er sich über dankbaren Applaus freuen.

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