Gospelkonzert in Niederzissen Sankt Germanus erbebte

NIEDERZISSEN · Der „Reverend Gregory Kelly's Best Of Harlem Gospel“ begeisterte in der Niederzissener Pfarrkirche St. Germanus. Die neun Musiker fanden auf der Altarinsel gerade so Platz.

 Restlos begeistert war das Publikum beim Gospelkonzert in Niederzissen.

Restlos begeistert war das Publikum beim Gospelkonzert in Niederzissen.

Foto: Martin Gausmann

Nach wenigen Neujahrsworten von Bürgermeister Johannes Bell erwartete die Besucher in der restlos gefüllten Niederzissener Pfarrkirche St. Germanus ein Feuerwerk der Gospelmusik. Die neun Musiker von „Reverend Gregory M. Kelly's Best Of Harlem Gospel“ aus New York schlugen das Publikum von der ersten Minute an in ihren Bann, animierten zu tanzen, klatschen und mitsingen und bewegten mit ihren ruhigen Kompositionen zu Tränen.

Lichtinstallation, Schlagzeug, Keyboard, ein elektronisches Klavier und die Sänger fanden zwar auf der Altarinsel kaum Platz, dies gab ihnen jedoch die Möglichkeit, den engen Raum der Bühne immer wieder in Richtung des Publikums zu durchbrechen. Mit „We worship you“ und einem beherzten „Halleluja“ sangen und spielten sich die US-Amerikaner warm. Gregory Kelly zeigte in sympathisch gebrochenem Deutsch keine Berührungsängste und die Niederzissener ließen sich auf die musikalische Gymnastik gerne ein.

Zu „He’s got the whole world in his hands“ saß niemand mehr auf den Kirchenbänken und alle warfen ihre Hände in die Luft zur einfachen Choreographie. Die dicken Jacken sanken bald schon auf die Bänke. Im nächsten Moment griff Stille um sich, als Timothy Riley anhob zu „Nobody knows“. Ein Händemeer schwappte zum „Glory“ durch die Kirche.

„We shall overcome“ als politisches Statement

Markenzeichen der Kombo sind die neuen Arrangements bekannter Spirituals, die meistens in einen Powerpop vom Schlage einer Whitney Houston oder Mariah Carey münden. So wurde aus „Oh when the Saints go marching in“ eine Ballade und in „Joshua fit the battle of Jericho“ hätte man bei geschlossenen Augen niemals vermutet, lediglich acht Sänger vor sich zu haben.

Endgültig Kopf stand St. Germanus zu „I got a feeling, everthing’s gonna be alright“. Die Musiker wollten selbst nach Abzug der Sänger in die Pause nicht aufhören zu spielen und so sah auch das Publikum keinen Anlass, seine Begeisterung nicht lautstark kundzutun. Als politisches Statement nach den Wahlen in den Vereinigten Staaten im letzten Jahr erklang in der zweiten Hälfte der Martin Luther King-Klassiker „We shall overcome“, gefolgt vom Lieblingslied des Bürgerrechtlers „Precious moment, take my hand“, das Tiffany Mosley in Anlehnung an die Gospellegende Mahalia Jackson sang. Das Publikum bewies bei diesem Stück, dass es auch im Dreivierteltakt ohne Probleme mitklatschen kann. Mit bombastischen Orgelklängen, sphärischem Chorgesang und rockigen Rhythmen ließ „Go down, Moses“ die Pfarrkirche erbeben.

Zu Tränen rührte Bischof Charles Lyles mit seinem Solo „I have the Faith“, das in seiner Intensität immer eindringlicher wurde, bis endlich der Hintergrundchor für etwas Entspannung sorgte. Nach dem großen Schluss-Amen konnte an diesem Abend noch nicht Ende sein. Dafür waren die Besucher viel zu aufgeputscht von dieser fulminanten Gospel-Breitseite: sofort wurden die Zugabe-Rufe laut. Die Musiker nahmen das Stichwort auf und improvisierten mal eben einen „Zugabe“-Song. Das obligatorische „Oh happy Day“ fegte ein letztes Mal amerikanische Glaubensfreude durch die neblige Nacht über dem Brohlbach.

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