Hochwasser Rech und Mayschoß bekommen Brücken über die Ahr

ALTENAHR · Die Gemeinden Rech und Mayschoß erhalten moderne Brücken über die Ahr. Andere Dörfer in der Verbandsgemeinde Altenahr warten noch auf Ersatz für defekte oder von Hochwasser fortgerissene Bauwerke.

 Die neue Brücke in Mayschoß ist eingehoben worden und soll demnächst fertig sein.

Die neue Brücke in Mayschoß ist eingehoben worden und soll demnächst fertig sein.

Foto: Martin Gausmann

Brücken haben etwas Verbindendes – aber nur, wenn sie standfest und passierbar sind. Sind sie defekt oder werden gar von Hochwasser weggerissen wie im Juni 2016, können Sanierung oder Ersatz so richtig teuer und langwierig werden. Manchmal, wenn schnelle Lösungen winken, zeigt sich bei näherem Hinsehen doch noch ein Pferdefuß. Da taugen die Widerlager nicht, da muss der Weg höher übers Wasser geführt werden, da liegen Leitungen, wo sie nicht vermutet worden sind, da bleiben Zuschusstöpfe zu. 2016 hat der General-Anzeiger die Sachlage am Beispiel von Brücken in der Verbandsgemeinde Altenahr geschildert. Die Bilanz nach zwei Jahren macht deutlich, wie kompliziert es sein kann, Verbindungen zu realisieren.

Die Gemeinde Rech steht eigentlich ganz gut da. Die Fußgängerbrücke am Herrenberg über die Ahrtalbahn ist seit Anfang 2017 fertig. Zwar wurde das Projekt wesentlich später vollendet als vorgesehen. Die Widerlager der alten Brücke, die wieder genutzt werden sollten, hatten „nicht die nötige Ertüchtigung“, wie Bürgermeister Hans Dieter Kutscher formuliert, sie mussten mit Eisen verstärkt werden. Das war so nicht vorgesehen, neue Berechnungen mussten her, mehr Zuschüsse beantragt und mehr Geld aufgetrieben werden. Folglich wurde der Neubau erheblich verzögert und mit etwa 500 000 Euro um etwa 150 000 Euro teurer als ursprünglich vorgesehen.

Dazu kommt, dass die Gemeinde Rech noch Schulden von der Sanierung der Nepomuk-Brücke vor sich herschiebt, an der es schon wieder Arbeit gibt. An den Pfeilern hat die Ahr Erde und Kies abgelagert. Die Anschüttungen sind bereits so massiv, dass sie den Fluss bei Hochwasser stauen könnten. Darum ist die Gemeinde dabei, das Material auszubaggern und wegzuschaffen. „Leider muss Rech das selbst bezahlen, und das kostet uns richtig Geld“, ärgert sich Kutscher. Er versteht nicht, „dass an anderen Stellen der Ahr großflächige Renaturierungen durchgeführt werden, aber Rech außen vor steht“. Die Brücke sei Ursache der Anschüttungen, werde argumentiert, sagt Kutscher und damit das Dorf zuständig.

Dernau: Anschüttungen der Ahr setzten Brückenbogen zu

In einer ähnlichen Lage war Dernau, wo die Anschüttungen der Ahr einen der drei Brückenbögen an der Steinbergsmühle komplett zugesetzt hatten. Auf Gemeindekosten wurde das Material ausgebaggert und entsorgt. Jetzt bekommt das Gelände allerdings noch so etwas wie einen „Feinschliff“ in Zusammenhang mit Renaturierungsmaßnahmen an der gesamten Ahr, berichtet Bürgermeister Alfred Sebastian.

In Mayschoß schaut Bürgermeister Hubertus Kunz zuversichtlich den nächsten Tagen entgegen, in denen die neue Brücke zum Sportplatz aus Fertigteilen, die am Wochenende eingehoben wurde, vollendet werden soll. Verzögerung ist auch hier das Stichwort für die zähe Realisierung des Projekts, mit dem schon zu Zeiten begonnen worden war, als Hans-Ulrich Jonas noch Bürgermeister war. Zwar hat Kunz von seinem Vorgänger sozusagen fertige Pläne für eine Erneuerung des maroden Bauwerks geerbt. Vor der Realisierung kam aber das Hochwasser, riss Bretter mit sich, die Brücke entwickelte sich zum Stauwerk.

So musste der Mayschosser Rat Überlegungen zur Abhilfe anstellen. Für mehr Durchfluss sollte der Neubau 50 Zentimeter höher werden. Dazu mussten die beiden Pfeiler im Fluss stabilisiert und mit Betonkappen erhöht werden, und schließlich stellte sich heraus, dass bei einer höheren Brücke die Zufahrt von der Bundesstraße her nicht mehr klappen würde. Die Brücke führt zum Sportplatz und zum Klärwerk. Plötzlich sollte alles noch wesentlich teurer werden. Dem schob der Rat einen Riegel vor, schrieb die Gewerke neu aus und fand Modalitäten, die Sache für etwa 270 000 Euro zu realisieren, zwar mit nur einer geringen Verteuerung, aber mit einem ganzen Jahr Verzögerung.

Eine neue Planung für Ahrbrück

In Ahrbrück schien die Sache schnell zu gehen. Dort sollte die alte, nicht mehr genutzte Bahnbrücke weichen und ein neuer Überweg über die Ahr geschaffen werden, vor allem für den Radweg, der im Ort bislang noch ein Stück über die stark befahrene Bundesstraße 257 verläuft. Die Abrissarbeiten gingen zügig voran, aber dann stockte das Vorhaben. Wie Michael Thelen vom ausführenden Landesbetrieb Mobilität in Cochem erklärt, wurde bei genauerem Hinschauen sichtbar, dass im vorgesehenen Gründungsbereich Hauptversorgungsleitungen verlaufen. Die könnten aber nur mit hohem finanziellen Aufwand umgelegt werden. Daher auch hier eine neue Planung. Künftig soll eine kleine Brücke die Stelle am linken Ahrufer überspannen. Der Bauauftrag wurde vergeben. Noch in diesem Jahr sollen die Widerlager und eine Mittelstütze errichtet werden. Zur gleichen Zeit könnte die vorgesehene Aluminiumbrücke angefertigt und 2019 eingehoben werden. Danach folgt der Anschluss des Radwegs an die neue Brücke.

Bürgermeister Rüdiger Fuhrmann aus Altenahr hat es mit gleich drei Brücken zu tun. Maßnahmen in puncto Fußgängerbrücke über die Ahr in Altenburg hat der Rat hintangestellt, bis die beiden anderen Bauwerke stehen. Und da zeichnet sich vielleicht doch für den vom Hochwasser fortgerissenen Steg im Langfigtal eine Lösung ab. Zwar waren die Planungen vollendet, aber alle Zuschusstöpfe beim Land zu. Die Gemeinde allein kann die Kosten nicht schultern. Folge: Aus dem Baubeginn in diesem Frühjahr wurde nichts. Jetzt zeichnet sich laut Fuhrmann eine Möglichkeit der Finanzierung aus dem Bereich Wasserwirtschaft im Umweltministerium des Landes ab. Denn die neue Brücke werde im Vergleich zu dem alten Steg den Wasserabfluss bei Hochwasser deutlich verbessern, führt Fuhrmann aus. Er hofft noch im Herbst auf Klarheit aus dem Ministerium über die Zuschusshöhe und damit auch über den Gemeindeanteil an den Kosten.

Dem muss der Kreis anschließend zustimmen. Wenn sich die offenen Fragen für die Gemeinde positiv klären lassen, könnte der Bau im August 2019 beginnen, sagt Fuhrmann. Unwägbarkeiten gibt es noch bezüglich der Radwegbrücke am Seilbahn-Parkplatz, obgleich der Bund 100 Prozent der Baukosten übernimmt und die Gemeinde die Planungskosten. Im Oktober soll der Gemeinderat erst einmal entscheiden, ob die vorhandene Konstruktion instand gesetzt oder besser eine neue Brücke an anderer Stelle gebaut werden sollte, sagt Fuhrmann.

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